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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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»Ich bin ja Musiker ...«
    Leandra deutete auf die Stufe. »Mach mal vor!«
    Victor war plötzlich unsicher und hob die Achseln.
    »Na los!«, sagte Leandra. »Nur keine Scheu!«
    Victor hob abermals die Schultern und begann dann mit den Hölzern eine kleine rhythmische Figur auf der steinernen Stufe zu klopfen. Es war unüberhörbar - er besaß ein ausgeprägtes rhythmisches Gefühl und eine hohe Fingerfertigkeit.
    Alle Magier hatten verdrießliche Gesichter aufgesetzt, nur Leandra lächelte.
    »Eine Trommel ist nicht nur dazu gedacht, darauf zu hauen«, stellte sie lächelnd fest und stemmte die Fäuste in die Hüfte. »Eine Trommel ist doch ein Rhythmus-Instrument, oder? Ich wette, dass auch die Canimbra rhythmisch geschlagen werden muss. Laut und leise, schnell und langsam ... was meint ihr?«
    Munuel hob die Arme in die Luft. »Ja, du hast zweifellos Recht! Aber wie soll das einer von uns lernen - so, wie Victor das kann? Wir würden uns die Finger brechen!«
    Leandras Grinsen wurde immer breiter. »Weißt du noch, was du über denjenigen sagtest, den es brauchte, um die Canimbra zu beherrschen?«
    Munuel starrte sie irritiert an.
    Leandra lachte auf. »Du sagtest, die Canimbra verlange nach einem Menschen, der Harmonie, Bescheidenheit und Friedfertigkeit in sich vereint. Und dass Victor sogar besser geeignet wäre als Ötzli!«
    »Du meinst...«
    »Ja, beim Felsenhimmel! Hast du nicht gemerkt, was vorhin mit dem Trivocum geschah, als er die Canimbra anschlug? Sie war so stark wie eine Mauer aus Granit! Und beim zweiten Schlag - keinerlei Verwerfung, keine Risse!«
    Munuel stieß einen Luftschwall aus. »Ja ...«, sagte er gedehnt. »Das ist wohl richtig - aber ... nun, er ist kein Magier!«
    Leandra hob beschwörend die Arme. »Wer sagt, dass nur Magier die Stygischen Artefakte beherrschen können?
    Ich bin doch selbst eigentlich keine Magierin! Nur eine kleine Adeptin mit sehr bescheidenen Fähigkeiten. Aber ich kann die Jambala beherrschen! Ich wette, dass sogar ein einfacher Mann von der Straße mit der Jambala kämpfen könnte, wenn sie ihn nur akzeptierte!«
    Munuel war in tiefes Schweigen versunken.
    »Du meinst... die Canimbra hätte ihn akzeptiert?« Damit deutete Tharlas auf Victor, wie man auf einen Salatkopf mit blauen Blättern gedeutet hätte.
    »Wenn ich noch einigermaßen bei Sinnen bin, dann hat sie genau das getan!«, ereiferte Leandra sich. »Er hat auch schon mit der Jambala gekämpft!«
    Victor schoss in die Höhe. »Also doch!«, rief er. »Ich hab die ganze Zeit gedacht, ich hätte irgendein Schwert in der Hand gehabt... ich hätte es irgendwie verwechselt ...«
    Munuel drängte sich nach vorn. »Was soll das? Wer hat mit der Jambala gekämpft?«
    Leandra war die Zufriedenheit in Person. »Er gehört zu uns!«, sagte sie leise. Sie zog die Jambala hervor und hielt sie Munuel hin. »Hier! Fass sie an! Dir wird nichts geschehen!«
    Munuel wich zurück und schüttelte den Kopf. Leandra drehte sich herum und hielt sie Victor hin. Der zögerte nicht und nahm sie.
    Die Magier stöhnten auf - aber nichts geschah.
    »Es bedeutet nicht, dass er damit kämpfen könnte!«, sagte Leandra. »Ich meine, gekämpft hat er schon mit ihr - aber sie würde ihm ihre Kräfte nicht geben. Dennoch darf er sie berühren. Er gehört eben zu uns!«
    Munuel war völlig verwirrt. »Ich verstehe nicht... wann hat er mit ihr gekämpft?«
    Leandra ließ sich neben Victor auf den Hintern fallen und schmiegte sich voller Wärme und Zuneigung an ihn.
    »Als er mir das Leben rettete. In der Scheune, wo die beiden Soldaten mich überfielen. Ich ahnte es nur, aber jetzt ist es mir klar geworden. Er hatte die Jambala in der Hand. Ich habe Blutspuren darauf gefunden -und ich...
    ich habe niemals gegen einen Menschen damit gekämpft!«
    Munuel sah zu Victor, und der zog unschuldig lächelnd die Schultern hoch.
    Der alte Magier fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht, so als wollte er sich eine heftige Verkrampfung aus den Zügen massieren. »Also, dann ...«, meinte er, sprach aber nicht weiter.
    Tharlas meldete sich zu Wort. »Aber ... wenn er tatsächlich der Träger der Canimbra sein will«, sagte er, »dann müsste er doch wenigstens das Trivocum beobachten können! Woher soll er sonst wissen, was die Canimbra dort bewirkt?«
    Leandra nickte, als hätte sie diese Frage längst erwartet. »Das ist das Allererste, was ein Novize lernt. Ich bin sicher, ihr könnt ihm das in weniger als zwei Tagen beibringen.«

38 ♦ Das

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