Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
magischer Ereignisse mit ihrer Magieform zu unterlassen - aber ihre Forderung wurde ausgeschlagen. Danach kam es zu einem Ereignis, das vollkommen außer Kontrolle geriet. Eine fürchterliche Kreatur gelangte aus dem Stygium ins Diesseits und verwüstete einen ganzen Landstrich. Nur mit größter Anstrengung konnten die Gildenmagier das Monstrum wieder zurück ins Stygium jagen. In der Folge kam es zum offenen Konflikt. Die verantwortliche Gruppe sollte sich auflösen, und als sie das nicht tat, erklärte man sie für abtrünnig und geächtet.«
Leandra nickte ihm zu. »Und dann war es so weit.«
»Nein, noch nicht. Die abtrünnigen Magier sollen dies als eine unverzeihliche Beleidigung aufgefasst haben. Sie brachen alle Kontakte ab und verschwanden.«
»Tatsächlich? Und dann?«
»Lange Zeit geschah nichts; dann aber, nach einigen Jahren, ereigneten sich überall im Land grauenvolle Dinge. Es gab reihenweise Morde an hohen Würdenträgern, Dörfer und Städte wurden von Horden dunkler Wesen verwüstet, und Magier der Gilde wurden angegriffen, wo immer sie sich aufhielten. Frauen wurden entführt und tauchten nie wieder auf.«
Ein unangenehmer Schauer kroch Leandras Rücken herauf. Sie fragte sich, ob sie ihn deswegen verspürte, weil Munuels Erzählung so furchterregend war - oder vielmehr, weil sie sich inzwischen gar nicht mehr wie eine Legende anhörte, die er einmal vernommen hatte, sondern mehr wie ein schrecklicher Tatsachenbericht, über den er nur allzu gut Bescheid wusste.
Munuel fuhr fort. »Schließlich erkannte man die Handschrift der Magieform der Abtrünnigen und entdeckte den Ort, an dem sie ihre Macht konzentriert hatten. Es soll in einem Katakombensystem unterhalb des Palastes der damaligen Hauptstadt des Reiches gewesen sein. Heute weiß allerdings niemand mehr, wo das war. Die Magier der Gilde zogen all ihre Kräfte zusammen und griffen diesen Ort an.«
»Und dann war es aus mit ihnen!«, sagte Leandra.
Munuel schüttelte den Kopf. »So schnell ging das leider nicht. Die Magiergilde musste feststellen, dass die fremde Magie der Abtrünnigen mächtiger als alles war, was die Gilde aufzubringen vermochte. Im Kampf hatten die Gildenmagier nicht den Hauch einer Chance gegen sie.«
»Beim Felsenhimmel - wie wurden sie schließlich besiegt?«
»Tja, man kann leider nicht sagen, dass es einen Sieger gab. Das Dunkle Zeitalter kam und damit musste die ganze Welt den Preis bezahlen. Die Gildenmagier hatten nach einem Mittel gesucht, das sie gegen die Übermacht ihrer Feinde einsetzen konnten. Und sie fanden auch etwas - was es war, gehört wieder einmal zu dem geheimen Gildenwissen, es muss eine Art Waffe gewesen sein. Mit ihr zogen sie gegen die Abtrünnigen, und
77 tatsächlich sah es so aus, als hätten sie nun das Übergewicht. Sie drangen in die Katakomben ein und stellten die Abtrünnigen zu einer gewaltigen Schlacht.
Es war bald klar, dass die Abtrünnigen unterliegen würden. Dann kam es zu dem verhängnisvollen Ereignis: Sie brachten all ihre Kräfte auf und entfesselten das Äußerste an stygischer Energie, zu der sie fähig waren. Es war eine Kraft der blanken Vernichtung - nicht dazu gedacht, einen Gegner niederzuringen, sondern nur noch dazu, die ganze Welt zu vernichten. Die Gildenmagier stemmten sich mit all ihrer Macht dagegen, aber es half nichts.
Die ganze Hauptstadt soll damals in einer einzigen Sekunde in Schutt und Asche gesunken sein. Danach begann dann das Dunkle Zeitalter. Das Trivocum brach völlig zusammen, und die Welt wurde von einer gigantischen Flutwelle stygischer Kräfte durchspült.«
Leandra stieß einen Luftschwall aus. »Bei den Kräften! Es muss Tausende von Toten gegeben haben!«
»Tausende? Sei nicht naiv, Leandra. Es waren Millionen. Ziemlich sicher lebten vor dem Dunklen Zeitalter viel mehr Menschen in der Höhlenwelt als heute!«
Leandra starrte Munuel an. So große Zahlen hatten für sie etwas Unvorstellbares. Munuel hatte sie auch in Mathematik unterrichtet, und sie wusste durchaus, was eine Million war. Aber es gab nichts in der Höhlenwelt, was man in Millionen zählte. Das eine Dorf hatte hundert Einwohner, das andere dreihundert, und eine größere Stadt vielleicht tausend. Savalgor sollte sogar ein Vielfaches davon haben, aber dies alles war nichts im Vergleich zu den Zahlen, die Munuel jetzt nannte. Millionen von Toten! Völlig unvorstellbar.
An diesem Abend erreichten sie kurz vor Einbruch der Dunkelheit ein kleines Gasthaus. Sie waren die
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