Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
bedrückt. Natürlich, das hatte sie gelernt - aber sie hatte die Gefahren nicht richtig einzuschätzen verstanden.
»Und was hat es mit dem Magier auf sich, der dies verursacht hat?«
Munuel schüttelte den Kopf. »Das ist eine Legende, die im Gegensatz zum Dunklen Zeitalter nicht bewiesen ist.
Manche Gildenhistoriker glauben, sie sei nur in den Köpfen der einfachen Leute entstanden, um irgendwie den Anbruch des Dunklen Zeitalters zu erklären. Andere meinen, dass sie zu komplex und inhaltsreich ist, um frei erfunden zu sein.«
»Und was erzählt nun diese Legende?«
Munuel setzte sich zurecht. Zu ihrem Erstaunen wirkte er sehr bedrückt. Das erschien ihr verwunderlich bei einer Geschichte, die so lange zurücklag. Zweitausend Jahre!
»Dieser Magier war vermutlich nicht allein«, erklärte Munuel. »Es soll sich vielmehr um eine Gruppe von verstoßenen Magiern gehandelt haben. Dieser eine war ihr Oberhaupt und verfügte über eine unvorstellbare Macht. Damals gab es noch keine Ordenshäuser oder Magiergilden. Viele Magier arbeiteten auf eigene Faust, sie hatten sich bestenfalls in kleinen Gruppen zusammengetan. Oft gab es Konflikte zwischen den Gruppen, besonders, wenn sie gegenseitig ihre Methoden ablehnten. Herrscher, Handelsfürsten, Feldherren und selbst die Hierokraten bedienten sich magischer Kräfte nach Belieben. Aber all dies führte zu so viel Leid und Verdruss, dass sich eines Tages die wichtigsten Magier der damaligen Zeit zusammentaten und beschlossen, man müsse alle Magier einen.
Viele Magier ließen sich überzeugen und schlössen sich an, und die meisten von ihnen verzichteten sogar auf ihre speziellen Techniken, um sich einer anerkannten und beherrschbaren Form der Magie zu bedienen. In dieser Zeit kam der Begriff Elementarmagie auf. Doch als man endlich eine gewisse Ordnung in die Welt der Magie gebracht hatte, stellte sich heraus, dass es noch eine zweite Gruppe von Magiern gab, die genau das Gleiche getan hatte. Diese zweite Gruppe bediente sich jedoch einer anderen Magieform. Welche das war, steht nur in den allergeheimsten Büchern der Gilde - Leute wie du oder ich werden das wohl niemals erfahren.«
Er sah Leandra von der Seite her an. Ihre Augen klebten förmlich an seinen Lippen, der Wissensdurst stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Munuel blickte wieder nach vorn und seufzte. »Es kam zum Streit zwischen den beiden Gruppen. Man diskutierte über viele Jahre hinweg. Unterdessen schlössen sich immer mehr Magier der Gilde an, aus der später auch das Cambrische Ordenshaus hervorging. Zurück blieb eine Gruppe von Fanatikern, die sich nicht davon abbringen lassen wollte, ihre speziellen Techniken anzuwenden. Sie muss sehr mächtig und gefährlich gewesen sein.«
»Das klingt ein bisschen nach dem, was Remoch erzählte. Gefährliche Magieformen.«
Munuel nickte. »Ohne Zweifel wirst du irgendwann selbst einmal mit der einen oder anderen Abart konfrontiert werden. So etwas ist nie völlig auszurotten, deswegen seine Warnung. Es gibt zu jeder Zeit Magier, die sich nicht an den Kodex halten wollen. Ich bezweifle, dass allzu viele von ihnen wissen, worauf sie sich einlassen.«
Leandra schwieg. Es klang beinahe, als habe Munuel selbst schon solche Erfahrungen gesammelt.
»Und dann kam es zum Kampf zwischen den verfeindeten Gruppen?«, fragte sie.
»Noch nicht gleich. Da man sich nicht einigen konnte, beließ man es fürs Erste dabei. Zuerst gab es keine direkte Feindseligkeit - so berichtet es jedenfalls die Überlieferung. Doch eines Tages änderte sich das. Die Historiker sind sich nicht einig, ob lediglich der größte unter den Fanatikern an die höchste Machtposition gelangte oder ob diese Magier ein besonderes Ziel erreichen wollten. Es gibt sogar eine Legende über einen Handel, den eine Gruppe von Magiern mit einer fremden Macht abschloss.
Vielleicht wollte sich auch irgendein machtbesessener Fürst gewisser Kräfte versichern, um es zu Reichtum und Einfluss zu bringen. Das weiß heute niemand mehr. Jedenfalls wirkten die Mitglieder dieser Gruppe verschiedene magische Ereignisse von großer Tragweite - mit ihrer fremden Magieform. Dabei kam es zu großen Komplikationen - Risse im Trivocum entstanden und Menschen wurden getötet.«
Wieder machte er eine Pause, und Leandra kam es immer mehr vor, als lege Munuel in Wirklichkeit eine Beichte ab. Sie sagte aber nichts dazu.
»Die neue Magiergilde forderte die Gruppe der Abtrünnigen unmissverständlich auf, das Wirken kritischer
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