Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
beugte sich vor und flüsterte: »Stimmt es, dass die sich zankenden Thronanwärter Magie mit ins Spiel bringen?«
Wie auf ein Kommando schauten sich seine Gäste gegenseitig ratlos an, als hätten sie noch nie von diesem Verdacht gehört. Obwohl die Überzeugungskraft dieser gemeinsamen Geste kaum zu überbieten gewesen sein dürfte, begann der Wirt zu grinsen.
»Ich verstehe Eure Vorsicht, Ihr würdigen Herren«, sagte er, richtete sich auf und stemmte die mächtigen Fäuste in die Hüften. Er nickte Leandra und Caori zu, um auch ihnen Respekt zu erweisen. Der Mann schien sich mit Magiern auszukennen. Wie zur Bestätigung sagte er: »Ich darf mich glücklich schätzen, dass die hohen Herrn der Gilde aus dem Ordenshaus oft bei mir einkehren. Ich kenne sie alle und weiß somit, dass ihr neu in Savalgor seid. Ich vermute, Ihr kommt aus Mornewald - oder aus Angadoor.«
Die Betroffenheit stand allen ins Gesicht geschrieben. Der Wirt lachte leise auf.
»Keine Sorge, Euer Geheimnis ist bei mir sicher, hohe Herrn. Ich mache mir nur einen kleinen Spaß daraus, Euch Magier hin und wieder ein wenig... nun, sagen wir, zu überraschen. Es gibt nämlich auch eine Magie des Volkes, wisst Ihr? Sie heißt Menschenkenntnis. Gastwirte sind darin kaum zu übertreffen. Im Übrigen stehe ich auf Eurer Seite, sonst dürfte ich wohl kaum so viele Magier zu meinen Gästen zählen. Meiner Meinung nach sollte man diese eitle Höflingsbrut aus der Stadt jagen und einen einfachen, ehrlichen Mann zum Shabib machen.
Was wollt Ihr nun haben?«
»Die Überraschung ist dir gelungen, Wirt«, sagte Remoch. »Du hast Recht, mitunter muss man uns Magier darauf hinweisen, dass wir nicht allein über Weitsicht verfügen. Nun, dann bring uns ein paar Krüge Bier und ...«,- er blickte Leandra überlegend an - »... und ein Kännchen Tee für diese junge Dame hier. Und Brot, Käse und Wurst.«
Der Wirt nickte und ging. Bald schon kam er zurück und brachte das Verlangte.
Sie aßen und tranken schweigend. Leandra stand ganz im Banne der Würde und Ernsthaftigkeit der alten Männer. Nicht mehr lange, und sie war auf sich allein gestellt. Munuel hatte ihr viele neue Dinge erzählt, aber das war ihr noch lange nicht genug. Am liebsten hätte sie diese vier noch stundenlang nach allem möglichen ausgefragt - aber leider war das nicht mehr möglich.
Sie blickte zu Bamtori, dem dunkelhäutigen Veldoorer Magier, den sie während der letzten Tage kaum ein Wort hatte reden hören. Ein seltsames Geheimnis umgab diesen Mann. Das Einzige, was sie über ihn sagen konnte war, dass er ein seltsam geformtes, offenbar sehr kostbares Schwert bei sich trug.
Remoch holte ein paar Münzen aus der Tasche, ließ sie auf den Tisch klimpern und schob seinen Teller beiseite.
»Wir werden nun aufbrechen. Im Ordenshaus wird man uns schon erwarten.«
Munuel nickte Remoch, Caori und Bamtori zu, die sich erhoben hatten, während er und Leandra noch saßen.
»Ich will mich von Leandra noch kurz verabschieden«, erklärte er dem Gildenmeister. »Ich komme bald nach.
Geht schon voraus.«
Remoch nickte, verbeugte sich knapp vor Leandra und wandte sich zum Gehen. Caori und Bamtori folgten ihm.
Dann waren sie verschwunden.
Leandra blickte Munuel überrascht an. »Du willst nicht, dass ich mit ins Ordenshaus komme?«, fragte sie.
Munuel schüttelte den Kopf. »Unsere Wege trennen sich hier«, antwortete er. »Ich verstehe deine Neugier, aber du würdest ohnehin nichts erfahren. Was sich bezüglich dieser Sache ergeben wird, spielt sich in den oberen Stockwerken des Ordenshauses ab, wenn du verstehst, was ich meine. Wahrscheinlich würden wir uns gar nicht mehr sehen, denn du hast keinen Zugang zu diesen Bereichen. Dort sind nur die Gildenmeister, Altmeister und der Primas zugegen. Kein Ort für Adepten.«
Leandra zuckte einsichtig die Schultern.
»Du solltest nun damit beginnen, deinen eigenen Weg zu gehen«, fuhr Munuel fort. »Du willst schließlich deine Wanderschaft beginnen, erinnerst du dich?«
Sie studierte die Falten seines Gesichts und fühlte sich plötzlich ein wenig verloren. Zum ersten Mal in ihrem Leben würde sie für längere Zeit ganz auf sich allein gestellt sein. Und da war immer noch dieses ungewisse Gefühl, das in ihr nagte, nachdem sie Zeugin des Vorfalls mit Limlora geworden war.
Munuel erriet ihre Gedanken. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Kind«, sagte er. »Solange niemand weiß, was du gesehen hast, wird sich niemand um dich
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