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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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hinauf. Die Menschen hatten, da man nicht in die Breite ausweichen konnte, in die Höhe gebaut. Manche der Gebäude waren sechs oder gar sieben Stockwerke hoch. Mit den unglaublichsten Konstruktionen hatte man dem begrenzten Platz noch ein paar Ellen Lebensraum abgerungen. Säulen, Balken, Streben, hölzerne und steinerne Stützen trugen verwegene Erker, Überbauten oder Balkone, die in großer Höhe an den zerbrechlich wirkenden Häusern angebaut waren. Keines von ihnen besaß jedoch das Fundament eines wirklich großen Gebäudes. Die allermeisten waren vor langer Zeit als einfache, kleine Steinhäuser erbaut worden, um nicht mehr als eine sechsköpfige Familie zu beherbergen. Im Laufe der Jahrhunderte hatte man die Häuser immer höher aufgestockt. Savalgor ähnelte einer Ansammlung von unzähligen schiefen und krummen Türmen, die sich gegenseitig mit Balken, Säulen und Verstrebungen stützten - wie ein Gruppe Betrunkener, von denen jeder darauf hofft, dass der andere, der ihm gerade Halt bietet, nicht durch irgendeinen dummen Zufall umfällt oder über etwas stolpert.
    Es gab eine strenge Baupolizei, die darüber wachte, dass die Leute nicht unkontrolliert weiterbauten. Zum Glück bestand das Baumaterial überwiegend aus Granitgestein. So bestand wenigstens keine Gefahr, dass im Laufe der Zeit die Bausubstanz marode wurde. Doch es gab andere Sorgen. Allzu verwegene Konstruktionen waren bereits eingestürzt; einmal hatte ein riesiger Turm, dessen Fundament unter seinem Gewicht nachgab, einen halben Marktplatz unter sich begraben, und viele Leute waren erschlagen worden. An einer anderen Stelle war eine ganze Kette von Häusern eingestürzt, von denen ein tragendes den Halt verloren hatte. Seither passte die Baupolizei genauestens auf. Die Bevölkerung von Savalgor war seit mehr als vierhundert Jahren konstant. Nur für einen, der von Savalgor wegzog, durfte sich ein neuer Bewohner ansiedeln.
    Auf den Straßen herrschte an diesem Abend reges Treiben. Savalgor war die einzige Stadt von Akrania, die über gepflasterte Straßen und sogar ein Abwassersystem verfügte. Sonst wären in einer so engen Stadt die nassen Jahreszeiten kaum auszuhalten gewesen. Während andere Städte im Schlamm versanken, plätscherte in Savalgor das Wasser durch die Kanäle davon. Schnee gab es hier im Winter kaum; die Stadt erzeugte so viel Wärme, dass sich selbst im tiefsten Winter kaum eine Flocke auf den Dächern oder in den Straßen zu halten vermochte. Auch im Sommer war das Klima meist mild, da durch die Straßen und Gassen immer eine schwache Brise von der See strich.
    Die kleine Gruppe einigte sich darauf, noch zum Abendessen einzukehren. Unterdessen wollte man einen Boten zum Ordenshaus senden, um ihre Ankunft anzukündigen. Dann würden sich die Wege von Leandra und den Magiern trennen.
    Das große ummauerte Ordenshaus der Magiergilde war schon am Ende der Straße zu sehen, als sie sich für ein kleines, freundlich aussehendes Gasthaus entschieden, das seihe hölzerne Tafel: Alte Cambrische Schenke in die Straße hinausreckte.
    Es war wenig Betrieb, und sie konnten sich einen großen Tisch aussuchen. Leandra staunte, wie neu hier alles aussah. Das Mobiliar war schön und gepflegt - nicht von der derben Machart wie in den Landgasthöfen von Nordakrania. Der Boden war aus Parkett anstatt aus gestampfter Erde, und auf den Tischen brannten wohlriechende Talglichter anstelle der stinkenden und rußenden Öllampen, wie Leandra sie von den Wänden des Gasthauses Zum Bären her kannte. Hier in der Stadt waren die Dinge eben anders.
    Sie setzten sich, und der Wirt kam herbei.
    Er war ein muskulöser Mann mit flacher Stirn und tiefen Tränensäcken unter den dunklen Augen. Er trug einen dichten, schwarzen Schnurrbart, der so kompakt wirkte, als wäre er aus Stein gemeißelt. Er begrüßte die Ankömmlinge höflich und fragte, was er bringen solle.
    Während sie über das Mahl berieten, fragte Munuel beiläufig, wie es denn dem alten Shabib Geramon ginge. Sie wären seit einer Woche unterwegs gewesen und hätten keine Neuigkeiten erfahren.
    »Geramon?«, brummte der Wirt. »Nun, es scheint, als wollte uns der alte Drache doch nicht so bald verlassen. Er hat sich ein wenig erholt. Zum Glück hat sich das heißblütige Jungvolk, das lautstark um seine Nachfolge kämpft, wieder zurückgezogen. Seid Ihr Magier? Wollt Ihr zum Ordenshaus?«
    Remoch nickte knapp, versuchte aber keine weitere Aufmerksamkeit auf diesen Umstand zu lenken.
    Der Wirt

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