Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
Meister!«
Chast jauchzte innerlich auf. Es waren nun schlimmstenfalls noch vier oder fünf. Bei diesem Tempo würde er sie bald alle haben. Und dann kam es zum Paukenschlag! Es würde keinen mehr hier geben, dem nicht vor Schreck und Staunen der Mund offen stehen bliebe!
Es war eine Sache von Sekunden, während derer Victor sich vielleicht hätte retten können. Aber er besaß nicht die Erfahrung und das Reaktionsvermögen eines Jacko, dem dies möglicherweise gelungen wäre.
Er lief als Letzter, vor ihm Leandra und Tharlas, und sie befanden sich in einem dunklen Kanal, in dem von überall her Wasser zusammenlief. Es war gekommen, wie er befürchtet hatte - Munuel und Hennor waren nicht wieder aufgetaucht, nur ein entferntes Rumpeln hatte von einem möglichen Kampf gekündet.
Er hatte sich schwer zusammennehmen müssen, um nicht in kopflose Panik auszubrechen. Diese verfluchten, leeren Katakomben machten ihm mehr Angst als die furchtbare Nacht im Wald, als er mit Leandra gegen die Dunkelwesen gekämpft hatte. Leandra war wieder die Wachsamkeit in Person, sie hatte schon zwei Bleiche niedergestreckt, die aus der Dunkelheit aufgetaucht waren, schneller, als Tharlas eine Magie hätte wirken können.
Sein Mut und seine Zuversicht hatten sich ein wenig verbessert, nachdem aus einem Seitengang drei stinkende Kreaturen auf sie zugestürzt waren und er eine davon mit seinem Schwert niedergemacht hatte. Tharlas hatte die beiden anderen mit irgendeinem seltsamen Zauber in rötlichen Dampf aufgelöst. Tharlas war, das hatte Victor erst jetzt so richtig mitbekommen, ein unerhört mächtiger Magier. Er mochte den Fähigkeiten eines Munuel nahe oder gar gleichkommen.
Nun schlichen sie schon seit Minuten durch schweigende Gänge, zu denen Tharlas einen Zugang eröffnet hatte, indem er auf magischem Wege einige schwere Mauersteine so lange verschob, bis eine Mauer eingebrochen war.
In den Gängen stank es nach Fäulnis und Verwesung. Victor trug die Canimbra auf dem Rücken - über ihre Einsatzmöglichkeiten war er sich augenblicklich sehr im Unklaren.
Sie hatten gerade eine Gangbiegung umrundet, als das Unglück geschah.
Unter ihm gab etwas nach und er sackte zwei Hand breit tief ab, so als hätte eine Schwelle unter seinem Gewicht nachgegeben. Er stieß einen überraschten Fluch aus und versuchte davonzuspringen, aber er konnte keine richtige Sprungkraft entwickeln und kam nur ein paar Finger breit hoch.
Tharlas und Leandra fuhren herum, aber dann war es schon zu spät. Von oben krachte ein mächtiges Eisengitter herab - genau zwischen ihm und seinen Gefährten. Er sprang auf und griff nach den Stäben, schrie aber im nächsten Augenblick auf und riss die Hände von ihnen weg. Sie besaßen irgendeine magische Ladung.
»Bleib zurück!«, rief Tharlas, und Victor sah, wie sich der Magier konzentrierte und sich das schwere Eisengitter zu bewegen begann.
Dann aber wurde es noch schlimmer. Anstatt sich in irgendeine Richtung zu flüchten, war er auf seinem Fleck geblieben, und das rächte sich nun. Links und rechts schoben sich knirschend riesige Steinblöcke heran. Es hätte wohl noch die Möglichkeit gegeben, über den einen oder anderen von ihnen hinwegzuspringen -Victor aber wagte es nicht, er fürchtete, den falschen Weg einzuschlagen und in einer Sackgasse zu landen, in der er zerquetscht wurde. Nach wenigen Sekunden war er eingeschlossen.
»Es geht nicht!«, rief Tharlas wütend, und Victor sah entsetzt, dass die Eisenstäbe sich zwar unter der Gewalt von Tharlas' Magie bogen, jedoch nicht nachgaben.
Dann sprang Leandra heran. Sie hob die Jambala und drosch mit dem blanken Schwert auf die Gitter ein. Das zeigte Wirkung. Tiefe Scharten entstanden, nach fünf oder sechs beherzten Schlägen hatte sich schon eine Verbindung aufgespalten - sie glühte in der Farbe von erhitztem Metall. Dann hörte er Leandras Schrei durch das singende Geräusch ihrer Schläge.
»Victor! Gib Acht!« Sie deutete auf den Boden zu seinen Füßen.
Dort hatte sich ein Spalt aufgetan und innerhalb von Sekunden rutschten zwei riesige Bodenplatten nach rechts und links weg. Darunter gähnte ein dunkler Abgrund. Er schrie auf, wollte auf das Gitter zu rennen, um sich daran festzuhalten, aber er wusste, dass das nicht möglich war. Keuchend drängte er sich in eine Ecke des kleinen Raumes, der durch das Zusammenrücken der Steinblöcke entstanden war, und starrte mit aufgerissenen Augen hinab. Es war nichts zu erkennen außer völliger
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