Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
sie giftig an. Victor war mit zwei Schritten bei Jacko und packte ihn am Kragen.
Doch der große Mann hielt seinem Angriff leicht stand und zeigte ihm eine Grimasse, die signalisierte, dass er es nicht gern getan hatte, aber dass es nötig gewesen war.
Leandras Blick war ein wenig klarer geworden. Wut stand in ihren Zügen. Sie holte aus und klebte Jacko eine, der er leicht hätte ausweichen können. Aber er ließ es sich gefallen, wischte sich über die Wange und grinste Leandra böse an. »Schon besser, Mädchen! Reiß dich zusammen! Du wirst bald wieder gebraucht, verstanden?«
Er ließ die verdatterte Leandra los, und bevor sie sich wieder an Victor klammern konnte, begriff dieser und wandte sich schnell ab.
Leandra fluchte, stampfte wütend auf und marschierte dann an ihm vorbei zu Tharlas. »Was ist das für ein Loch?«, fragte sie ärgerlich.
»Weiß nicht. Irgendein Zugang. Aber er gefällt mir besser als dieses allzu einladende Portal da unter dem Turm.
Was meinst du?«
Leandra kniff die Augen zusammen. Jetzt war auch noch ihr Verstand gefragt! Victor beobachtete sie und beruhigte sich, als er sah, dass sie antworten wollte - dass sie langsam wieder zu sich kam.
»Den nehmen wir!«, sagte Jacko aus dem Hintergrund. »Wir können nicht ewig suchen. Ich geh und hole Munuel und Hennor!« Damit lief er davon.
Leandra hatte sich wütend umgewandt und starrte Jacko hinterher. Victor war klar, dass er sie ärgern wollte - aber zum Vergnügen tat er das nicht.
Er näherte sich dem Loch und leuchtete mit der Fackel hinab.
Eine enge Treppe führte ziemlich steil hinab, möglicherweise war das hier einmal ein Zugang für Arbeiter in die Kanalisation gewesen. Ob er zum Tempel von Yoor führte, war ungewiss.
Tharlas las die Frage von Victors Augen ab. »Ich weiß, es ist völlig offen, ob wir da was finden werden«, sagte er. »Aber wir sollten es versuchen - vielleicht können wir irgendwo in die Katakomben des Tempels durchbrechen. Durch den Zugang unter dem Turm kriegen mich keine zehn Mulloohs!«
Victor nickte. »Gut, dann versuche ich es mal!«
Er schob die Canimbra so weit nach hinten, wie es nur ging. Zum Glück war sie nicht so groß, dass sie zu einem echten Hindernis wurde. Er hielt sich am Rand des Lochs fest und stieg vorsichtig nach unten. Bald darauf erreichte er wieder festen Boden.
»Wie ist es da unten?«, zischte es von oben herab.
»Feucht!«, sagte Victor und hob die Fackel. Er stand in einem flachen, aber sehr weiten Raum, der sich, soweit er das beurteilen konnte, nach Norden und Osten erstreckte.
»Offenbar ein Kanalsystem. Hier gibt es kleine Rinnsale und Wasserbecken, und es scheint alles noch zu funktionieren.«
Er vernahm Gemurmel von oben, offenbar war Jacko mit den anderen zurückgekehrt. Er erschrak heftig, als er plötzlich merkte, dass Jacko bereits neben ihm stand.
»Spricht dafür, dass hier unten jemand haust«, flüsterte Jacko. Von seiner Auseinandersetzung mit ihm oder Leandra war dem großen Mann nichts mehr anzumerken. Jacko ging herum und studierte die Wasserrinnen.
»Wenn Wasser zu denen reinkommt, dann kommen wir auch rein! Los - das saubere Wasser fließt nach Osten.
Also dort entlang!«
Jacko grinste ihn an, und Victor erkannte den Vorteil, einen geübten Strategen bei sich zu haben. Auf diese Gedanken wäre er nicht so spontan gekommen. Er hörte hinter sich die anderen leise herabsteigen. Dann hob er die Fackel wieder und folgte Jacko.
»He! Ich muss dir noch was sagen!«
Jacko blieb stehen.
»Du solltest dich lieber nicht darauf verlassen, dass die Jambala so etwas ein zweites Mal tut. Ich meine, dass sie ihre Kraft auf dein Schwert überträgt, verstehst du?«
Jacko grunzte irgendwas.
»Sie ist sehr eigensinnig. Ich wollte nur, dass du das weißt.«
Jacko nickte und wandte sich wieder um. Er eilte, mit erstaunlich leichten Schritten für einen so großen Mann, weiter nach Osten. Ein leises Rauschen wurde hörbar, das anschwoll, je weiter sie vorankamen. Dann langten sie an einigen verschachtelten Stufen an, über die das Wasser in tiefere Bereiche hinabplätscherte.
»Warte hier«, sagte Jacko und entledigte sich seines Schwertes. Er zog die Stiefel und seine Jacke aus und kletterte über die Stufen hinab. Bald stand er in hüfthohem Wasser und verschwand dann unterhalb der Wand, die den Raum oben begrenzte. Die anderen kamen näher.
»Was macht er da?«
»Weiß nicht. Ich nehme an, er erforscht diese Kanäle. Vielleicht gibt's da einen
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