Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
kümmern.«
»Aber ihr werdet dieser Sache nachgehen, nicht wahr?«
Munuel nickte, dann wechselte er das Thema. »Wirst du gleich weiterziehen? Oder willst du noch in Savalgor bleiben?«
Leandra hob die Schultern. »Ich wollte mir noch die Stadt ansehen. Allerdings ... ich weiß nicht genau, wohin ich danach gehen soll. Hast du nicht einen Rat für mich?«
»Du wolltest doch immer nach Kambrum gehen, um dort bei einem Einsiedler-Magier zu dienen.«
»Ach, Kambrum«, seufzte sie, »da sind im Laufe der Zeiten schon Tausende von Adepten gewesen. Ob es da überhaupt noch Einsiedler gibt?«
Munuel lächelte. »Ja, da magst du Recht haben. Aber Dulbir und die Große Stygische Mauer solltest du schon einmal gesehen haben.«
»Ja, natürlich. Ich werde nach Kambrum gehen. Aber nicht gleich. Weißt du nicht etwas für mich?«
Munuel sah ihr Leid. »Du würdest am liebsten hier bleiben, nicht wahr?«
»Ich bin ein offenes Buch für dich«, seufzte sie.
Munuel nickte. »Ja, stimmt. Ich kenne dich schon so lange. Aber du solltest wirklich deine Wanderschaft beginnen.«
Sie studierte sein Gesicht. Es wirkte in keiner Weise fröhlich. Sie sah ihm an, dass er wusste, dass schwierige Zeiten beginnen würden.
Munuel langte in seinen Brustbeutel und holte etwas heraus. Es war eine kleine Muschelschale, deren Ende so verkrümmt war, dass sich die Perle, die in der Muschel gewachsen war, darin verklemmt hatte. Es war eine wunderschöne kleine Perle mit einem grünlichen Schimmer. Ein dünnes Lederband war durch ein kleines Loch gezogen. Munuel legte ihr das Band um den Hals. Leandra zog ihre Locken darunter hervor und nahm die kleine Muschel in die Hand. Sie gefiel ihr, sie war ein wundervolles, natürliches Schmuckstück von ganz eigener Art.
»Es ist Tradition, dass Meister ihren Schülern einen kleinen Glücksbringer geben, wenn die Lehrzeit beendet ist«, erklärte der alte Mann. »Diese Muschel besitze ich bereits, seit ich ein junger Magier war. Ich fand sie einmal am Meeresstrand. Sie birgt ein Rätsel, das du lösen musst, wenn du sie nutzen willst.«
»Tatsächlich? Was ist es denn?«
Er schüttelte tadelnd den Kopf. »Es wäre wohl keines mehr, wenn ich es dir jetzt verriete.«
Sie hob die Schultern. »Ich werde schon darauf kommen«, sagte sie. »Aber eines musst du meiner neugierigen Seele verraten, ja?«
»Und?«
»Welche Iterationsstufe beherrschst du? In der Elementarmagie?«
Er schüttelte lächelnd den Kopf. »Du bist eine eitle Person, weißt du das?«
»Stimmt«, sagte sie grinsend. »Wenn ich mal einen anderen Adepten treffe, kann ich damit angeben, wie gut mein Meister ist. Vorausgesetzt, du hast es jemals über die dritte Stufe hinaus gebracht.«
»Du freches Biest!«, sagte er und stieß sie in die Seite.
Sie lachte auf. »Also sag schon!«
Er spitzte die Lippen. »Ich kann dir verraten, dass ich einmal eine achte Iteration gewirkt habe.«
»Eine achte! Das ist ja ...!«
»So ist es«, sagte er und nickte. »Das war ... bei dir.«
Leandra zögerte. »... bei mir?«
Munuel nickte. »Ja, als du auf die Welt kamst. Du lagst verkehrt herum im Bauch deiner Mutter. Ihr wärt vielleicht beide gestorben.«
»Munuel! Was erzählst du da? Das ist ja ...«
Munuel versuchte, die aufkommende Schwermut ihres Abschieds zu verdrängen. Er begann geschäftig zu plappern. »Eigentlich ist das keine große Sache, ein Objekt wie ein kleines Baby im Bauch der Mutter zu beeinflussen. Ich meine zu drehen. So was könnte man schon mit einer Iteration der dritten Stufe erreichen. Die Schwierigkeit besteht darin, dass man bei einer Geburt nicht einfach mit stygischen Energien herumfuhrwerken kann, verstehst du? Sonst fügt man den Leuten mehr Schaden zu, als man ihnen nützt. Also musste ich so hoch hinauf und die Energien mit meinem stärksten Aurikelstein und all meiner Kraft ausfiltern, bis nur noch reine weiße Energie übrig blieb. Es war schon ein kleines Meisterstück ...«
»Du hast mir das Leben gerettet... und meiner Mutter...«
Munuel winkte ungeduldig ab. »Vergiss es. Du bist nicht der einzige Mensch, dem ich das Leben gerettet habe.
Es waren Dutzende. Dazu bin ich ja da. Aber ... nun, bei dir war es kompliziert. Ich glaube, ich habe in dieser Stunde zwei Pfund an Gewicht verloren, haha!«
Leandra fiel Munuel um den Hals. Tränen liefen ihr über die Wange. »Ich liebe dich, alter Mann«, sagte sie leise.
Munuel verkniff sich eine Erwiderung. Er liebte sie auch, aber er wollte den Abschied
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