Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
Wertvolles im Gepäck hatte.
Die Dame musterte sie und gab ihr dann eine kleine Plakette an einem Lederband, die sie sich am Handgelenk befestigte. Das war die Nummer ihres Fachs. Außer dieser Plakette war Munuels Glücksbringer das einzige, was sie noch trug. Sie war froh, dass ihr niemand sagte, sie müsse die kleine Muschel auch noch zurücklassen.
»Dort entlang«, sagte die Dame freundlich, aber bestimmt.
Leandra nahm ihr Tücherbündel, die Seife und das Öl vom Tisch und wandte sich dem Eingang zu den Grotten zu. Eine kleine Treppe, deren Stufen vom Dunst feucht waren, führte hinab in einen dampfenden Schlund, aus dem warmes, grünliches Licht heraufdrang. Ein süßer Duft unbekannter Art wehte zu ihr herauf. Es war sehr warm.
Eine ältere Frau kam ihr mit glücklichen Blicken entgegen und nickte ihr zu. Auf einem dafür vorgesehenen Platz, an dem auch andere Tücher lagen, ließ Leandra die ihren zurück und ging weiter. Dann erreichte sie die Quellen von Quantar.
Der erste Eindruck war faszinierend. Die Grotte war von feinem Nebel erfüllt, der sich nach oben hin verdichtete. Von der Decke hingen hier und dort skurrile Tropfsteine herab, die im warmen Licht von Öllämpchen in allen Farben schillerten. Leandra stand bis zu den Knien in warmem Wasser, der Grund des flachen Teichs schien überall aus Sand zu bestehen. Der Duft des Nebels war fast berauschend. Sie fuhr sich mit den Händen über Schenkel und Bauch und spürte, dass sich auf ihrer Haut ein angenehmer, öliger Film gebildet hatte.
Der Dampf war sehr warm, wenn auch nicht heiß, aber das mochte sich noch ändern. Sie schwitzte bereits ein wenig, aber sie fühlte sich schon jetzt unsagbar wohl. Das Atmen war leicht und angenehm, und sie ergab sich dem Impuls, sich ins Wasser niederzulassen.
Für Minuten lag sie an einen Felsen gelehnt entspannt da und genoss die wohl tuende Wirkung und die Stille.
Von irgendwoher kam leise plätschernd ein junges Mädchen, lächelte ihr zu und verschwand wieder im Nebel.
Dann stand Leandra wieder auf und ging weiter.
Der Weg durch die Grotten war durch ein Führungsseil markiert, und überall standen Schilder, die dies und jenes erläuterten und dazu mahnten, den Weg nicht zu verlassen. Vielleicht waren diese Grotten doch nicht so erforscht, wie man ihr gesagt hatte. Sie lief weiter und gelangte in tieferes Wasser. Schließlich erreichte sie eine Höhle, wo aus dem Sandboden eine Quelle sprudelte. Es war sehr warm, gerade noch so, dass man es aushalten konnte. Begeistert ließ sie sich im Wasserstrom auftreiben. Cathryn hatte wirklich nicht übertrieben - es war traumhaft schön hier unten in den Grotten. Die Quellen von Quantar wären Grund genug, hier in Savalgor zu leben. Dieses Vergnügen jeden Tag genießen zu können wäre so manches Opfer wert.
Sie seufzte wohlig und gab sich ganz dem Genuss hin, ihre Haut und ihren Körper an jeder Stelle zu spüren. Man sagte auch, ein Bad in den Quellen würde die Liebeslust anfachen, und das konnte sie durchaus nachvollziehen.
Sie erhob sich und watete weiter. Eine Höhle reihte sich an die andere, jede mit Licht einer anderen Farbe erleuchtet, und es gab keine Stelle, an der man nicht mindestens bis zu den Knien im Wasser stand. Steinmetze hatten hier und dort wohlige Kuhlen gemeißelt, manche davon besaßen eine eigene kleine Sprudelquelle. Sie hielt bei jeder davon inne und überlegte, dass sie vielleicht doch den Rest des Tages hier bleiben wollte - sie könnte gegen Abend noch einmal ins Gasthaus zurückgehen und fragen, ob sie das Zimmer noch eine Nacht haben könnte.
Abermals ging sie weiter, immer am Führungsseil entlang. Sie erreichte eine lang gestreckte Halle, in der das Wasser tief genug war zum Schwimmen. Ein paar andere Frauen waren anwesend. Der Dunst war hier sehr licht, und sie sah eine weiß gekleidete Bademeisterin, die auf einem Stuhl saß und wachsam in die Runde blickte. Was für eine Errungenschaft der Zivilisation! Sie kam sich wie ein hoffnungsloses Landpflänzchen vor, dass sie so etwas mit einundzwanzig Jahren zum ersten Mal erblickte.
Sie schwamm in die Halle hinein, und Wasser schwappte ihr in den Mund. Es schmeckte sehr mineralisch und auch ein wenig süß und schweflig. Mit ein paar kräftigen Zügen hatte sie das rechte Ufer erreicht. Als sie über eine hölzerne Leiter aus dem Wasser kletterte, erblickte sie zwei Liegen. Auf einer lag eine junge Frau und schien zu schlafen. Leandra wrang sich das Wasser aus dem Haar und
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