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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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steuerte auf die zweite Holzliege zu.
    Als sie näher kam, blieb sie unwillkürlich stehen. Unweit von ihr lag das Mädchen. Sie war jung, vielleicht ein wenig jünger als sie selbst, und hatte rehbraunes glattes Haar; ihre Haut war erstaunlicherweise von der gleichen Tönung, wenn auch ein wenig heller. Leandra machte ein paar ungläubige Schritte und als sie nah genug war, um das Mädchen richtig sehen zu können, stockte ihr für einem Moment der Atem. Sie war unbeschreiblich - von geradezu übernatürlicher Schönheit. Das Mädchen öffnete kurz die Augen und sah Leandra an. Peinlich wurde Leandra bewusst, dass sie es regelrecht angestarrt hatte, und beeilte sich weiterzugehen.
    Sie trat zu der anderen Liege, streckte sich darauf aus und schloss die Augen.
    Sie versuchte sich zu entspannen, doch schon nach kurzer Zeit gefiel es ihr nicht mehr. Die Liege war hart, und hier in der Halle war es einen Hauch kühler als in den anderen Höhlen. Sie richtete sich wieder auf und sah sich um. Rechts saß die Bademeisterin auf ihrem Stuhl und warf ihr einen strengen Blick zu. Leandra erhob sich, überlegte kurz und sprang dann mit einem Kopfsprung ins Wasser. Sie tauchte, solange sie konnte, und das Wasser war so klar, dass sie selbst im gedämpften Licht der Halle ein Stück weit sehen konnte. Als eine Felswand nahte, tauchte sie auf.
    Sie hatte die andere Seite der Halle erreicht, und über ihr, auf dem Felsen, sah sie das Führungsseil, das tiefer in die Grotten hinein führte. Sie gab alle Zeitpläne auf und schwamm weiter. Nach kurzer Zeit wurde es wieder flacher, sodass sie aufstehen und waten konnte. Nun kam sie in einen geheimnisvollen Teil der Quellen von Quantar. Die Tunnel wurden schmaler und niedriger, überall sprudelte Wasser aus dem Boden, und der Dampf wurde dichter. Schließlich erreichte sie eine märchenhafte Grotte, in der tausend kleine Tropfsteine in den verrücktesten Farben an der Decke funkelten. Sie entdeckte eine seichte Stelle im Wasser, wo aus dem warmen Sand regelrecht kleine Bläschen hervorblubberten.
    Eine perfekte Stelle zum Ruhen. Sie legte sich hin und wühlte sich ein wenig in den Sand. Die Plakette ihres Faches löste sich dabei von ihrem Handgelenk, und sie legte sie einfach auf ihren Bauch, momentan zu faul, sie wieder festzubinden.
    Sie war völlig vom warmen Wasser bedeckt, nur ihre Brustwarzen schauten zwischen einzelnen, kleinen Wellen noch heraus. Sie wusste nicht, ob man im Schlaf ertrinken konnte, aber sie bezweifelte es. Ihr Kopf ruhte auf dem flach ansteigenden Fels des Ufers, und auch der war wohlig warm. Sie schloss die Augen und gab sich der Ruhe hin.
    Nach dem Mittagessen, das im Refektorium des Ordenshauses eingenommen wurde, trafen sich die Magier im Turmzimmer. Munuel hatte sich früh am Morgen im Turm der Stürme den Raum angesehen, in dem Lakorta umgekommen war - und es war ein Albtraum gewesen. Kein Zweifel, dass jemand einen Dämonen auf ihn gehetzt hatte. Munuel hatte ein seltsames Zeichen an der Wand entdeckt, das er zu kennen glaubte, aber er war sich nicht sicher. Der Sterbende musste es mit seinem eigenen Blut dorthin geschmiert haben. Als sie beisammen saßen spürte Munuel eine schwere Last auf seinen Schultern. Dennoch hatte er dieses zweite Treffen herbeigesehnt, denn er war unruhig und konnte gar nicht verstehen, wie die anderen in einer solchen Situation den ganzen Vormittag verstreichen lassen konnten. Aber es lag wohl daran, dass er noch einiges mehr wusste als seine Brüder. Würde er es überhaupt wagen, seine Befürchtungen auszusprechen? Es fehlten ihm noch weitere Beweise, und diesen Verdacht vielleicht fälschlich auszusprechen bereitete ihm Magenschmerzen.
    Schließlich wandte sich Jockum mit ernsten Blicken an Munuel. »Wo ist der Yhalmudt? Hast du ihn bei dir?«
    Munuel blickte seine Brüder betroffen an. »Der ... Yhalmudt?« Ihm wurde heiß und kalt zugleich. »Ich ...« Er sah erst zu Ötzli, dann zu Jockum. In beiden Gesichtern las er Verwunderung und Misstrauen. Er schüttelte den Kopf und blickte zu Boden. »Nein. Ich habe ihn nicht mehr.«
    Jockum sprang vor Überraschung auf. »Was soll das heißen - du hast ihn nicht mehr?«
    Munuel richtete sich auf. Mit einem Mal überschwappte ihn eine heiße Welle des Widerstands. Der Yhalmudt?
    Nein, in diese Sache wollte er sich nicht mehr hineinziehen lassen. Nie mehr. Er erhob sich langsam und mit großer Entschlossenheit, seinem Prinzipal eine endgültige Absage zu erteilen. Seine Stimme war

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