Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
ziemlich enttäuschend - ihre Reisekasse, die im Wesentlichen für ein ganzes Jahr reichen sollte, gestattete ihr nicht viel. Sie begnügte sich damit, die Händler über dies und jenes auszufragen, jungen Männern, die sich großzügig zeigen wollten, einen entschiedenen Korb zu geben, und sich ansonsten an dem bunten Treiben der Märkte zu erfreuen.
Immerhin, ein paar süße Mandeln leistete sie sich, und an einem Stand erledigte sie noch etwas, das sie sich fest vorgenommen hatte. Sie kaufte sich eine Klinge -eine Makori. Die Makori war so etwas wie ein großes Messer, leicht im Gewicht, und auch mit wenig Muskelkraft und Erfahrung einigermaßen effektiv zu führen. Sie eignete sich für das Schneiden von Fleisch ebenso wie zum Schnitzen von Holz oder gar zur Abwehr eines Angreifers.
Leandra machte sich jedoch keine Hoffnungen, damit gegen einen Schwertkämpfer bestehen zu können. Aber eine Waffe im Gepäck zu haben verlieh ihr ein beruhigendes Gefühl. Sie war im Begriff, ganz allein eine lange Reise zu beginnen. Ihre magischen Fähigkeiten waren noch nicht weit genug entwickelt, als dass sie in einer gefährlichen Situation unverzüglich einen effektiven Zauber hätte wirken können. Also musste sie sich im Notfall mithilfe einer Waffe dafür Zeit verschaffen.
Die Zeit der Wanderschaft war dafür gedacht, dass der junge Magier lernte, schnell und intuitiv einfache Zauber zu wirken. Nach diesem Jahr sollte Leandra in der Lage sein, aus dem Stegreif und ohne lange Vorbereitung die wichtigsten Alltags-Magien zu wirken: Feuer zu entzünden oder zu ersticken, leichte Krankheiten zu heilen und bestimmte Kräfte aufzubauen wie Hitze, Druck oder Stabilität. Aber ihr war jetzt schon klar, dass sie das nicht zufrieden stellen konnte. Noch immer musste sie an die faszinierende Magie von Altmeisterin Caori denken. Das erste, was sie nach ihrer Wanderschaft zu tun gedachte, war, Caori an ihr Versprechen zu erinnern, ihr diese Magie beizubringen.
Am frühen Nachmittag besuchte sie die heißen Dampfquellen von Quantar. Das kostete nur einen Kupferfolint, und sie konnte, wenn sie wollte, bis zum Abend in den Höhlen herumlaufen und die wohl tuenden Dämpfe einatmen. Man erzählte Wunderdinge darüber, wie gut die Dämpfe auf die Haut wirkten, und selbst stumpfes Haar sollte wieder zu glänzen beginnen. Ihre kleine Schwester Cathryn war vor einem Jahr mit der Mutter hier gewesen, und sie hatte nicht mehr aufhören wollen, von Quantar zu schwärmen. Nun würde sich Leandra selbst davon überzeugen.
Sie ließ sich den Weg zeigen, und als sie vor dem Gebäude am Fuße des westlichen Monolithen von Savalgor stand, war sie heilfroh, nun etwas Entspannendes vor sich zu haben. Sie war reichlich müde, und die Beine taten ihr weh.
Die Dampfquellen lagen unterhalb des Monolithen in einem weit verzweigten, aber angeblich gänzlich erforschten Höhlensystem. Es war in zwei große Bereiche für Männer und Frauen getrennt.
Am Eingang entrichtete sie ihre Gebühr und wurde durch lange Gänge in die Tiefe unter dem Monolithen geführt. Überall brannten Öllampen, und die Wärme der Katakomben machte sich bald spürbar. Dann erreichte sie den Frauensaal. Sie bekam einen Stapel weicher Handtücher gereicht und gab der Versuchung nach, für zwei weitere Kupferfolint ein kleines duftendes Stück Seife und ein winziges Fläschchen Haaröl zu erstehen. Ein freundlich lächelndes, junges Mädchen führte sie in einen Umkleidesaal, in dem hölzerne Bänke aufgereiht standen.
Hier gab es auch andere Besucherinnen, und ihr wurde klar, dass man sich ab hier unbekleidet weiterbewegte.
Zuerst war sie ein wenig befangen, aber da sie vor einer halben Meile den letzten Mann gesehen hatte, legte sie ihre Scheu ab und tat es ihnen gleich. Sie zog sich aus und gab ihr Kleiderbündel und ihr Gepäck einer würdig aussehenden alten Dame, die mit strengen Blicken hinter einem Tresen über eine Unzahl von verschlossenen Fächern wachte, in denen die Kleidung der Besucherinnen lagerte.
Die Aussicht, ihre gesamte Habe abgeben zu müssen samt ihrem Geld und allen Gegenständen, die sie für die Reise dabeihatte, behagte ihr nicht. Dann aber sah sie eine Tafel an der Wand, auf der die Verwaltung für die Unversehrtheit garantierte - und ergab sich dem Schicksal. Andere Besucher der Dampfquellen von Quantar wussten sicher, dass man besser keine Wertsachen mitbrachte. Sie versuchte, gleichmütig zu wirken, um so den Eindruck zu erwecken, dass sie nichts
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