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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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und Alina.
    Der dunkle Kerl trat vor. Er nahm sie beide in Augenschein und blieb dann vor Alina stehen. Leandra zog das Mädchen entsetzt an sich - entschlossen, sie um keinen Preis wieder loszulassen.
    »Geh weg!«, rief sie dem finsteren Mann entgegen. »Was willst du von ihr? Sie ... sie ist nur ein einfaches Mädchen ...«
    Das Gesicht unter der Kutte wandte sich ihr zu. »Was weißt denn Du ... dumme Göre!«, sagte der Mann leise und voller Abscheu. Für Sekunden konnte sie seine Züge erkennen. Sie waren bleich und grau, kantig und abgehärmt, so als gäbe es nichts auf der Welt an Entsetzlichem, was dieser Mann noch nicht gesehen hatte.
    Leandra wich entsetzt vor diesem Gesicht zurück, ließ aber Alina nicht los.
    Der Mann griff nach Alinas rechtem Handgelenk, nahm es hoch und untersuchte es. Leandra sah eine Tätowierung darauf, die ihr jedoch nichts sagte. Sie war klein und zeigte einen Drachen, der durch ein Dreieck flog. Der Mann trat zurück.
    »Sie!«, sagte er leise und deutete auf Alina.
    Leandra stieß einen Schrei aus und floh mit Alina in eine Zimmerecke. Die beiden Männer kamen auf sie zu und rissen sie mit brutaler Gewalt auseinander. Alina begann hilflos zu weinen, streckte sich nach Leandra, als könnte diese das Unheil verhindern. Aber Leandra war machtlos. Einer der Kerle hielt sie mit eisernem Griff fest, während der andere das verzweifelt weinende Mädchen hochhob und wie eine Puppe durch den Raum trug.
    Er setzte sie vor dem finsteren Mann ab.
    »Gut, Mönch!«, sagte Guldor. »Wir sind uns einig!«
    Der Mann nickte, langte unter seine dunkle Robe und holte etwas hervor, das er Guldor in die Hand drückte.
    Dann packte er Alina am Arm und wandte sich zum Gehen.
    »Nein!«, schrie Leandra. Mit aller Kraft riss sie sich los, sprang dem dunklen Mann auf den Rücken und begann ihn zu kratzen, zu beißen und so fest sie konnte mit den Fäusten zu bearbeiten.
    Ihr Angriff dauerte nicht lang. Eine gewaltige Faust packte sie, hob sie vom Rücken des Mannes herunter, der sich plötzlich wie ein Gemisch aus Stahl und Schmierseife anfühlte, und schleuderte sie quer durch das Zimmer.
    Es war ihr Glück, dass sie mit dem flachen Rücken gegen eine Holzverkleidung krachte - andernfalls hätte ihr das Rückgrat brechen können. Doch auch so schwanden ihr die Sinne. Sie rutschte kraftlos an der Wand herab, schlug auf den Boden und blieb reglos liegen.
    Sie war nicht völlig ohne Bewusstsein.
    Aber sie bekam so gut wie nichts mehr mit. Irgendjemand schlug sie noch, aber das spürte sie kaum. Für Momente wurde ihr schwarz vor Augen, dann kamen die Empfindungen zurück und ihr Kopf strebte danach, die Kontrolle wiederzuerlangen. Als sie einigermaßen zu sich kam, lag sie ausgestreckt auf einem der Strohsäcke.
    Alle übrigen Mädchen, sogar die Schwestern Jasmin und Roya, hatten sich um sie geschart und blickten angstvoll zu ihr herab.
    »Was ... was ist passiert?«, keuchte sie.
    »Magie!«, sagte Hellami. »Dieser Kerl war ein Magier! Und was für einer! Du bist durch das Zimmer gezischt, als hätte dich ein Katapult abgeschossen!«
    Leandra bemühte sich, ihren Atem zu beruhigen. Ihr Herz pochte rasend und sie fühlte einen lähmenden Schwindel im Kopf. »Was ... was ist mit Alina?«
    Das Schweigen der anderen ließ das Schlimmste vermuten. Sie richtete sich mühsam auf und packte Marina, die zufällig am nächsten war, an der Schulter. »Hat er sie mitgenommen ...?«, keuchte sie. »Dieser schwarze Kerl?«
    Niemand antwortete ihr. Sie blickte sich um, konnte Alinas Gesicht jedoch nirgends entdeckten. Ihr wurde plötzlich schlecht. Sie fühlte sich schlagartig so elend, als hätte sie Leib und Seele erbrochen. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie konnte nicht sagen, warum, aber sie hatte das Mädchen in dieser kurzen Zeit tief ins Herz geschlossen. Und nun war sie fort!
    Schluchzend sank sie zurück auf den Strohsack. Innerhalb von Sekunden heulte sie so hilflos wie Azrani am Tag zuvor. Das ganze Elend ihrer Entführung, das sie seit gestern Nachmittag so erfolgreich verdrängt hatte, holte sie ein und überspülte sie. Was würde mit Alina geschehen? Würde der Kerl sie vergewaltigen, sie dazu zwingen, auf ewig das Opfer seiner bösen Lust zu sein?
    Hellami riss sie unsanft zurück in die Realität. »Hör auf zu heulen!«, zischte sie. »Willst du jetzt schlappmachen? Es gibt nur eins - wir müssen raus hier! Vielleicht können wir dann etwas für Alina tun!«
    Leandra schnappte nach Luft.

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