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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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wollte. Und sie schien es zu wollen. In ihren Augen sah Leandra so etwas wie Entschlossenheit. Noch gestern Abend war sie mit ihrer Schwester schweigend und niedergeschlagen herumgesessen. Aber manche Leute konnten sich anscheinend entwickeln, wenn man ihnen nur einen ordentlichen Tritt verpasste. Zweifellos hatte das Hellami mit ihren unverblümten Worten getan. Leandra blickte zu Jasmin und dann noch einmal zu Roya. Kaum vorstellbar, dass sie Schwestern waren.
    Hellami erhob sich und grinste sie alle an. »Na bitte!«, rief sie aus. »Wer hätte das gedacht - euch alle unter einen Hut zu bringen! Heute Nacht sind wir frei!«
    Leandra sagte nichts. Sie war sich dessen überhaupt nicht sicher. Zu viele Unwägbarkeiten gab es noch. »Wenn wir abhauen, werde ich in der Kneipe ein Feuer entfachen«, sagte sie. »Das kriege ich hin, und es wird die anderen ablenken.« Dann wandte sie sich an Jasmin. »Schaffst du es, dem Kerl so fest eins über die Rübe zu hauen, dass er umkippt? Wir müssen etwas Passendes organisieren.«
    Jasmin nickte einfach nur - und Leandra glaubte ihr.
    Der Abend rückte näher. Leandra hatte sich klopfenden Herzens auf ihre schwierige Rolle vorbereitet. Zuerst musste ihr Auftritt so überzeugend wirken, dass sie die Kerle da unten nicht wieder hochschickten. Dann musste sie ein passendes Opfer finden. Fahrende Händler waren zwar leicht zu erkennen, weil sie traditionelle Kleidung trugen, aber ob ausgerechnet heute Abend einer da war, das war mehr als ungewiss. Letzter Punkt: Sie musste ihn so weit kriegen, dass er einwilligte, sie aus Savalgor zu schmuggeln.
    Leandra hatte kein Vertrauen, dass sie hier in der Stadt vor Guldors Leuten sicher waren. Sie hatte keine Ahnung, wie korrupt die Stadtwache möglicherweise war - jedenfalls hier in der Hafengegend. Und sie wusste auch nicht, wie weit die Macht von Guldor reichte und ob er überhaupt der Kopf dieser Schlepperbande war.
    Vielleicht gab es über ihm Leute, die noch viel größere Macht besaßen. Sie dachte mit Unbehagen an den finsteren Mönch und die ominöse Bruderschaft. Allem Anschein nach gab es da weitreichende Verbindungen.
    Sie hatte den Mädchen erklärt, dass sie wahrscheinlich nur dann einigermaßen sicher waren, wenn sie so schnell wie möglich mindestens dreißig Meilen zwischen Savalgor und sich brachten - und dann erst einmal untertauchten. Guldor würde sie mit Sicherheit verfolgen lassen. Sie wussten viel zu viel, als dass er sie laufen lassen konnte.
    Trotz aller Unsicherheiten hatte der Hoffnungsfunke alle angesteckt. Alle Mädchen, ausgenommen Marina, waren heute mehrfach unten gewesen und hatten versucht, Vorbereitungen zu treffen. Hellami hatte dem dicken Schankwirt schöne Augen gemacht, Leandra versuchte, bei den Wächtern und dem Wirt ihre Dummchenrolle an den Mann zu bringen, und Roya war es tatsächlich gelungen, ein kleines Kartoffelschälmesser in der Küche zu stehlen. Jasmin hatte sich mehrfach draußen auf dem Gang sehen lassen - am späten Nachmittag, nachdem der Kerl, der nachts Wache haben würde, angerückt war. Einmal hatte sie ihn sogar etwas gefragt.
    Die Sache entwickelte sich nicht schlecht, aber gleichermaßen wuchs auch die Nervosität. Leandra hatte Hellami klargemacht, dass sie besser fünfhundert als hundert Folint auftrieb, und Hellami meinte, sie würde das Geld schon kriegen.
    Jasmin hingegen war ein kleines Rätsel für Leandra. Das Mädchen wirkte ruhig und gefasst. Nichts an ihr deutete darauf hin, dass sie ihre Aufgabe nervös machte und sie ihr vielleicht nicht gewachsen war. Den ganzen Tag über gab sie sich ruhig, und in dieser Hinsicht war sie ihrer Schwester Roya letztlich doch sehr ähnlich. Sie bewegte sich elegant und hatte einen gewissen Stil. Leandra versuchte sich vorzustellen, wie sie dem Kerl dort draußen gegenübertreten würde, kam aber zu keinem Ergebnis. Wäre die Sache nicht so ernst gewesen, hätte sie das Schauspiel vielleicht amüsiert beobachten wollen.
    Azrani, die wieder einmal mit sich unzufrieden war, weil sie keine wichtige Aufgabe hatte, war dazu übergegangen, die Organisatorin zu spielen. Sie versuchte sich nützlich zu machen. Zuerst brachte sie von einem Gang in die Küche eine kleine Schnapsflasche mit. Sie war nicht sehr groß und leer, aber wenn man ordentlich damit zuschlug, würde sie vielleicht genügen, den Wächter auf dem Gang ins Reich der Träume zu schicken.
    Vielleicht. Sie zeigten die Flasche Jasmin.
    Das Mädchen nickte zuversichtlich und

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