Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
eine solche Tat einen Magier mit überragenden Fähigkeiten brauchte - ganz egal, welcher Magieform er sich dabei bediente. In der Elementarmagie gab es nicht einmal Iterationen allerhöchsten Grades, mit denen so etwas zu bewerkstelligen gewesen wäre. Aber das war eher eine Sache des Kodex.
    Im nächsten Augenblick vermeinte Munuel aus der Richtung des Palasts eine schwache, fremdartige Aura zu verspüren. Sofort begab er sich in tiefste Konzentration und versuchte den Punkt näher einzukreisen, ohne dabei das Trivocum stärker zu berühren als mit einer Feder. Er konnte den Ursprungspunkt jedoch nicht finden. Die Aura verebbte und verschwand.
    Er richtete sich auf und seufzte schwer. Für ihn stand längst fest, dass es dort drüben etwas gab, das dort nicht hingehörte. Und allein das fügte sich als ein weiterer Stein ins Mosaik seiner Mutmaßungen. Immer mehr erhärtete sich sein Verdacht, und der Zeitpunkt war nah, dass er wenigstens einen Teil davon Jockum berichten musste. Das würde ihn zwar erleichtern und von einem Teil seiner Bürde befreien, aber dennoch fürchtete er diesen Moment. Jockum war ein aufrechter, ehrlicher Mann - auf seine Weise konnte man ihn gar als eine Zierde seines Standes bezeichnen. Ihm all die Dinge berichten zu müssen, die auf Munuels Liste standen, würde dem Mythos der guten und unbestechlichen Magiersgilde, die gerade Jockum so sehr verkörperte, beträchtlichen Schaden zufügen.

10 ♦ Die Tiefen der Seele
    E s klopfte. Chast sah von dem alten osbotischen Folianten auf, den er in den Regalen entdeckt hatte, und wandte sich zur Tür.
    »Was ist?«, rief er ärgerlich.
    Der Schüler draußen fürchtete seine Stimme, das wusste er. Trotzdem öffnete sich die Tür gleich und er kam herein. Furchterfüllt war seine Haltung, tief gesenkt sein Haupt. Gewiss zitterte er vor Angst. Ein kleines, befriedigtes Lächeln huschte über Chasts Gesicht. Er überlegte, ob er dem Jungen eine Lektion erteilen sollte.
    »Es ist jemand gekommen, Herr«, sagte der Schüler. »Ich kenne ihn nicht, aber er will Euch unbedingt sehen, er sagt...«
    Der Schüler wurde plötzlich so hart zur Seite gedrängt, dass er sich mit rudernden Armen fangen musste. An ihm vorbei getreten war ein großer, stämmiger Mann, der jetzt in die Mitte des Raumes stampfte und dort mit in die Hüften gestemmten Fäusten stehen blieb.
    »Guldor!«, rief Chast überrascht und stand auf.
    »Ich muss mit dir reden, Mönch, es ist wichtig!«
    Chast winkte dem Schüler. »Verschwinde«, rief er. »Los, los!«
    Der Schüler beeilte sich, davonzukommen, und die Tür klappte zu. Chast stand mit Guldor allein in dem großen kalten Raum, der nur von ein paar Kerzen erleuchtet war.
    Er machte einen Schritt auf Guldor zu und fasste ihn scharf ins Auge. »Bist du von Sinnen?«, zischte er und verlieh seiner Stimme auf magischem Wege eine noch größere Schärfe, als sie ohnehin schon besaß. »Wie kannst du es wagen, hierher zu kommen?«
    »Ich sagte bereits, es ist wichtig!«, erklärte Guldor mit unvermindert fester Stimme.
    Chast näherte sich und ging um ihn herum. »Wichtig!«, stieß er höhnisch hervor. »Woher weißt du überhaupt, dass ich hier bin?«
    Guldor gab sich unbeeindruckt. »Ich habe meine Leute, Mönch. Ich weiß alles, was sich in Savalgor tut!«
    Chast blieb direkt vor ihm stehen und blickte ihn scharf an. »Was willst Du?«
    »Die Mädchen sind weg.« Guldor sagte es so, als wäre dies auf der anderen Seite der Welt geschehen und als trüge er nicht die geringste Verantwortung dafür.
    »Was?« Chasts Ausruf hallte wie das Zischen einer monströsen Schlange durch den weiten Raum.
    Guldor verzog keine Miene. »Sie sind ausgebrochen. Wie, weiß ich nicht. Du musst mir helfen, sie wieder zu finden - und zwar schnell!«
    Chasts Gesicht glühte vor ohnmächtigem Zorn. Er machte einen Schritt auf den Besucher zu. Obwohl Guldor ein großer Mann war, überragte Chast ihn noch. Im nächsten Augenblick wurde Guldor von einer magischen Kraft gepackt, die ihn von den Füßen hob und eine Handbreit hoch in der Luft schweben ließ. Seine Augen befanden sich nun auf gleicher Höhe.
    »Du dummer, kleiner Hafenganove!«, rief Chast bebend vor Zorn.
    Guldors Reaktion war nicht minder beeindruckend als Chasts Magie. »Lass mich runter, du Schaubuden-Zauberer!«, rief er ärgerlich. »Mich beeindruckst du mit solchem Hokuspokus nicht!«
    Chast studierte den Mann mit plötzlicher Neugier.
    Langsam sank Guldor wieder herab. Es kam nicht

Weitere Kostenlose Bücher