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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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häufig vor, dass ihm gegenüber jemand so viel Mut zeigte. In Wahrheit schätzte Chast solche Leute. Nichts war ihm mehr zuwider als kriecherische Ratten. Sie waren gut, ein Glas Wasser zu holen, aber in Situationen, die Phantasie oder Intelligenz erforderten, versagten sie hoffnungslos.
    Guldor traf tatsächlich keine Schuld an der Flucht der Mädchen, das sah Chast jetzt. Er konnte sie schließlich nicht selbst bewachen. Seine Leute hatten versagt, denn normalerweise hielt er sich nicht einmal in dem Gebäude auf, in dem die Mädchen gefangen waren. Zweifellos hatte Guldor die Verantwortlichen bereits bestraft.
    Chasts Gedanken rasten. Er brauchte Guldor und würde ihn bei Laune halten. Letztlich beherrschte er ihn ja doch. Guldor war ein wichtiger Mann in Savalgor. Man konnte ihn als einen der beiden Fürsten der Unterwelt bezeichnen. Den anderen Mann, er sollte Jacaire heißen, kannte Chast noch nicht, aber er würde ihn in Kürze treffen und ihm ein unwiderstehliches Angebot machen. Dafür hatte Chast die nötigen Schritte bereits eingeleitet. Danach würde er der wahre Fürst der Savalgorer Unterwelt sein - und das war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Ziel.
    »Wann?«, fragte er knapp.
    »Vor zwei Stunden«, antwortete Guldor, der trotz Chasts Magie die Fassung vollständig bewahrt hatte. »Soweit ich das nachvollziehen kann, sind sie mit der Hilfe von ein paar jungen Burschen geflohen.«
    »Das ist dein Gebiet!«, entgegnete Chast und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Du bist es, der die Kontrolle über die Gassen und Hinterhöfe hat. Was soll ich da tun?«
    »Ha!« Guldor wandte sich ab. »Wenn sie dort wären, hätte ich sie längst!« Er marschierte auf das Fenster zu, dessen schwerer Vorhang halb zugezogen war, und schlug ihn ein Stück beiseite. Draußen lag das nächtliche Savalgor. »Ich habe meine Leute ausgeschickt und all meine Kontakte spielen lassen. Aber wir konnten sie nicht auftreiben.« Er wandte sich wieder um. »Es scheint, als wären sie mit einem Pferdewagen geflohen.
    Das kann nur zweierlei bedeuten: Entweder sind sie in einem Teil der Stadt, der nicht meiner Kontrolle unterliegt - aber das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Und zweitens?«
    »Sie haben die Stadt verlassen. Von den Torwachen weiß ich, dass in den letzten Stunden mehrere Wagen aus Savalgor hinaus sind.«
    »Die Stadt verlassen?« Chast lachte auf. »Das wäre eine allzu törichte Idee, meinst du nicht? Sie wären leicht zu finden - da könnten sie sich gleich ein paar rote Lampen an den Wagen hängen!«
    »So?« Guldor kam herbei und sah den Magier ärgerlich an. »Na, ich finde sie jedenfalls nicht! Ich weiß nicht, was du für Möglichkeiten hast. Finde sie für mich, ich will dich gut bezahlen!«
    Chast lachte auf. »Du willst mich bezahlen? Womit denn?«
    Er sah den großen Mann kopfschüttelnd an. Dann aber wurde ihm plötzlich etwas klar. Guldors selbstsicheres Auftreten sprach dafür, dass er sich hier als Herr der Lage sah, als derjenige in diesem Raum, der die eigentliche Macht in Händen hielt. Er dachte mit Sicherheit auch, dass dieser Mädchenhandel eine ganz normale Sache wäre, die keine besondere Bedeutung hätte. Diese Fehleinschätzung konnte Chast Vorteile verschaffen. Hochmut kommt vor dem Fall, sagte er sich.
    Chast änderte seine Taktik. Er ging im Raum umher und setzte eine nachdenkliche Miene auf. Dann sagte er:
    »Also gut, ich werde diese Mädchen für dich finden. Aber du musst mir dafür einen Dienst erweisen!«
    »So? Welchen denn?«
    Chast blieb stehen und blickte auf. »Weite deine Tätigkeiten aus! Sagen wir, zunächst auf Usmar. Später ... nun, vielleicht auf Wasserstein oder Soligor. Du hast mir und meinen Brüdern ein knappes Dutzend dieser Mädchen besorgt. Das ist nicht genug. Bei Weitem nicht!«
    Guldor verzog das Gesicht und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Was macht ihr überhaupt mit den Mädchen?«, fragte er misstrauisch. »Und warum müssen sie so jung sein?«
    Chast warf die Arme hoch und sagte unschuldig: »Was schon? Was denkst du? Sie sind jung und schön -und wir sind alte Männer. Ist das so schwer zu verstehen?«
    Guldor war plötzlich nicht mehr zufrieden. Er ging ein paar Schritte und ließ sich in dem thronähnlichen Sessel nieder, der in der Raummitte stand. Dort machte er es sich bequem und schlug die Beine übereinander.
    Chast bereitete sich darauf vor, dem Mann einige Erklärungen liefern zu müssen. Das forderte seine Erfindungsgabe heraus. Er

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