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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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tot. Keine Meere, keine
Flüsse, keine Bäume – und keine Luft zum Atmen. Es gibt nicht
einmal mehr Wetter. Nur hin und wieder ein paar Staubstürme.
Das ist alles.«
Leandra seufzte leise und sah enttäuscht hinaus.
»Ich hatte gedacht… es wäre wieder ein wenig besser geworden, hier oben – nach dieser langen Zeit. Über fünftausend Jahre!
Bei uns hat sich die Welt doch auch wieder erholt, oder nicht?«
»Du meinst, nach dem Dunklen Zeitalter?« Er schüttelte den
Kopf. »Das war etwas anderes. Hier oben versickerte der Lebenssaft in die Tiefe – das Wasser. Ohne Wasser kann nichts leben.«
Mit einem Anflug von Respekt sah sie ihn an.
Immerhin hatte er sich um Kenntnisse und Wissen bemüht. Was
er inzwischen über die Vergangenheit und die Mechanismen der
Welt in Erfahrung gebracht hatte, war beachtlich.
Das Drakkenschiff stieg immer höher, während das Farbenspiel
über dem Horizont stetig abnahm.
Hinter ihnen, im Osten, wurde das Schwarz des Nachthimmels
bestimmender, doch vor ihnen war Tag.
»Wo fliegen wir hin?«, wollte sie wissen.
Wieder lächelte er geheimnisvoll. »Das wirst du schon sehen –
bald. Genieße den Anblick. Wir werden die halbe Welt umrunden.« Wieder seufzte sie leise. Viel lieber hätte sie diese Entdeckungsreise mit Victor gemacht; es war ein einziges Unglück,
dass sie dies als Gefangene erleben musste. Sie gab sich wieder
dem Anblick der Welt hin, den immer zahlreicher werdenden, geheimnisvoll funkelnden Flecken der Sonnenfenster. Je weiter sie
in den Bereich der Tageshelligkeit hinein gerieten, desto mehr
solcher Flecken kamen hinzu, während die Farbe des Bodens sich
zu hellem wüstenartigem Braun verwandelte. Sie überflogen Gebiete, die tiefer lagen und in denen sich keine Sonnenfenster befanden, es war nicht schwer zu erraten, dass in der Höhlenwelt
darunter Felsbarrieren lagen, wo für Dutzende oder manchmal
Hunderte von Meilen nichts als blanker Fels existierte und es keine Höhlen gab. Immer höher erhoben sie sich über die Welt, bis
sich unter ihnen geradezu ein Meer von Sonnenfenstern erstreckte. Die eine Hälfte lag noch im Bereich der Nacht, aus der sie gekommen waren und die immer kleiner wurde, je weiter sie die
Welt umrundeten. Dort funkelten sie tiefblau und geheimnisvoll –
während sie auf der hellen Seite wie ein Überzug aus blendenden
Glasscherben auf einer manchmal rötlich grauen und dann wieder
hell ockerfarbenen Weltkugel aussahen. Der Anblick war faszinierend, während in Leandra gleichzeitig die bedrückende Frage aufkam, wie etwas so Schreckliches wie ein Krieg einen so wunderschönen Anblick hinterlassen konnte.
Dann kam unter ihnen ein Bereich ins Blickfeld, der überhaupt
keine Sonnenfenster besaß. Leandra wechselte den Standort und
peilte durch das Fenster schräg voraus – aber der Anblick blieb
gleich. Es war nichts als eine endlose, dunkle und zerklüftete
Landschaft von tiefem Rotbraun, von zahllosen Gebirgen durchsetzt. Bis zum Horizont war kein einziges Sonnenfenster zu erblicken. Sie beobachtete das Land für eine ganze Weile und kam
irgendwann zu dem Schluss, dass dieses Gebiet den Teil, in dem
es Sonnenfenster gab, sogar überwog. »Es muss früher riesige
Meere gegeben haben«, sagte Rasnor und deutete hinab. »In
diesen Gegenden gibt es natürlich keine Sonnenfenster, dort
schlugen diese Geschosse nicht ein. Auch in hohen Gebirgen und
in Wüsten nicht.«
»Aber… das ist riesig!«, sagte Leandra, die auch am westlichen
Horizont kein Ende des öden Landes erblicken konnte.
»Ja, stimmt. Der größte Teil der Welt muss in früheren Zeiten
von Meeren bedeckt gewesen sein.« Er deutete hinab. »Das ist…
Maldoor.« Leandra starrte ihn forschend an. Ja, in der Tat, Maldoor galt als der dunkle Teil der Welt, wo es nur eine einzige,
riesige Felsbarriere gab. Dass sie so gewaltig war, hatte sie nicht
geahnt. Sie hatte auch nicht geahnt, dass die Welt so gewaltig
war. Sie wandte wieder den Blick und sah hinaus. Sie gewannen
nun zusehends an Höhe und das Rund der Welt zeichnete sich
immer deutlicher ab. Es lag unter einem milchigen, bräunlichen
Dunst, der sich wie eine Decke über ihre Krümmung breitete.
Wolken sah sie überhaupt keine, aber das passte ja zu dem, was
Rasnor gesagt hatte: Wasser und Wetter gab es hier keines
mehr. Noch immer tauchten keine Sonnenfenster am Horizont
auf. Leandra wurde klar, dass es die Sonnenfenster gewesen
waren, die der Welt einen Anblick des Lebendigen verliehen hatten. Jetzt,

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