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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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aufflackern sah, wurde es zur Gewissheit: Sie verließen tatsächlich die Höhlenwelt!
Es war eine dumme Regung, das wusste sie, aber die Erhabenheit des Gedankens beschlich sie, dass sie, abgesehen von dem
Verräter Rasnor, seit fünftausend Jahren der erste Mensch war,
der dies erleben durfte. Sie, die sich ihr ganzes junges Leben lang
danach gesehnt hatte, Aufsehen erregende Entdeckungen zu machen und den großen, ungelösten Rätseln der Menschheit auf die
Spur zu kommen – sie hatte tatsächlich die Ehre, diesen außergewöhnlichen Schritt zu tun! Sie drückte ihre Nase an das Glas,
begierig, jeden Augenblick in sich aufzusaugen. Das kleine Schiff
schwebte durch den Schacht höher und höher und die funkelnden
Punkte über ihr, die Sterne, kamen immer näher.
Schon im ersten Augenblick wurde ihr klar, dass die Menschen
der Höhlenwelt durch die nächtlichen Sonnenfenster nie auch nur
einen Bruchteil der ganzen Sternenpracht erblickt hatten. Was
sich hier über ihr auftat, war so unendlich viel mehr, strahlte so
viel heller und schien ihr dabei zugleich so nah zu sein, dass sie
vor Ergriffenheit nur noch leise seufzte. Keine Worte hätten ihre
Gefühle auszudrücken vermocht. Auch, dass der Mond Flecken
besaß, hatte sie nicht gewusst.
Hellgelb und strahlend stand er schräg über dem kleinen Schiff,
als es aus dem riesigen Schacht auftauchte, und überflutete die
dunkle Welt mit warmem Licht. Seine Flecken waren von etwas
dunklerem Gelb, und er war von einem strahlenden Lichtkreis
umgeben, wie man ihn unten, in der Höhlenwelt, nur ganz selten
zu Gesicht bekam. In dieser Nacht war er fast voll.
Sie erreichten eine gewisse Höhe über der Oberfläche, und
Leandras Herz pochte heftig, als sie zum ersten Mal ihren Blick
über die weite, vom Mondlicht beschienene Landschaft der Oberwelt schweifen ließ.
Es waren nur dunkle, rötlich graue Konturen zu erkennen, sanfte, weite Hügel, die sich endlos erstreckten. Was natürlich völlig
fehlte, waren die sonst überall aufsteigenden Felsflanken der Pfeiler, ein Anblick, der Leandra in Fleisch und Blut übergegangen
war. Zwischen den Stützpfeilern der Höhlenwelt gab es nur selten
völlig ebene oder weitläufige Landschaftsformen; wie wild sie eigentlich waren, wurde ihr erst jetzt klar, als sie diese dunkle, sich
weit in alle Richtungen erstreckende Ebene erblickte. Nichts als
sanfte Wellen bis hin zum Horizont, hinter dem noch ein schwaches, orangefarbenes Glühen der vor kurzem untergegangenen
Sonne zu erkennen war. Darüber verfloss das Orange zu einem
Purpur von unglaublicher Dichte, das wiederum zu einem tiefen
Dunkelblau wurde und sich schließlich im Schwarz der Nacht auflöste. Im Dunkelblau begann schon das Leuchten der Sterne, das
sich im Schwarz des Weltalls zu einem tausendfachen Funkeln
steigerte, nur unterbrochen von der hell strahlenden Scheibe des
Mondes. Es war atemberaubend. Leandras Blicke schweiften wieder über das Land. Obwohl sie wusste, dass dies hier kein blühendes Paradies, sondern leider nur eine öde und tote Welt war,
faszinierte sie der Anblick. In der Höhlenwelt reichte die Sicht
selten weiter als zwanzig, dreißig Meilen, manchmal war es vielleicht ein wenig mehr, wenn die Stafetten der Stützpfeiler einmal
günstig standen und einem nicht schon bald den Blick verstellten.
Aber hier oben – hier gab es nichts als offenes Land. Am westlichen Horizont erkannte sie eine entfernte Bergkette, im Osten
eine weitere, nach Süden und Norden hin war das Land flach.
Schon in diesen ersten Minuten verliebte sie sich in den Anblick
der Welt unter ihr. Es war wie ein Aufatmen, wenn man zu lange
in einem zu engen Raum eingesperrt gewesen war. Leandra
konnte nicht behaupten, dass sie sich in ihrer Heimat je unwohl
gefühlt hätte, aber diese Grenzenlosigkeit hier an der Oberfläche
nahm ihr beinahe den Atem. »Schön, was?«, sagte Rasnor neben
ihr. Sie wandte leicht den Kopf. Sein schön hatte geschäftsmäßig
geklungen, nicht begeistert. Sie fragte sich, ob dieser Kleingeist,
der offenbar nur in der Lage war, im Rahmen seiner persönlichen
Gelüste zu denken, die Aura dieser Welt auch nur im Entferntesten zu spüren vermochte. Sie antwortete ihm nicht und blickte
wieder hinaus. Das kleine Schiff nahm Fahrt auf und legte sich
schräg in eine Kurve, während es in die Richtung der eben hinter
dem Horizont untergegangenen Sonne davon schwebte. Leandra
blickte hinab auf die Oberfläche, während das Schiff in einem weiten

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