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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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abgesehen von all den anderen grausamen Verbrechen. Sich diesem
Menschen als Freundin anzubiedern wäre der schlimmste Verrat
an sich selbst, den sie sich nur vorstellen konnte. »Du hasst
sie?«, fragte sie leise. »Du würdest sie verbrennen? Warum hast
du dich dann überhaupt erst mit ihnen eingelassen?« Er sah sie
an. »Weil ihr mich hasst!«, sagte er ruhig. »Besonders, weil du es
tust«
»Ich?« Leandra war ehrlich verblüfft. »Aber… als du dich mit ihnen verbündetest… wie kommst du darauf, dass ich dich da hasste? Wir hatten uns erst einmal gesehen!« Er nickte. »Richtig.«
Leandra richtete sich auf. Rasnor schien sie für sein Unheil verantwortlich machen zu wollen.
»Ich habe es in deinen Augen gesehen«, sagte er. »Damals, auf
der Treppe in Hammagon. Du hast mich angeschrien, hast mich
verhöhnt. Hast mich davongejagt wie einen Hund. Und ich habe
dich… so bewundert.«
Leandra schnappte nach Luft. Das war zu viel. Sie stand auf,
spürte Tränen der Wut und der Enttäuschung in ihren Augenwinkeln. Zeitlebens war sie ein Mensch gewesen, der anderen verzeihen konnte und wollte. Und nun maßte sich dieser Kerl an, den
einen Moment, in dem sie gerechte Wut auf ihn empfunden hatte,
so zu verdrehen, dass sich das Schicksal der Welt damit verändert hätte. Er schien zu glauben, alles wäre anderes gekommen,
wenn sie in jener Situation Mitgefühl aufgebracht und ihm eine
Chance gegeben hätte. Rasnors Anspruch war absurd, aber dennoch packte er Leandras Herz wie mit einer eisigen Klaue. Es war
einfach nicht gerecht, dass das Schicksal so mit ihr umsprang.
»Ich will hier weg«, sagte sie und marschierte in Richtung des
Ausgangs, durch den sie gekommen waren.
*
    Leandra hatte gehofft, Rasnor würde sich entschuldigen, aber er
tat es nicht. Er hätte spüren müssen, dass er sie an einer sehr
empfindlichen Stelle getroffen hatte. Aber er wäre niemals in der
Lage, einen eigenen Fehler zu erkennen, geschweige denn, von
ihm abzurücken. Rasnor hingegen überspielte die Spannung zwischen ihnen durch neue Geschäftigkeit. Bald ging er wieder völlig
in seinen ehrfurchtsvollen Beschreibungen dessen auf, was die
Drakken zu leisten vermochten. Es kam Leandra abgrundtief verlogen vor, wie er mit ihren und auch den eigenen Gefühlen umging, aber letztlich war es ihr doch recht. Es gab kaum etwas
Schlimmeres für sie, als mit ihm, den sie in der Tiefe ihres Herzen
verabscheute, über Gefühle reden zu müssen. Zum ersten Mal
seit einiger Zeit vernahm sie dazu wieder diese geheimnisvolle
innere Stimme. Sie war so deutlich wie die einer anderen, leibhaftigen Person in ihr, und sie sagte: Er will dein Mitleid. Aber das
hat er nicht verdient. Vergiss ihn.
    Leandra blieb stehen, horchte in sich hinein, versuchte den Ursprung dieser Stimme aufzuspüren, aber es gelang ihr nicht. Ein
leiser, stechender Schmerz war in ihrer Schläfe zu spüren, verging dann aber wieder.
»Was ist?«, wollte Rasnor wissen.
     
Sie schüttelte den Kopf und setzte sich wieder in Bewegung.
»Nichts. Wohin gehen wir jetzt?«
    Sein überlegenes Lächeln war inzwischen zurückgekehrt. »Das
größte Geheimnis wartet noch auf dich! Du wirst staunen!«
Sie benutzten noch mehrere Male die Schwebefahrzeuge und
die Transporterbuchten, und Leandra kam langsam dahinter, wie
man sie bediente. Zuletzt bat sie Rasnor, es selbst einmal versuchen zu dürfen. Er hatte nichts dagegen und sagte ihr, in welche
Richtung sie mussten. Sie berührte mit dem Zeigefinger das entsprechende Symbol auf dem schwebenden Gebilde.
Es funktionierte. Eine Blase umschloss sie und katapultierte sie,
ohne dass eine sonderliche Erschütterung zu spüren war, innerhalb von Sekunden an den gewünschten Ort. Noch zweimal wechselten sie die Röhre, um jeweils andere Richtungen innerhalb des
Schiffs einzuschlagen, dann waren sie dort, wo Rasnor sie hinbringen wollte.
Es war eine weitere Halle, riesig groß; dieses Schiff schien voll
davon zu sein. Diese war nur etwa sechzig Ellen hoch, aber so
weit, dass sich der Blick in der milchig grauen Ferne verlor, ohne
das andere Ende erreicht zu haben. Es herrschte mattes Licht,
und sie schien nichts außer einem glatten Boden und einer ebensolchen Decke aufzuweisen.
»Hast du dir mal das Trivocum angesehen?«, fragte er.
Sie tastete nach der magischen Grenzlinie, hatte es seit ihrer
Ankunft aus Gewohnheit schon mehrfach getan. Doch wieder fand
sie nichts außer einem grauen, erkalteten Anblick einer schemenhaften Welt.

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