Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
abwehrend eine
Hand, während sie mit dem anderen Arm Benni immer noch festhielt. »Ein Hund kann niemanden umbringen, nur weil er bellt!«
Die vier Drakken hatten sie mit erhobenen Waffen umringt. Alina fragte sich voller Angst, ob sie nun gleich selbst mit getötet
werden würde. Aber da trat der dicke Mönch neben sie und hob
ebenfalls die Hände.
»Sie hat Recht, bei den Kräften!«, rief er laut.
»Lasst sie! Das ist doch Unsinn!«
Wie zur Bestätigung begann Benni zu kläffen, vor lauter Aufregung über die Situation und weil er sich im Schutz von zwei Menschen sicher glaubte.
Die Drakken erschauerten, aber keiner von ihnen zeigte eine
ähnliche Reaktion wie der erste. Sie blieben unversehrt.
»Gib mir den Hund«, raunte der Mönch Alina zu.
Sie blickte hoffnungsvoll zu ihm auf.
»Ich kann ihn zwar nicht behalten«, flüsterte er ihr zu, »aber
ich kann ihn eine Meile von hier fortbringen und dann dort draußen irgendwo freilassen. Dann bleibt er wenigstens am Leben.«
»Das… würdest du tun?«
»Ja doch! Nun mach schon.«
Sie blickte sich Hilfe suchend um. »Aber…«
Der Mönch verstand. Mit heftigen Bewegungen entledigte er
sich seines roten Leibriemens und reichte ihn Alina. Während sie
die dicke, rote Kordel um Bennis Halsband knüpfte und ihm dabei
zuredete, er möge gehorchen und ruhig bleiben, sagte der Mönch
mit einem verlegenen Lachen in die Runde: »Ich werde den Hund
nehmen. Ich mochte Hunde schon immer! Kein Grund zur Aufregung, ja?«
Die Drakken blieben nur reglos und mit weiterhin erhobenen
Waffen stehen. Offenbar hatte der Mönch trotz seines etwas unbeholfenen Auftretens einen gewissen Rang. Alina erhob sich und
reichte ihm die Kordel.
»Wie heißt du?«, fragte sie leise. Er sah sie verwundert an,
während er die Kordel nahm – so als hätte sich noch nie jemand
für seinen Namen interessiert. In seiner lose herabhängenden
Robe sah er irgendwie lächerlich aus – wie ein Fass. »Ullrik«,
stammelte er. Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln und deutete auf ihre Nasenspitze. »Merke dir mein Gesicht. Wir werden
uns bestimmt einmal wieder sehen, glaub mir. Und dann werde
ich an dich denken!« Er forschte in ihren Zügen, was das bedeuten mochte, und irgendein Teil seines Geistes (oder seiner Seele?) schien es zu verstehen. Nach kurzem Zögern lächelte er unsicher zurück. »Das… das ist nicht schwer zu merken«, meinte er.
Dann schnitt auch schon das Kommando des Verwalters durch die
Luft. Einer der Drakken winkte sie mit erhobener Waffe in Richtung der riesigen, sich im Bau befindlichen Drakkenstadt. Keiner
kümmerte sich um die Leiche. Sie bewachten sie nur, warteten
offenbar auf Verstärkung. Alina warf einen letzten, traurigen Blick
zurück zu Benni, der ihr so sehr ans Herz gewachsen war. Er blieb
widerspruchslos bei Ullrik, dem Mönch, und sah ihr ebenso traurig
hinterher. Immerhin würde er am Leben bleiben. Alina hoffte,
dass sie je eine Gelegenheit finden würde, den Mönch wieder zu
sehen, denn sie war ihm sehr dankbar. Ob sie sich dann jedoch in
einer Position befand, an ihn denken zu können, war eher unwahrscheinlich.
*
Yanalee war eine weitläufige Anlage am Fuß einer Hügelkette.
Eigentlich war es nur ein kleines Dorf gewesen, aber dieses war
von den riesigen Drakkenbauwerken förmlich aufgesogen worden.
Yanalee sah indes völlig anders aus als die Anlage, bei der man
sie aufgegriffen hatte – es war viel flacher gebaut, erstreckte sich
aber über einen größeren Bereich. Die zeltartigen, metallisch
glänzenden Gebäude, die weitläufigen Trägerkonstruktionen und
die Masten mit den zwischen ihnen gespannten Seilen gab es jedoch auch hier. Am nördlichen Ende, zu den aufsteigenden Hügeln hin, erstreckte sich eine weite, sehr flache Halle mit einem
gewölbten und gerippten Dach; dahinter erhob sich ein unförmiger Bau mit gewaltigen Rohren. Aus dem größten von ihnen quoll
eine dichte, rotbraune Wolke, die sich majestätisch langsam in
die Lüfte erhob und nach Norden davonzog. Sie war längst nicht
von dem Ausmaß der anderen Staubwolke, die sie bereits gesehen hatte, aber Alina zweifelte nicht daran, dass sie bald ebenso
gewaltig sein würde. Diese Anlage konnte nicht älter als ein paar
Tage sein – aber sie war schon jetzt gewaltig. Auch hier gab es
bereits einen Start und Landeplatz für Drakkenschiffe, mehrere
breite Straßen, auf denen sich riesige Fahrzeuge bewegten, und
natürlich eine Vielzahl von Menschen und Drakken, die
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