Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
aus.
Renash winkte sie weiter. Sie durchquerten die Halle; Alina sah
mehrere Ausgabestellen für Essen, wo sich die Menschen auf großen Tellern Nahrung holten. Sie konnte jedoch nichts von diesem
Essen identifizieren, als sie Leuten, die an ihr vorbeigingen, auf
die Teller blickte. Es handelte sich fast nur um breiartige Kost;
Verschiedenes darunter hätte auch eine Art Gemüse sein können.
Fleischstücke, Kohl oder Obst suchte sie vergebens. Ungeachtet
dessen schienen die Leute das Essen nicht zu verschmähen. Ihre
Verwunderung wuchs.
Sie verließen die Halle, durchquerten lange Korridore und weitere Hallen, wo sie weiß gekleidete Menschen, Drakken und riesige
Geräte und Maschinen sah. Es herrschte überall eine fast schon
friedlich zu nennende Betriebsamkeit, und das war mehr als verwirrend. Sie hatte ernstlich erwartet, in jedem zweiten Korridor
Leichen, misshandelte Leute und brüllende Wärter zu sehen, während Gestank, Verwesung und tiefe Not herrschten.
»Bei den Kräften, was ist hier nur los?«, flüsterte sie Cleas zu,
der neben ihr herging.
Er warf ihr nur einen unschlüssigen Seitenblick zu und zuckte
die Schultern.
Sie erreichten eine weitere Halle, nicht sehr groß, mit zwei Ausgängen. Mehrere bewaffnete Drakken waren anwesend. Renash
hob die Hand und blieb stehen. »Haben wir Magier unter uns?
Magier müssen da drüben lang!« Er deutete auf die Tür, die nach
links führte.
Niemand meldete sich. Renashs Blick durchsuchte die Gruppe
und blieb auf Cleas hängen. Er trat vor ihn. »Und du? Bist du kein
Magier?«
Cleas schüttelte nur wortlos den Kopf.
»Sicher? Du siehst mir ganz wie einer aus! Deine Haartracht
und dein kurz geschorener Bart…!«
Cleas schüttelte wieder den Kopf. »Nein!«, sagte er.
Renash seufzte. »Na, meinetwegen. Was geht’s mich an. Los,
alle nach hier drüben!« Er ging wieder voran. Durch eine große
Schwingtür betraten sie einen lang gestreckten Raum. Links und
rechts an den Wänden waren lange Reihen von großen Kästen
montiert, die obere Hälfte durchsichtig, die untere aus weißem
Material bestehend. Überall liefen Schläuche, Rohre und metallene Streben entlang. Ein Brummen und Piepsgeräusche erfüllten
die Luft, Lichter blinkten, und aus verschiedenen Öffnungen drangen zischende Dampfwolken, die sich aber rasch wieder auflösten. Weiter vorn waren ein paar Leute unterwegs, zwei davon in
riesigen, aufgeblasenen silbernen Anzügen.
»Von hier aus geht’s hinunter in die Abbaustollen«, erklärte Renash. »Das da in den Kabinen sind Schutzanzüge. Da unten wird
Gestein geschnitten und dazu braucht ihr diese Anzüge.
Wolodit, um genau zu sein.«
»Wolodit? Wozu brauchen sie denn das?«
Renash hob die Schultern. »Keine Ahnung. Sie machen irgendwas damit, aber was, weiß ich nicht.«
Die Leute sahen sich unschlüssig an. »Wolodit ist ohne besonderen Wert«, hörte Alina den Mann flüstern. »Es ist nur verteufelt
hart. Bin mal gespannt, womit sie es schneiden wollen.«
»Sucht euch jetzt alle eine Kabine, in der so ein Schutzanzug
drin ist!«, sagte Renash laut in die Runde. »Zieht euren Anzug
und auch die Unterwäsche aus, hängt die Sachen seitlich an die
Haken und merkt euch die Zahl an der Kabine, Stellt euch dann
gerade davor – auf das graue Viereck auf dem Boden – und legt
die Hand auf die grüne Fläche. Ist sie rot, sucht ihr euch eine andere Kabine. Keine Sorge, es passiert euch nichts. Los jetzt!«
Zögernd folgte Alina der Anweisung. Sie fand bald eine Kabine
mit einer grünen Fläche auf der Vorderseite, und baute sich davor
auf. Das Ding war größer als sie, hatte eine Form wie ein großes,
aufrecht stehendes Ei, und seine obere Hälfte war durchsichtig,
während der hintere Teil mit der Wand verschmolz. Im Inneren
befand sich einer dieser unförmigen, riesigen Anzüge; sie sah
Schläuche und Stäbe oder was auch immer das sein mochte. Der
Anblick war höchst fremdartig, aber Alina empfand es gleichzeitig
als aufregend, was hier passierte.
Sie sah kurz nach den anderen, öffnete dann den seltsam klebrigen Verschluss auf der Vorderseite ihres weißen Anzugs und
legte ihn ab. Nachdem sie ihn an einen der besagten Haken gehängt hatte, schlüpfte sie aus der Unterwäsche. In ihrer Nische
war sie einigermaßen unbeobachtet. Sie streckte die rechte Hand
aus und legte sie auf die grüne Fläche knapp unterhalb des
durchsichtigen oberen Teils der Kabine.
Licht flammte im Inneren auf und mehrere bunte Lichter begannen zu
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