Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
prüfend an. »Von jedem…
Magier?«
»Ja, richtig. Von jedem Magier. Du musst eine besondere Person sein. Und in diesen Zeiten solltest du es besser bedecken.
Bevor es dir gefährlich wird.«
Alina entzog ihm ihre Hand. »Na fein. Dann kennen wir jetzt jeweils ein Geheimnis des anderen. Wirst du meines verraten?«
»Ebenso wenig wie du meines«, erwiderte er. »Das will ich doch
hoffen.«
Mit Gemurmel näherte sich eine Gruppe anderer Arbeiter, kurz
darauf noch eine und sie beobachteten schweigend deren Ankunft. Dann ertönte aus der Ferne das inzwischen wohlbekannte
jaulende Geräusch, wurde bald darauf vielstimmig und wenig später landeten unter gewaltigem Lärm und aufwallendem Staub vier
Drakkenschiffe. Sie trugen große Nummern auf den Seiten, und
ein Kommando erschallte, das den Menschen befahl, sofort an
Bord ihres jeweiligen Schiffs zu gehen. »Gib auf dich Acht«, sagte
Cleas wohlwollend und drückte ihre Hand. »Ich hoffe, wir sehen
uns morgen wieder.« Dann wandte er sich um und marschierte
auf das Flugschiff zu, das ihn fortbringen sollte. Alina sah ihm
kurze Zeit hinterher und suchte nach dem Schiff mit ihrer Nummer. Als sie müde die kurze Leiter hinaufstieg und in das Schiff
klettern wollte, streckte ihr ein junger Mann die Hand entgegen.
Er sah gut aus, stellte sich als Timo vor, aber bevor Alina seine
Hand nahm, sah sie ihm fest in die Augen. Nein, da war nichts
Brutales und Wildes wie bei diesem Serakis. Sie dachte, dass sie
ihn, wenn nötig, wieder würde loswerden können, ohne sich eine
Verwarnung einzuhandeln. Für den Augenblick aber brauchte sie
jemanden. Sie hatte keine Lust, in diesem Dorf, wo immer es
auch lag, den Tag im Freien unter einem Baum schlafend zu verbringen. Sie flogen zu seinem Dorf und er nahm sie mit ins Haus
seiner Mutter, einer alten, hinfälligen Frau, um die er sich rührend
kümmerte. Er war eine so freundliche Seele, dass sie gern die
Nacht, oder besser: den Tag, in seinem Bett verbrachte – mit
ihm.
Vorher machte sie ihm natürlich klar, dass sie verheiratet war,
ihren Mann liebte und nichts, aber auch gar nichts zwischen ihm,
Timo, und ihr passieren würde. Aber seine Wärme und seine
Umarmung kamen ihr nicht ungelegen. Sie spürte zwar ebenfalls
sein hartes Ding, als sie bei ihm lag, und er umfasste ebenso
frech ihre linke Brust – ansonsten aber blieb er brav. Er schien
glücklich zu sein, dass er wenigstens das von ihr bekam. Seufzend schlief sie ein und sagte sich, dass es außer Victor offenbar
doch noch ein paar anständige Männer auf der Welt gab. Nicht
nur solche wie diesen Serakis. Oder Guldor, Rasnor, Ötzli, Chast,
Sardin und wie sie alle hießen.
26
Drakkenalltag
Zwei Wochen waren vergangen, seit die Drakken über sie gekommen waren, und so etwas wie Alltag begann einzukehren –
ein Alltag unter der Herrschaft der Unterdrücker. Doch die Geschwindigkeit, mit der die Drakken der Höhlenwelt ihren Stempel
aufgedrückt hatten, war beängstigend – und ebenso die Wirksamkeit ihrer Maßnahmen. Leandra war überzeugt, dass sie Monate oder gar Jahre benötigen würden, dieses Joch wieder abzuschütteln, selbst wenn die Drakken von heute auf morgen spurlos
verschwänden. Es war tatsächlich so, wie Rasnor gesagt hatte:
Sie machten aus der gesamten Höhlenwelt eine Fabrik. Und was
Leandra nie für möglich gehalten hätte: Sie hatten sogar die Rolle
übernommen, die Menschen der Höhlenwelt zu versorgen. Seit
fast einer Viertelstunde standen sie zu viert in Rasnors Arbeitszimmer, Leandra, Victor, Quendras und der Primas. Rasnor selbst
war noch nicht aufgetaucht. Leandra hatte die Zeit genutzt, ihren
Freunden flüsternd und mit knappen Worten von ihrer Reise mit
Rasnor zu erzählen – der Reise, die sie bis hinaus ins All geführt
hatte. Ihre Freunde hatten ihr betroffen zugehört. »Ein Mutterschiff haben sie dort?«, fragte Victor. »Ja«, flüsterte Leandra. »Es
ist gigantisch. Inzwischen müsste auch der Transport des Wolodits dorthin begonnen haben – in großem Umfang. Sie brauchen
riesige Mengen, um nur ein einzelnes Wolodit-Amulett herzustellen.«
»Das stimmt«, nickte der Hochmeister. »Davon habe ich bereits
gehört. Es ist erschreckend: Niemand arbeitet mehr für sich
selbst, für seinen Lebensunterhalt. Alle tragen diese weißen Kleider, essen Drakkennahrung und arbeiten für sie. Es müssen inzwischen Zehntausende sein, die sie in ihren Bergwerken Wolodit
abbauen lassen. Vielleicht Hunderttausende. Sie werden in
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