Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
standen Azrani und Marina dort. Sie winkten ihr grinsend und kamen herein.
Leandra lachte vergnügt auf. Inzwischen kam ihr dies alles wie
ein effektvoll einstudierter Auftritt vor. Das passte zu Roya. Sie
hätte jauchzen können vor Freude. Sie erhob sich, begrüßte die
beiden mit einer Umarmung. Azrani, die inzwischen nur noch
schulterlange Haare hatte, trug heute einen ungleich selbstbewussteren Gesichtsausdruck als damals in Guldors Hurenhaus.
Sie strahlte Leandra geradezu an. Marina, dunkelhaarig mit einem
Pferdeschwanz, hoch gewachsen und schmal, wirkte ebenso wie
Azrani voller neuer Energie. Leandra überkam die plötzliche Empfindung, dass ihr im Augenblick niemand auf der Welt mehr Zuversicht hätte bringen können als ihre alten Freundinnen von damals. Es fehlten nur noch Hellami und Alina. Mit einem erleichterten Seufzen setzte sie sich wieder. Cathryn krabbelte aufgeregt
zu ihr und schmiegte sich fest an sie, während die drei ihre Geschichte zu erzählen begannen. Sie klang für Leandras Ohren beinahe wie ein Märchen.
Roya begann mit Alinas Flucht und berichtete bis hin zu dem
Tag, an dem sie mit Marko und Izeban in Malangoor eingetroffen
war. Anschließend erzählte sie ihre eigene Geschichte, einschließlich der Gründung des Dorfes Malangoor und dem Bau des Windhauses, und schloss ihren Bericht mit der Reise nach Bor Akramoria, wo sie und Alina Ulfa getroffen hatten. Azrani und Marina berichteten, wie Roya sie in den Katakomben gefunden hatte, und
erzählten von ihrer gemeinsamen Suche nach dem Geheimgang.
»Unfassbar!«, stieß Leandra zuletzt hervor. »Ihr habt ein Dorf
und einen Widerstand gegen die Drakken aufgebaut – und ihr
wart sogar bei Ulfa!«
Es war den dreien anzusehen, dass sie stolz waren.
Stolz auf ihre eigenen Taten, aber auch auf das, was andere geleistet hatten, wie Marko, Izeban, und in besonderem Maße Alina.
Und dass sie jetzt gekommen waren, um sie, Leandra, zu befreien, war geradezu unglaublich. Sie sagte ihnen das.
Roya wirkte verlegen. »Nun ja, eigentlich wollen wir dich gar
nicht befreien«, sagte sie.
Sie zog erstaunt die Brauen hoch. »Nicht?«
»Nein, Leandra. Wir brauchen deine Hilfe!«
Leandra legte den Kopf schief. »Nun bin ich aber gespannt!«
»Dass uns die Drachen helfen werden, weißt du ja jetzt. Aber da
ist noch dieses Mutterschiff. Marko hat uns erzählt, dass du schon
dort warst.«
»Das Mutterschiff? Ja, natürlich – stimmt. Rasnor nahm mich
mit.« Sie schüttelte bedauernd den Kopf.
»Roya, es ist einfach gigantisch. Seit diesem Ausflug weiß ich,
dass wir gegen die Drakken im Grund nichts ausrichten können.
Es tut mir Leid, aber ich wüsste nicht, wie ich euch da helfen sollte. Falls es das ist, was ihr von mir wollt.«
»Hör erst mal zu. Wir haben etwas ganz Unglaubliches über die
Drakken herausgefunden – besser gesagt, Meister Izeban hat es.
Der kleine Erfinder, Markos Freund. Erinnerst du dich?«
Leandra nickte. »Ja. Und was?«
»Alina hatte anfangs einen Hund dabei. Wenn er einen Drakken
anbellte, starb dieser.«
Leandra stutzte. »Er starb?«
»Ja. Eine wirklich rätselhafte Sache. Aber dann wollte Izeban
das Ganze genauer erforschen, und…«
Roya erzählte ihr, was Izeban mit den Hunden und den Drakken
alles angestellt hatte.
»Das mit dem Speichel dieses einen Hundes wussten wir«, erklärte sie, »aber zuletzt dauerte es noch eine lange Woche, ehe
Izeban die ganze Wahrheit aufdeckte. Eine Zeit lang dachten wir,
es funktionierte nur zweimal am Tag – morgens und abends!« Sie
lachte leise auf. »Wir verbrauchten ganze sechseinhalb Drakken,
bis wir schließlich dahinter kamen.« Leandra schnitt eine Grimasse.
»Uuh… ihr Schlächter!«
»Ja, stimmt. Wir mussten noch mal los, um welche zu fangen –
es war ganz schön gefährlich. Aber dann haben wir es wirklich
herausgefunden. Es ist das Salz!«
»Wie bitte? Das… Salz?«
»Ja, eine völlig verrückte Sache. Erst nachdem die Hunde etwas
gefressen hatten – morgens und abends –, funktionierte es. Izeban erklärte, dass zu diesem Zeitpunkt, nach dem Fressen, der
Speichel der Hunde voller Salz sein müsste. Das käme vom Magen herauf und so.«
Leandra glotzte sie mit großen Augen an.
»Es wirkt wie ein tödliches Gift auf sie«, fuhr Roya fort. »Aber
es muss mithilfe von Wasser zu ihnen transportiert werden – auf
Arme oder Beine, dort, wo ihre Schuppenhaut frei liegt. Dann
durchdringt es sie in Sekundenschnelle und tötet sie.«
Leandra schüttelte nur
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