Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
ungläubig den Kopf.
»Mit dem letzten Drakken habe ich es selbst probiert«, schloss
Roya. »Ich habe ein Wurstbrot verspeist und ihm dann ins Gesicht gehustet. Er fiel tot um.« Sie kicherte.
Leandra fing an zu glucksen und vergrub ihr Gesicht in einem
Kissen. Als Roya sie daraus hervorzerrte, waren ihre Augen vor
Lachen tränenfeucht. »Das kann doch nicht wahr sein!«, kicherte
sie hilflos. »Salz kann einen Drakken töten? Diese unbesiegbaren
Bestien… sie sterben durch ein Tröpfchen Spucke, in dem Salz
ist?«
»Nur nach dem Essen«, grinste Roya. »Du kennst doch ihre Anzüge – diese Körperpanzer, nicht? Das sind gar keine Rüstungen,
sondern Wetterschalen!«
» Wetterschalen?«
»Haben wir erfunden, den Begriff. Sie schleppen ihr eigenes
Wetter mit sich herum. In den Schalen herrschen eine bestimmte
Temperatur, Feuchtigkeit und Druck. Sie brauchen das offenbar,
um hier leben zu können.«
Leandra nickte. »Ja, ich weiß. Ich war auf ihrem Schiff. Dort
herrscht überall so ein… Wetter.«
Roya erschauerte. »Wirklich?«
Leandra nickte mit hochgezogenen Brauen.
Roya nahm Leandras Hände. »Sie tragen in ihrem Schiff also…
nicht diese Panzer?«
Leandra schüttelte den Kopf. »Nein.«
Roya keuchte. »Dann ist es also wahr! Genau das hat Meister
Izeban vorausgesagt! Er war bereit zu wetten, dass die Drakken
dort, wo sie lebten, überall solch ein Wetter hätten! Dass sie dort
nicht solche Panzer trügen!«
»Ja stimmt. Was bringt dich dabei so aus der Fassung?«
»Und… ihre Luft ist da sehr feucht? Und es ist warm?«, wollte
Roya wissen.
»Ja, und drückend. Es ist furchtbar dort. Ich hab mich halb tot
geschwitzt. Man möchte am liebsten nackt herumlaufen. Nun sag
schon endlich, was das bedeutet!«
Roya sah sich plötzlich unsicher um, rückte an Leandra und
Cathryn heran und flüsterte: »In so einem Schiff scheint keine
Sonne, verstehst du? So ein Wetter muss irgendwie hergestellt
werden! Weißt du, was das bedeutet?«
Leandra starrte sie eine Weile an und schüttelte den Kopf. Sie
verstand immer noch nicht.
*
Rasnor war erstaunt. »Dass du plötzlich so viel Vertrauen zu mir
hast?«, meinte er fragend.
Leandra schüttelte den Kopf. »Das hat damit nichts zu tun. Ich
meine… ich bin dir natürlich dankbar, dass du Cathryn dieses
Halsband hast abnehmen lassen. Aber was Roya, Azrani und Marina angeht – ich möchte einfach, dass sie in Sicherheit sind.«
Er hob die Achseln. »Und diesen Geheimgang lieferst du mir
gleich mit? Ich staune wirklich!«
»Wir müssen einander vertrauen lernen«, sagte sie.
»Die drei hatten vor, irgendetwas Verrücktes gegen dich und
die Drakken zu unternehmen, aber das würde nur schlimm enden. Ich mache mir furchtbare Sorgen um sie.« Sie setzte eine
flehentliche Miene auf. »Rasnor, ich möchte dich um etwas bitten.«
Er zog die Brauen hoch.
»Ich… ich wollte dich fragen, ob sie bei mir bleiben dürfen.«
Er versteifte sich. »Bei dir?«
»Ja. Diese Gemächer sind so riesig… sechs Zimmer und zahllose
Nebenräume und… Na ja, ich habe doch vor, etwas für Savalgor
zu tun. Du weißt schon, das Waisenhaus und so. Und diese Sache
mit dem Staub. Sie könnten mir dabei helfen.«
Sein Gesicht spiegelte plötzliches Misstrauen. Er rückte von ihr
weg. »Das… das ist doch ein Trick!«.
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Nein, nein!
Wirklich nicht! Was sollen wir schon tun?« Sie hob die Achseln.
»Ich meine… sogar ich habe es inzwischen begriffen. Die Drakken
sind uns einfach überlegen!«
Er schnaufte ungemütlich. Es war deutlich zu sehen, dass ihm
diese Idee überhaupt nicht behagte. Doch dann wurde Leandra
mit Schrecken klar, dass ihn etwas ganz anderes störte: Sein eigentliches Problem lag darin, dass er sie, Leandra, dann nicht
mehr für sich allein hätte!
»Du… du wolltest doch immer Freunde haben, oder?«, suchte
sie verzweifelt nach einer Ausrede.
»Nun kannst du gleich vier haben – vier Freundinnen! Gleich auf
der anderen Seite des Ganges!«
Seine Züge entspannten sich immer noch nicht.
»Kennst du eigentlich Azrani und Marina schon?«
Er schüttelte den Kopf.
»Du wirst sie mögen!« Sie versuchte ein Lächeln.
Innerlich aber fluchte sie in sich hinein. Sie hatte nicht genügend nachgedacht und war auf dem besten Weg, alles zu verderben.
Er stand auf und schüttelte entschieden den Kopf.
»Nein, Leandra. Das mache ich nicht. Vier von euch auf einem
Fleck? Das ist mir zu gefährlich! Die Drakken dürften es niemals
erfahren. Sie haben
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