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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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gegessen
habe ich schon. Ich brauche nur diese Öllampe und… ein bisschen
Glück.«
Wieder hob Victor die Arme, um sie an sich zu ziehen.
»Du solltest das auch lassen«, flüsterte sie, als sie ihr Gesicht
gegen seine Schulter drückte. »Ich gewöhne mich sonst noch
daran.«
Er ging nicht darauf ein. »Pass auf dich auf«, flüsterte er zurück.
Sie versprach vorsichtig zu sein und so schnell es ging wieder
zurückzukommen. Dann eilte sie davon und war kurz darauf wieder mit sich selbst ganz allein.
Langsam erschien es ihr wie ein Fluch, ihn so sehr zu lieben –
ja, sie tat es, das konnte sie vor sich selbst nicht mehr verleugnen. So viele Monate hatte sie immer nur sein Gesicht vor Augen
gehabt – und jetzt bekam sie es nicht mehr aus dem Kopf.
Aufmerksam ihren eigenen Markierungen folgend, die sie zuvor
hier hinterlassen hatte, bewegte sie sich durch die Geheimgänge
tiefer hinab. Diesmal öffnete sie keinen der Zugänge, bis sie in
Bereiche kam, in denen eine neue Orientierung unerlässlich war.
Mit aller Vorsicht machte sie sich an die Aufgabe, einen Weg hinab in die Katakomben zu finden.
*
    Leandra lauschte in sich hinein.
Langsam wurde ihr die Stimme unheimlich, die da hin und wieder zu ihr sprach. Sie konnte sie manchmal ganz deutlich vernehmen; nach einem kurzen Satz zog sie sich jedoch immer zurück und blieb verschwunden, als wäre sie nie da gewesen.
Unruhig fragte sie sich, ob all das Erlebte, all die Trauer, der
Schmerz und das endlose Unheil langsam zu viel für sie wurden
und ihr Verstand anfing, sich geisterhafte Stimmen einzubilden.
Sie hatte davon schon gehört – von Leuten, die einen so tiefen
seelischen Schmerz erlitten hatten, dass ihr Verstand aus den
Bahnen geriet, sie wahnhafte Vorstellungen entwickelten und
seltsame Stimmen vernahmen. Wie fühlte man sich dabei? Würde
man, wenn man sich in so einer Verfassung befand, die Welt und
sich selbst noch als normal empfinden?
»Was ist mit dir?«, fragte Rasnor.
Sie sah auf, musterte ihn mit abweisenden Blicken und wandte
die Augen wortlos wieder von ihm ab.
»Willst du für alle Zeiten die Beleidigte spielen?«, rief er aus,
hob die Arme und stand auf. »Er ist nun mal tot und die Drachen
auch!.
Nichts mehr zu machen. Die Drakken hätten Schlimmeres mit
ihnen angestellt…«
»Das versuchst du mir jetzt schon das zehnte Mal einzureden!«,
fuhr sie ihn an.
Er blieb stehen. »Es ist aber die Wahrheit! Hast du nicht gesehen, wie sie mit Savalgor verfahren sind?«
Sie zuckte die Achseln. »So arg ist die Stadt nun auch wieder
nicht zerstört.«
Er stöhnte und verdrehte die Augen. »Ist das Palasttor etwa
kein Beweis? Das haben sie regelrecht zusammengeschossen!
Und mit ihm die Soldaten und Magier, die es verteidigt haben!«
Leandra funkelte ihn angriffslustig an. »Hör endlich auf, mir einreden zu wollen, du hättest ihm eine Gnade angetan! Das geht
mir auf die Nerven! Was willst du eigentlich hier? Kannst du uns
nicht in Ruhe lassen?«
Rasnor ließ die Arme sinken und starrte sie und Cathryn an. Sie
suchte wie immer den Schutz ihrer großen Schwester, stand seitlich bei Leandra und hielt sich an ihr fest.
»Wir sollten zusammenarbeiten«, sagte er schließlich.
»Zusammenarbeiten? Du und ich? Bist du noch bei Trost?«
Er seufzte und setzte sich. »Das wäre das Klügste.
Wenn du dich sträubst, verbesserst du nichts an deiner Lage
oder an der des Landes. Im Gegenteil:
Du handelst dir nur Schwierigkeiten und Schmerzen ein. Es
führt zu nichts. Würde es dir nicht besser gefallen zu erfahren,
was hier überhaupt vor sich geht?«
Leandra schnaufte unwillig. Es interessierte sie durchaus, aber
sie hatte keine Lust, das vor ihm zuzugeben. Sie schwieg.
»Mach mir nichts vor!«, sagte er und sein kleines, linkisches
Gesicht zeigte einen spitzfindigen Ausdruck. »Du verzehrst dich
vor Neugierde! Na gut, ich will dir einen Hinweis geben.«
Immer noch erwiderte sie nichts, sondern musterte ihn nur mit
finsteren Blicken.
Er stand wieder auf und hob abermals die Arme.
»Stell dir nur vor, schöne Leandra«, hob er dramatisch an, »sie
werden diese ganze Welt in eine riesige Fabrik verwandeln. Was
sagst du dazu?«
Leandra runzelte die Stirn. »Eine… Fabrik? Was ist das?«
»Nie gehört? Na ja, du kommst schließlich vom Land. Hier in
Savalgor gibt’s so etwas seit langem. Eine Fabrik ist… nun, die
große Eisenschmelze draußen am Nordtor oder die Ziegelei am
Hafen, so etwas sind Fabriken. Dort, wo viele Leute arbeiten

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