Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
erwiderte er. »Ich mache dir noch
einmal den Vorschlag, wo du schon so überaus gewitzt bist und
glaubst, mich beherrschen zu können. Sei nicht so verflucht zickig, und ich werde dir erzählen, was ich weiß.
Das ist übrigens eine ganze Menge!«
Diesmal hatte er den Punkt gemacht. Dumm war er nicht, das
wurde Leandra immer klarer. Konnte es sein, dass jemand bereit
war, eine ganze Welt zu verkaufen, nur weil er ungeliebt war?
»Da, nach links!«, sagte sie.
*
Als Alina mit einem kleinen Milchkübel und einem Tuch, in den
sie Käse, Brot und Obst eingewickelt hatte, die Treppe heraufkam, blieb sie wie angewurzelt stehen.
Ihr erster Impuls war, alles fallen zu lassen und sofort dorthin
zu stürzen, von wo sie die ihr nur allzu bekannte Stimme vernommen hatte – Leandras Stimme.
Augenblicke später aber sagte ihr der Verstand, dass etwas
nicht stimmen konnte. Sie drückte sich rasch wieder in den
Schatten des Treppenaufgangs. Da war eine zweite Stimme gewesen und auch die kannte sie. Es war die von Rasnor, und die
Gedanken schossen ihr nur so durch den Kopf. Wie konnten
Leandra und Rasnor an diesem Ort zusammen sein? Irgendetwas
sehr Seltsames war hier im Gange.
Sie stellte ihre Sachen ab, duckte sich und kroch lautlos über
den gefliesten Boden näher an die Stimmen heran. Die Stelle war
durch das Licht einer auf einem Tisch stehenden Öllampe leicht zu
finden. Wo Alina sich bewegte, war es hingegen dunkel. Es gab
eine Vielzahl an Kochstellen, gemauerten Abzugskaminen und
Regalen mit Küchengerät als Deckung. Sie folgte den Stimmen,
die sie zuerst nur als Gemurmel vernommen hatte, und erreichte
schließlich einen Punkt nahe einer Wand, wo sie zwischen Regalböden und den darin stehenden Töpfen und Tiegeln hindurch die
beiden beobachten konnte.
Nun sah sie, dass noch eine dritte Person anwesend war – ein
kleines Mädchen, das sich an Leandra festhielt. Das konnte eigentlich nur ihre kleine Schwester Cathryn sein. Leandra war wegen ihrer Familie überstürzt nach Angadoor aufgebrochen. Konnte
sie jetzt schon zurück sein? Und was hatte es zu bedeuten, dass
sie hier mit Rasnor sprach? Alina schob sich näher an das Regal
heran und spitzte die Ohren.
»… diesen Krieg führen sie seit langem«, hörte sie Rasnor sagen. »Sozusagen schon seit Jahrtausenden.« Er saß lässig mit
dem Hinterteil halb auf einem der Kochtische, ließ ein Bein baumeln und widmete sich einem Stück Brot und einem Käselaib.
Leandra hatte sich ihm gegenüber an einen schweren Tisch gelehnt und aß ebenfalls etwas. Auch das kleine Mädchen kaute
zaghaft auf einem Stück Brot herum. Alina war verwirrt. Was sie
sah, wirkte wie eine Szene in trauter Eintracht. »Und warum?«,
fragte Leandra.
Rasnor hob die Schultern. »Ich glaube, das wissen sie selbst
nicht. Irgendwann trafen sie auf diese Saari und dann ging es los.
Du kennst es ja. Einer schießt, der andere schießt zurück…«
»Im… Weltall? Da schießen sie?«
»Klar«, erwiderte Rasnor und schob sich ein Stück Käse in den
Mund. Er hob einen Krug, der neben ihm stand, und nahm einen
Schluck. »Du hast doch selbst gesehen, wie sie mit ihren Schiffen
herumfeuern. Mit diesen grellen Blitzen und allem. Es kommt einem vor wie Magie – ist es aber nicht. Und sie haben noch ganz
andere Waffen. Der uCuluu hat es mir erklärt. Es sind solche
länglichen Dinger, fast wie ihre Schiffe selbst, nur kleiner…«
»Der uCuluu? Von dem hast du schon mal geredet. Wer ist
das?«
Rasnor kaute eine Weile. »Der Oberste der Drakken. So ein
weißlicher, riesiger Kerl. Offenbar der Einzige von ihnen, der ein
bisschen Grips im Kopf hat. Du wirst ihn sicher bald kennen lernen.«
»Der Einzige, der Grips hat?«
Rasnor stöhnte. »Hör mal, Leandra«, sagte er. »Wenn du bei
jedem Satz, den ich sage, drei Fragen stellst, die etwas ganz anderes betreffen, kann ich dir nie das mit der Magie erklären. Wolltest du das nicht unbedingt wissen?«
»Ja, entschuldige. Wie war das nun?« Rasnor nahm noch einen
Schluck. »Dieser Krieg«, sagte er. »Gegen die Saari. Für den
brauchen sie die Magie.«
Alina sah, wie Leandra die Stirn runzelte. »Ich kann mir nicht
vorstellen, dass man mit Magie im Weltall schießen soll!«
Rasnor schüttelte den Kopf. »Sie brauchen sie nicht zum Schießen.«
Leandra sah ihn erstaunt an, nickte dann aber.
»Ja, das ist einleuchtend. Die Waffen der Drakken sind viel
stärker als unsere Magie. Vielleicht nicht alle, aber allein die…«
Leandra unterbrach
Weitere Kostenlose Bücher