Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
Man müsste nur unsere Magie in
dieser Disziplin verbessern!«
Endlich verstand Leandra. Das also war es, wofür die Drakken
die Magie der Höhlenwelt haben wollten. Übermitteln von Nachrichten ohne Zeitverlust!
»Aber… wie soll das gehen? Es gibt keine Magie außerhalb der
Höhlenwelt!«
Rasnor kramte in seiner Rocktasche und beförderte einen Stein
zutage, so groß wie eine Kinderfaust.
Er hielt ihn ihr hin. »Hab ich dir mitgebracht.
Weißt du, was das ist?«
Leandra nahm ihm den Stein aus der Hand und betrachtete ihn
von allen Seiten. Schließlich zuckte sie mit den Schultern. »Ein
ganz gewöhnlicher Stein.«
»Richtig«, sagte Rasnor. »Ein gewöhnlicher Stein.
Wolodit, um genau zu sein. Das häufigste Gestein hier bei uns
in der Höhlenwelt. Es hat…«
Ein lautes Pochen ertönte an der Tür, und ohne dass Rasnor ein
Herein gerufen hatte, öffnete sie sich. Zwei bewaffnete Drakken
und zwei Bruderschaftler traten ein. Rasnor erhob sich. »Und?«,
fragte er. »Habt ihr sie?«
»Ihn schon«, antwortete einer der beiden Männer.
»Und noch zwei andere, sagen die Drakken. Aber das Mädchen
nicht.«
Rasnor blickte kurz zu Leandra und wandte sich dann wieder
seinen beiden Brüdern zu. »Egal. Sie werden wir auch noch finden. Macht weiter. Ihr wisst, was als Nächstes auf dem Plan
steht.«
Die Brüder verneigten sich knapp und wandten sich zum Gehen.
Rasnor folgte ihnen, blieb dann aber noch einmal kurz stehen.
»Wir müssen ein andermal weiterreden, schöne Leandra. Ich habe Wichtiges zu tun.« Er deutete auf den Stein in ihren Händen.
»Den darfst du behalten. Vielleicht kommst du ja dahinter, was
es mit ihm auf sich hat.«
Damit wandte er sich ab und verschwand. Die Tür klappte hinter
ihm zu und eine ratlose Leandra blieb zurück und starrte auf den
Stein in ihrer Hand.
»Was ist mit dem Stein, Leandra?«, wollte Cathryn wissen.
Leandra wirkte völlig ratlos. »Ich weiß es nicht, Trinchen. Ich
weiß es wirklich nicht.«
*
Langsam bekam Alina Hunger. Sie wünschte sich, Hilda hätte
ihr doch etwas eingepackt.
Entgegen ihrer Annahme, schon nach ein paar Stunden zurück
zu sein, hatte es sie eine halbe Ewigkeit gekostet, einen Zugang
zu den Katakomben unter der Stadt zu finden. Als sie es endlich
geschafft hatte, war sie zufällig, irgendwo in den weit verzweigten
Höhlen, auf einen verlassenen Schlafplatz mit ein bisschen Stroh
und ein paar mäusezerfressenen Decken gestoßen und hatte einfach ihrer Müdigkeit nachgegeben.
Irgendwann war sie dann wieder erwacht – viele Stunden später. Vermutlich war es draußen, oder besser: oben, schon wieder
taghell. Victor und Hilda würden sich sicher Sorgen machen, aber
es erschien ihr sinnlos, jetzt den weiten und gefährlichen Weg
wieder hinauf zu gehen, nur um ihnen zu sagen, dass ihr nichts
zugestoßen war.
Sie musste weitermachen. Vielleicht fand sie Quendras ja bald.
Etliche Stunden suchte sie einen Weg nach Torgard.
Ihre Lampe war längst erloschen, aber sie traf in den Katakomben Flüchtlinge, die ihr mit Fackeln und Hinweisen weiterhalfen.
Es waren einfache Bürger aus der Stadt und sie erzählten
schreckliche Geschichten über die Drakken – dass sie Leute zusammentrieben, sie auf den Marktplatz führten und dort durch
ihre zeltartigen Gebäude schleusten. Alina erfuhr, dass die Leute
dort von Mönchen befragt und gezählt wurden und zuletzt von
den Drakken ein Halsband angelegt bekamen, das sich nicht mehr
entfernen ließ. Dünn wäre es, sagten sie, aus weichem Material
und mit einer leuchtenden Plakette darauf. Die Gerüchte über die
Natur dieser Halsbänder reichten von schlichter Nummerierung
bis hin zu einem schrecklichen Tod durch Erwürgen, Verbrennen
oder Vergiften, den man erleiden müsste, wenn man die Flucht
wagte oder einen der Drakken angriff. Alle Menschen der Höhlenwelt, so hieß es, würden versklavt werden, um den Drakken zu
dienen. Manche Leute behaupteten sogar, die Fremden würden
die Menschen halten, um sie nachher zu fressen.
Alina war entsetzt. Die ganze Stadt war offenbar so etwas wie
ein riesiges Gefängnis, ein Straflager geworden, in dem die Menschen wie Vieh behandelt wurden. Sie war ihr ganzes Leben lang
eine von ihnen gewesen, ein einfaches Mädchen aus Savalgor,
Tochter einer vom Shabib verstoßenen Ehefrau. Jetzt war sie
zwar Shaba, die Herrin all dieser Menschen hier, aber sie fühlte
sich aufgrund ihrer einfachen Lebensweise dem Schicksal der
Leute nur umso mehr verbunden. Natürlich hatte
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