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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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lag ein geöffnetes Schott. Er stieg hindurch, dann durch ein zweites, kletterte eine kurze Leiter hinauf und zwängte sich durch ein drittes, kleines Schott, bis er einen flachen, unregelmäßigen Raum erreichte, in dem einige Aggregatblöcke in ihren Fixings schwebten. Es war einer der wirklich unangenehmen Räume innerhalb des Leviathans. Hier musste einmal ein pulsierendes Organ existiert haben – die seltsame Form und das noch immer ausschwitzende Zellplasma, das sich am Boden in Rinnen sammelte, deuteten darauf hin. Aber diese Nodespots, wie man sie nannte, waren ideal für Link-Einheiten. Von ihnen verzweigten sich zahllose neuronale Kanäle, die innerhalb des Leviathans überall hinführten.
    Man musste sie nur mit gezielten, elektrischen Impulsen stimulieren. Ein genialer Ersatz für meilenlange Kupferkabel, wie sie in vielen anderen Schiffen verlegt werden mussten. Schwer atmend stand Roscoe da und versuchte sich zu orientieren. Er war lange nicht hier gewesen. »Die Zentrale Terminal-Einheit ist oben links, Boss«, erläuterte Sandy. »Sie müssen…« Seine Aufmerksamkeit wurde von dem kleinen Schweber abgelenkt, der in diesem Augenblick in den Raum glitt. Der Scrambler und die Codekarten lagen obenauf, aber dann merkte Roscoe, dass sich Sandy selbst unterbrochen hatte.
    »Boss!«, sagte sie, abermals ungewöhnlich emotional. »Passagier Vasquez versucht sich zu befreien!«
    Er versteifte sich. »Was? Kannst du sie nicht hindern?«
    »Sie versucht, mit einem Fuß die Notentriegelung zu erreichen.«
    »Aber…«
    »Sir, die Notentriegelung ist eine rein mechanische Einheit am Hauptkommandositz. Sie unterliegt zu Recht nicht meinem Einfluss. Wenn sie…«
    »Fahr sie weg!«, rief Roscoe. »Fahr ihren Sitz weg…«
    »Zu spät, Sir… sie hatte ihren Sitz schon ganz zu Anfang verriegelt… ebenfalls mechanisch.«
    Roscoes Gedanken rasten. Wenn Vasquez jetzt Unfug anstellte…
    »Sandy, schnell, was muss ich hier tun?«
    Sandy instruierte ihn, und im Eiltempo trennte er die Energiezufuhr von den geheimen Frachtdecks.
    Sie waren autark, damit sie von einem Kontrolleur nicht in den Diagrammen der Bordsysteme aufgespürt werden konnten. Einen kurzen Moment der Erstarrung leistete er sich, als er über einen kleinen Monitor mitverfolgte, wie sich seine geheime Ladung Wasserstoffeis aus den von Sandy geöffneten Frachtluken in die Leere des Alls ergoss – da ging es dahin, das kostbare Gut. Immerhin würde es die Drakken vielleicht zusätzlich verwirren, wenn sie auf ihren Ortungsgeräten mitbekamen, was da geschah. Vielleicht würden sie es für eine Havarie halten – abgesprengte Teile des Schiffskorpus oder etwas in der Art.
    »Boss! Passagier Vasquez hat die Entriegelung erreicht! Sie ist frei!«
    Roscoe stieß einen Fluch aus und sprang auf.
    Die Sorge verlieh im zusätzliche Kräfte, und er rannte in erhöhter Geschwindigkeit durch die Schotts und Tunnel. »Wie lange noch, Sandy?«
    »Der Countdown, Boss? Noch zweieinhalb Minuten!« Roscoe empfand keine sonderliche Erleichterung. Während er weiterhetzte, rief er: »Verdammt! Sie könnte das Mädchen als Geisel nehmen! Dann kann sie uns zu allem zwingen!«
    »Passagier Vasquez macht sich an den Kontrollen zu schaffen, Sir!« Immer wenn sie die förmliche Anrede Sir gebrauchte, fuhr ein Stich durch sein Hirn. Es deutete darauf hin, dass die Situation so ernst war, dass sie keinerlei emotionale Nuancen erlaubte.
    Er rannte weiter und versuchte sein wild pumpendes Herz und seinen Atem zu kontrollieren. Seine Brust und seine Beine schmerzten; es waren viele hundert Meter, die er auf dem Hinweg schon gerannt war und die er nun wieder zurück musste.
    Verbissen nahm er sich vor, dem Trainingsraum wieder ausgiebige Besuche abzustatten, sofern er es schaffte, diesem Schlamassel hier zu entkommen. Endlich erreichte er den Vertikalport.
    Sandy schoss ihn so schnell nach oben, dass ihm der Magen in die Knie sackte, nur um ihm anschließend in den Hals zu steigen, als sie ihn im Zentraldeck wieder herunterbremste. Taumelnd verließ er die Portröhre; Sternchen tanzten vor seinen Augen.
    »Noch funfundfünfzig Sekunden, Boss!«, tönte Sandy laut aus den Bordlautsprechern. Überall blitzten bereits die Notstart-Signallampen; die Moose wurde abermals von einem heftigen Vibrieren und Stampfen gepackt, während sich zahllose Geräusche zu einem drückenden Hintergrundlärm verdichteten. Roscoe rannte weiter und pumpte verzweifelt nach Luft. In der Mitte des Tunnels brach

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