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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Diagramme auf dem großen Holoscreen vor sich zu erkennen. Das Mädchen saß hinter ihm, er konnte sie nicht sehen. »S-Sandy!« ächzte er.
    »Sir, ich muss die Beschleunigung nach Ende der Sequenz abbrechen«, sagte sie. »Was?«
    »Jawohl, Sir. Passagier Vasquez hat durch Fehleingaben auf dem Steuerpult einen Kursfehler erzwungen. Ich konnte den Hauptteil des Fehlkurses noch herausrechnen, aber eine minimale Abweichung ist erhalten geblieben. Wir werden um etwa viertausendzweihundert Meilen am Ziel vorbeischießen.«
    Die Tränen, die in Roscoes Augenwinkeln standen – bislang eine Mischung aus dem Schmerz der Atemnot und purer Begeisterung über des Mädchen –, verwandelten sich in Tränen glühenden Zorns. Diese verfluchte Vasquez! Sie würde nicht ruhen, bis sie ihn vernichtet hatte! Wieder begannen seine Gedanken zu rasen.
    »Werden sie uns kriegen, Sandy?«, presste er hervor.
    »Ja, Sir«, antwortete Sandy, und Roscoe hatte das Gefühl, ihre Stimme noch nie so ernst gehört zu haben. »Alle drei Drakkeneinheiten haben Kurskorrekturen vorgenommen. Ich empfange automatische Bakensignale, die uns nachdrücklich zum Beidrehen auffordern.« Jetzt ist es so weit. Welcher Teufel hatte ihn geritten, diese Flucht zu wagen? Er versuchte sich zu erinnern, was alles zusammengekommen war, um ihn zu dieser verrückten Entscheidung zu treiben – war es wirklich so zwingend gewesen?
    Griswolds Warnung, dass die Drakken ihn fertig machen würden, Vasquez’ Drohung, seine Bücher zu prüfen – und schließlich die Sorge um das Mädchen, in die er sich wie ein kleiner, dummer Schuljunge verliebt hatte? Verdammter Dreck!
    »Wir sind erledigt, Sandy«, stöhnte er. »T minus 30 Sekunden bis zum Abbruch der Beschleunigungssequenz, Sir«, lautete ihre nüchterne Erwiderung. »Sofern Sie dies nicht ausdrücklich widerrufen.«
    Roscoe pumpte angestrengt Luft in seine Lungen und versuchte dabei, seinen Kopf so klar zu bekommen, dass er eine Entscheidung treffen konnte. Der Rest-Beschleunigungsdruck konnte im Moment nur noch um die drei oder vier g betragen. Langsam gewann er wieder die Kontrolle über sich. Vielleicht konnte er die Sache gegenüber den Drakken noch als Panikreaktion seinerseits hinstellen. Dazu aber musste er tatsächlich spätestens jetzt sein Manöver abbrechen. Allerdings war da noch Vasquez. Sie würde mit allen Mitteln versuchen, ihn dranzukriegen. So viel stand fest.
    »T minus zwanzig Sekunden.«
    Er wusste nicht, was er tun sollte. Das Mädchen hatte ihm das Leben gerettet. Konnte er sie jetzt so einfach an die Drakken ausliefern? Darauf lief es hinaus – offenbar suchten die Drakken genau dieses Schiff oder gar das Mädchen selbst.
    »T minus fünfzehn Sekunden.«
    Was würde passieren, wenn er sie auslieferte?
    Würden die Drakken sie verurteilen und hinrichten?
    Würde sie tatsächlich sterben müssen?
    Die Antwort darauf erhielt er nur einen Augenblick später.
    »Neue Ortungsdaten, Sir. Flugkörper-Abschuss von einer der Drakken-Fregatten. Empfange aktive Suchimpulse… Kontakt identifiziert. Es handelt sich um eine Rail-3.«
    »Sie… sie schießen auf uns?«, röchelte Roscoe.
    »Jawohl, Sir. Kontakt in siebzehn Minuten vier Sekunden, wenn wir die Beschleunigungsphase nicht abbrechen. Ich wiederhole: wenn wir nicht abbrechen.«
    Nun war die Entscheidung traurig leicht. Eine Rail-3 war ein Abfang-Flugkörper mit einer Theorit-Landung. Sie würde genügen, um seine Moose dreimal in Stücke zu schießen, und sie würde treffen. Die Moose war viel zu langsam, um ihr entkommen zu können. Er stieß einen verzweifelten Fluch aus.
    »Ich halte die Beschleunigung, Boss. Normal-G in vierzig Sekunden.«
    Roscoe kniff die Augenlider zusammen. Dass Sandy jetzt wieder auf das vertrauliche Boss umschaltete, bedeutete nicht weniger als ein familiäres Zusammenrücken in der Stunde des Untergangs. Sie würden sterben.
    ***
    »Roscoe, Sie Wahnsinniger!«, schrie Vasquez. »Sie bringen uns um!«
    Er fuhr herum, packte sie mit beiden Fäusten am Kragenaufschlag ihres teuren Oberteils und schüttelte sie, dass ihr die goldgefassten Knöpfe wegplatzten. »Sie haben mir diese Scheiße eingebrockt.’«, brüllte er. »Abgesehen von all Ihren Attentaten: hätten Sie den Kurs nicht zu beeinflussen versucht, hätten wir es bis zu den Asteroiden geschafft!«
    »Blödsinn!«, kreischte sie und versuchte sich zu befreien. »Wären Sie an Ort und Stelle geblieben, hätte niemand auf uns geschossen! Sie sind schuld!«
    Sie

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