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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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jeder Faser ihres Körpers die unbändige Kraft der Triebwerke spüren zu können, die das Schiff nach vorn schoben.
    Sie röchelte, versuchte Luft zu bekommen, aber gleichzeitig genoss sie diese brachiale Kraftentfaltung. So etwas hatte sie noch nie erlebt.
    Eine perverse Lust durchströmte sie. Es war ein völlig irrationales Gefühl – sie sog die Situation auf, als wäre sie ein trockener Schwamm. Die Beschleunigungskräfte zerrten mit aller Gewalt an ihr, und ihr ging die bizarre Frage durch den Kopf, ob nicht dies das wahre Leben war! Auf der Flucht, gejagt von Drakken, in der Gewalt eines widerwärtigen Schurken, das Herz voller Hass, während urgewaltige Kräfte an ihrem Köper zerrten… Noch während die Haut auf ihren geschminkten Wangen Wellen schlug, spürte sie eine fatale Lust in sich, aufzuspringen, sich die Kleider vom Leib zu reißen und irgendetwas völlig Verrücktes zu tun…
    Sie kam nicht mehr dazu weiterzudenken. Trötende Alarmsignale stoben plötzlich durch die Brücke, während große, rote Lampen in enervierendem Rhythmus aufblitzten. »Energiebalance im Grenzbereich!«, tönte Sandys Stimme überlaut. »Dennoch muss ich die Beschleunigung halten, Boss. Das Drakkenschiff hat mit einer Kurskorrektur Richtung Asteroidenring reagiert. Wenn Sie wünschen, dass ich die Sequenz unterbrechen soll, berühren Sie den rechten Stick, Boss.« Vasquez rang nach Luft. Sandy würde diesen mörderischen Druck aufrechterhalten, wenn Roscoe nicht abbrach. Und sie hatte keine Möglichkeit, ihm von hier hinten zu signalisieren, dass sie dem Ersticken nahe war.
    Der Druck hielt an. Das ganze Schiff vibrierte und ächzte. Dennoch würde es so etwas aushalten. Halon-Leviathane waren, wenn sie noch lebten, die wohl zahesten Kreaturen der Milchstraße, gewappnet gegen die schlimmsten Einwirkungen der Gravitation. Auch wenn sie tot waren, änderte sich daran nichts. Aus diesem Grund wurden ihre gewaltigen Exoskelette für die interstellare Raumfahrt benutzt. Aber würde es die Schiffseinrichtung ebenfalls aushalten? Schon zischte irgendein Teil an ihrer rechten Schulter vorbei; rechts, an einer Konsole, begann ein Verkleidungsteil in einer hohen Frequenz zu flattern und ein schnarrendes Geräusch zu produzieren.
    Sie konnte nichts tun, als abzuwarten und zu hoffen, dass sie nicht von irgendeinem losgerissenen Objekt getroffen wurde.
    Würde dieser mörderische Druck für die nächsten zwei Stunden anhalten? Das würde sie nicht überleben. Und vielleicht passte das ja Roscoe gut in den Kram… Nein, dachte sie… das Mädchen würde auch sterben… sie war noch viel zerbrechlicher gebaut…
    … und dann ließ der Druck wieder nach. »Rest-Beschleunigungsdruck jetzt auf 2,6 g, Boss«, kam die Nachricht von Sandy.
    Vasquez atmete keuchend auf. Luft holen konnte sie nun wieder, wenn auch mühsam, an ein Aufstehen war jedoch nicht zu denken. »Roscoe!«, krächzte sie. »Schnauze!«, kam es zurück.
    Vasquez stieß die mühsam gesammelte Luft wieder aus. Also gut, dachte sie, du willst es nicht anders haben. Sie wandte den Kopf nach rechts und peilte nach dem Mädchen. Als sie sah, dass die Kleine sie direkt anblickte, erschrak sie ein wenig. Wie lange tat sie das schon? Ihre Augen drückten Wachsamkeit aus und waren voller misstrauischer Fragen, so als hätte sie erkannt, was Vasquez sich vorgenommen hatte. Vasquez wandte das Gesicht wieder ab und blickte steif nach vorn. Sie fügte ihren Absichten noch eine weitere hinzu: ebenso wachsam und vorsichtig zu sein.
    Offenbar suchten die Drakken tatsächlich dieses Mädchen, und dann mochte mehr hinter ihrer kümmerlichen Erscheinung stecken, als man auf den ersten Blick sah.
    ***
    Verdammt, was mache ich nur mit ihr?, dachte Roscoe.
    Er saß am Steuerpult und überlegte verzweifelt, was er mit Vasquez anstellen sollte, sofern er, mit Gottes Hilfe, den Drakken entkam. Ihr Notstart lag nun schon eine Stunde zurück. Inzwischen waren längst nicht mehr so hohe Beschleunigungswerte notwendig, und Sandy konnte entsprechend viel Energie auf die Kompensatoren leiten, sodass wieder Normal-G auf der Brücke herrschte. Vasquez saß mit steinernem Gesicht und fixierten Handgelenken in ihrem Sessel, während das Mädchen in ihrem schlief.
    Doch die Ruhe war trügerisch. Die Moose war auf der Flucht, und die Verfolger waren keine, die sich große Mühe geben würden, Fragen zu stellen. Unruhig warf er Vasquez und dem Mädchen Seitenblicke zu.
    Während ihm das Schicksal dieser Furie

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