Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
Sandy. »Das Wasserstoffeis, Boss. Wenn ich die Kompensatoren des Frachtdecks abschalte…«
    Wieder lachte Vasquez hinter ihm auf, diesmal laut und meckernd. »Ihr zwei seid mir vielleicht Herzchen!«, geiferte sie.
    »Der verbrecherische Käpt’n und sein Komplize, der Bordrechner!«
    »Ich bin kein Bordrechner, Miss Vasquez!«, erwiderte Sandy.
    Roscoe glaubte verwundert, so etwas wie leisen Protest aus ihrer Stimme herausgehört zu haben. »Ich bin eine virtuelle Persönlichkeit, die neuronal mit den Bordsystemen verknüpft ist. Das ist ein erheblicher Unterschied.«
    »Persönlichkeit oder nicht!«, schrie Vasquez wütend. »Ihr beide werdet bezahlen! Nein – ihr alle drei! So oder so!«
    Es war der kurze Blickkontakt mit dem Mädchen, der Roscoe abermals daran hinderte, sich auf einen wütenden Streit mit Vasquez einzulassen. Er fragte sich hilflos, wie ein Mensch so viel Macht in seinem bloßen Blick haben konnte und wie es möglich war, dass die schlichte Gutartigkeit eines Blicks über die glühende, machtvolle Boshaftigkeit eines anderen triumphieren konnte.
    Verwirrt wandte er sich wieder seinem Kontrollplatz zu. »Die Energiesysteme der Frachtdecks Elf bis Vierzehn sind autark«, stellte er fest. »Ich muss hinunter und sie per Hand trennen, Sandy.«
    »Richtig, Boss. Sie haben etwa 7 Minuten. Wenn mir bis dahin die Energiereserven nicht zur Verfügung stehen, kommen wir mit dem Manöver zu spät.«
    »Bin schon weg«, sagte Roscoe und wandte sich um. Mit weiten Schritten stürmte er in Richtung des Brückenschotts.
    »Es sind vierzehn?«, fragte Vasquez, als er an ihr vorbeikam.
    Er verlangsamte kurz seinen Schritt. »Genau genommen sogar fünfzehn, Vasquez. Es gibt noch eine verkümmerte Seitentasche nach achtern. Sie haben kein so gutes Auge, wie Sie glauben.«
    Sie lachte spöttisch auf. »Wen kümmert das jetzt? Sie werden alles verlieren, Roscoe, alles.«
    »Nicht alles«, sagte er. »Meine Selbstachtung nicht – im Gegensatz zu Ihnen. Aber wahrscheinlich haben Sie die ohnehin schon vor langer Zeit aufgegeben.«
    Sie starrte ihm mit wütenden Blicken hinterher.
    ***
    Es waren sogar noch zwei Minuten weniger, die er hatte. Er benötigte sie, um zurück zur Brücke zu gelangen, bevor Sandy die neuerliche Beschleunigung begann. Denn nur auf der Brücke würden die Kompensatoren noch arbeiten. Hielt er sich währenddessen anderswo in der Moose auf, würde er zerquetscht werden.
    Da Sandy die Beschleunigung im Voraus einleiten musste, bestand tatsächlich eine Gefahr für ihn, besonders gegen Ende der Einleitungsphase.
    Er rannte mit Riesenschritten den Arterialtunnel hinab. »Ich schaff das schon, Sandy!«, rief er unterwegs. »Beginne den Countdown programmgemäß!«
    »Das könnte Ihr Tod sein, Boss!«
    »Wenn wir nicht rechtzeitig durchstarten«, rief er, während er weiterrannte, »dann bin noch viel toter!«
    »Eine Steigerungsform von tot gibt es nicht, Boss…«
    Für eine Weile war Sandys Stimme fort, denn er war in den Vertikalport gesprungen und rauschte in gehörigem Tempo in die Basis-Ebene hinab. Sandy hatte natürlich wieder einmal klug vorgedacht und die Schwerkraft-Kompensation in der Portröhre auf ein Minimum herabgeschraubt.
    Mit einem hatten Wumm kam er ganz unten am Grund auf, sprang aus der Röhre und rannte den unteren Arterialtunnel nach achtern. Hier unten hatten die Querrippen des weiten, ovalen Tunnels eine seltsam bläuliche Färbung; zusammen mit der wandernden Lichtaura war der Anblick irgendwie gespenstisch.
    Roscoe war nicht oft hier unten, und er mochte diesen Teil des Schiffs auch nicht sonderlich.
    Hier hatte er das Gefühl, als könnte ihm der rächende Geist des toten Leviathans begegnen. Ob ein derart hirnloses Wesen überhaupt eine Seele haben konnte, wusste er nicht, aber diese Biester waren so groß, dass die Vorstellung schwer fiel, in ihnen sei nichts.
    »Sandy, mach mir alle Schotts auf«, rief er, langsam außer Atem kommend. »Ich brauche einen Scrambler und die Sicherheitscodes.«
    »Ein Schweber mit beidem ist bereits unterwegs, Boss. Er wird kurz nach Ihnen im Link-Deck eintreffen. Vorausgesetzt, Sie rennen in diesem Tempo weiter.«
    Schlagartig wurde er langsamer. Er war nicht fett oder ungelenk, aber reichlich untrainiert. All die Monate öden Nichtstuns während der langen Transfers hatten seine Muskeln erschlaffen lassen. Mühsam beschleunigte er seine Schritte wieder und atmete tiefer durch.
    Der untere Arterialtunnel fand endlich ein Ende. Links

Weitere Kostenlose Bücher