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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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gesorgt, die auf dem untergehenden Mutterschiff der Drakken eingeschlossen gewesen waren – vermeintlich unrettbar, draußen im All. Doch bis Leandras Eltern Savalgor erreicht hatten, war Cathryn bereits wieder aufgetaucht – völlig verstört, ohne Erinnerung an das, was ihr widerfahren war, während Leandra und ihre drei Freundinnen, die den Drakken eine tödliche Fracht hinaus ins All gebracht hatten, noch immer auf dem riesigen Schiff festsaßen. Sie waren die tragischen Heldinnen dieses Krieges geworden; ein jeder hatte sich den Kopf zerbrochen, wie man sie nur retten könnte, und niemandem war Cathryns Abwesenheit aufgefallen.
    Leandra hatte eine ganze Weile gebraucht, um ihre Wut darüber zu verdauen. Doch schließlich hatte sie verstanden, dass keinem ihrer Freunde so recht klar gewesen war, dass Cathryn überhaupt in Savalgor hätte sein müssen. Es war eine Zeit des grenzenlosen Durcheinanders gewesen, und zum Glück war ja auch wieder alles in Ordnung gekommen. Doch Cathryn, sonst ein munteres, verspieltes Mädchen, war scheu und empfindsam geworden. Zum Glück schlief sie normal und hatte wohl auch keine schlimmen Träume. Leandra sorgte sich sehr um sie, und dass die Kleine langsam wieder zugänglicher wurde, erleichterte sie über die Maßen. Heute war der beste Tag seit Wochen gewesen; Cathryn hatte sich zum ersten Mal wieder richtig umarmen lassen. Sie hatten miteinander geschmust wie in früheren Zeiten, und so ging es Leandra nun ebenfalls besser. Endlich gestattete sie sich, wieder an andere Dinge zu denken – an sich selbst zum Beispiel oder an die ungestümen Ereignisse der letzten anderthalb Jahre.
    Noch immer waren viel Fragen offen. Sie war sich unschlüssig, ob sie es wagen sollte, sich auf die Suche nach Antworten zu machen. Es mochte sein, dass sie dadurch Dinge aufrührte, die neues Unheil heraufbeschworen. Eigentlich empfand sie es als wohltuend, dass für den Augenblick alles so wundervoll ruhig war.
    Seufzend ließ sie sich im hohen Gras nieder und genoss den Duft der Wiese. Cathryn kam herbei, ließ sich neben sie fallen und schmiegte sich an ihre Seite. Glücklich über diese Nähe, hievte Leandra ihre Schwester auf ihren Schoß und schlang die Arme um sie. Manchmal empfand sie so viel Liebe für Cathryn, dass sie gar nicht wusste, wohin damit.
    »Es geht dir gut«, sagte Cathryn mit Bestimmtheit. Leandra grinste. »Das kannst du spüren?«
    »Ja, ganz deutlich. Und du möchtest, dass es so ruhig bleibt.«
    Verwundert sah sie ihre Schwester an. »Ja, du hast Recht. Genau daran habe ich eben gedacht.« Sie drückte Cathryn wieder an sich. »Wir sind halt richtige Schwestern. Wir können spüren, was die andere denkt.«
    Sie ließ sich rücklings ins Gras sinken und seufzte wohlig. Für eine Weile lagen sie ruhig da und starrten beide in den Himmel hinauf. Es war Nachmittag geworden, und nun sah man deutlich die grauen Felsstrukturen in der Höhe. Leandra musste unwillkürlich an den blauen Himmel denken, der sich vor Jahrtausenden dort oben, an der Oberfläche der Welt, ausgedehnt hatte. Ja, sie besaß noch immer das geheimnisvolle, gefaltete Blatt, das sie in Sardins Turm gefunden hatte. Das Blatt, das über fünftausend Jahre alt war und eine Insel im Meer zeigte – ein Meer, über dem sich kein Felsenhimmel spannte und in dem weit und breit kein Stützpfeiler zu sehen war. Nur blaues Wasser und darüber ein blauer Himmel. In diesen Anblick von Freiheit und Weite hatte sie sich verliebt. Nicht, dass ihr die Höhlenwelt neuerdings missfiel – nein, dies war ihre Heimat, und die Höhlenwelt hatte die wohl großartigsten Landschaften zu bieten, die man sich nur denken konnte. Die majestätischen Pfeiler aus Fels, zehn Meilen hoch, die gleißenden Sonnenfenster, die schroffen Gebirge, weiten Wälder und stillen Seen. Der Anblick des völlig freien Landes bis hin zum Horizont hatte es ihr jedoch wahrlich angetan. Sie empfand es als unendlich traurig, dass heute dort oben, auf der Oberfläche der Welt, niemand mehr existieren konnte. Da gab es nichts mehr: kein Wasser, kein Leben und keine atembare Luft. Nur noch kalte Ödnis und Tod.
    So gesehen war die Höhlenwelt, ein paar Meilen unterhalb dieser untergegangenen Welt, ein wahres Paradies. Gut geschützt unter einem Himmel aus meilendickem Fels, war sie sicher vor allen bösen Einflüssen oder Angreifern. Jedenfalls jetzt – nachdem die Menschen gelernt hatten, worauf es ankam.
    Die Drakken waren in einem Krieg, der nicht einmal

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