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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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im Gegensatz zu jener Zeit, als sie in dieses Abenteuer förmlich hingestolpert war. Der Asgard war ein grausiger, unheimlicher Ort für sie gewesen, aufgeladen mit mörderischen Energien, die sie hätten vernichten können. Beinahe wäre es damals auch dazu gekommen. Etwas hatte sie verfolgt, ein riesiges, monströses Wesen, und wären Caori und Munuel nicht gekommen, um sie im letzten Moment zu retten, wäre diese ganze Geschichte schon sehr früh für sie zu Ende gewesen.
    Leandras Entschluss wuchs, sich dem unheimlichen Etwas, das dort noch immer lauern mochte, zu stellen. Sie erreichte den Waldrand, formte aus der stygischen Energie, die aus ihrem Aurikel ins Diesseits herüberleckte, einen Keil verdichteter Luft und stieß ihn vor sich ins Gebüsch, um den Weg frei zu bekommen.
    Raschelnd teilten sich die Zweige, wie von Geisterhand bewegt.
    Nein, dachte sie entschlossen, es kommt gar nicht infrage, dass hier noch immer irgendeine uralte, vergessene Macht herumspukt! Nicht, solange ich kaum einen Steinwurf entfernt wohne!
    Vorsichtig und mit geschärften Sinnen schlich sie weiter. Es war unerwartet still hier im Wald, dabei hatte die Stunde der Dämmerung noch nicht begonnen.
    Dann spürte sie den Asgard.
    Es war wie damals, und für Augenblicke verlangsamte sie ihre Schritte. An diesem Ort hatte einst, vor Jahrhunderten, ein furchtbarer magischer Kampf stattgefunden, bei dem der schreckliche Minuu einer Gruppe von Gildenmagiern ein mächtiges magisches Artefakt hatte entreißen wollen. Selbst nach dieser langen Zeit war der Boden noch immer von den stygischen Energien aufgeladen. Um der Kräfte, die nicht weichen wollten, Herr zu werden, hatte die Gilde dort einen mystischen Kreis aus zwölf großen, mit Runen beschrifteten Steinblöcken errichten lassen.
    Seine Gegenwart war überdeutlich zu spüren. Leandra zwang sich weiterzugehen. Die ersten Steinblöcke wurden zwischen den Bäumen sichtbar, und plötzlich stellten sich ihr die Nackenhaare auf. Eine Stimme wollte ihr einflüstern, sie solle rasch umkehren, denn selbst jetzt hätte sie nicht den Hauch einer Chance, gegen das anzukommen, was hier in der kalten Erde des Asgard auf ahnungslose Wanderer lauerte. Befangen blieb sie stehen und kämpfte gegen den beinahe übermächtigen Drang an, sich umzudrehen und wegzulaufen. Doch dann sah sie etwas.
    Es war ein Stück blauer Himmel, der durch die Zweige zu ihr herabschimmerte und sein Licht über den Steinkreis des Asgard ergoss, und das konnte nur ein Omen sein. Damals hatte hier ein finsterer Gewittersturm getobt, heute aber war tatsächlich einer jener besonderen Abende, an dem der Felsenhimmel in beruhigendem Blau herableuchtete und der Welt eine Botschaft des Friedens zusandte. Leandra atmete auf.
    Sie lief weiter, trat auf die Lichtung hinaus und ging mit langsamen, aber unbeirrten Schritten weiter, bis sie die Grenzlinie des Steinkreises übertreten hatte.
    Die zwölf grimmigen, mehr als mannshohen Steinblöcke bildeten einen weiten Kreis um sie, und der dunkelbraune Boden aus fest gebackener Erde, auf dem sich nichts Lebendes aufhalten wollte, lag wie damals Unheil verkündend unter ihren Füßen.
    Deutlich konnte sie die Kräfte spüren, die hier versammelt waren.
    Aber ein anderes Gefühl gab ihr ein, dass sie nichts zu befürchten hatte. Die Gilde hatte durch das Errichten der zwölf Steinblöcke alles Notwendige getan, um diesen Ort im Zaum zu halten. Und die gutartigen Kräfte des Himmels – und auch die, die in ihr selbst schlummerten – würden mit allem fertig werden, was sich hier erheben mochte.
    Leandra blieb stehen, mitten im Asgard, und stemmte herausfordernd die Fäuste in die Seiten.
    Einmal drehte sie sich im Kreis, dann wusste sie, dass sie gewonnen hatte. Hier gab es nichts mehr, das wagte, ihr die Stirn zu bieten.
    Nach einer Weile ging sie einfach wieder.
    Niemand hielt sie auf, kein verhutzeltes Mütterchen mit einer schrecklichen Weissagung wartete auf sie, und auch kein namenloses Ungeheuer entstieg der Erde, um sie zu vernichten.
    Sie durchquerte den Wald und gelangte unbehelligt zu den Auen am nahen Iser. Für Augenblicke überkam sie noch einmal ein Schauer, denn an dieser Stelle war damals, als sie aus dem Asgard geflohen war, jener entsetzliche Verfolger aus dem Wald hervorgebrochen, ein schattenhaftes Ungetüm, das sie in ihrer Panik nur aus den Augenwinkeln heraus gesehen hatte.
    Sie blieb stehen, drehte sich herum – aber da war nichts als der friedliche Wald, in dem

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