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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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hatte sie bereits erfahren, was er vorhatte. Die Felsen kamen
näher und näher, und es wurde Zeit, sich für den Sprung bereitzumachen. Ullrik dachte mit Schrecken daran, dass sie danach
um ihr Überleben würden kämpfen müssen – in einem stygisch
verseuchten Land, in dem vielleicht noch Schlimmeres als Kreuzdrachen auf sie warten mochten. Sie würden jedes Stück ihrer
Ausrüstung brauchen, also entschloss er sich, seine hinderliche
Kutte anzubehalten.
Wie werden wir euch später wieder finden?, wollte Yachaoni
wissen.
Weiß ich nicht. Ihr werdet reichlich zu tun haben, eure eigene
Haut zu retten. Heute Nacht, nach Einbruch der Dunkelheit, können wir vielleicht aus dem Wasser fliehen…
Der Augenblick war gekommen.
Tausend Dinge hätte man noch besprechen müssen, eine Taktik, kluge Tricks, einen Treffpunkt… doch es blieb einfach keine
Zeit mehr. Vorerst benötigten sie nur eine Menge Glück. Kurz sah
Ullrik sich noch einmal um – Asakash war zum Greifen nahe neben ihnen; Noa und Ujabaos konnte er im Augenblick nicht sehen.
Dafür aber einen tödlichen, schwarzen Pfeil, der ihnen dicht auf
den Fersen war: einen Kreuzdrachen.
Yachaoni stellte die Schwingen so hart in den Wind, dass Ullrik
die Knochen knacken hörte. Sie bremsten scharf ab, und er hatte
Mühe, sich auf dem Drachenrücken zu halten.
Dann waren sie ein Dutzend Ellen über dem Wasser – kein
leichter Sprung, aber zu schaffen.
»Springt!«, brüllte er in der Hoffnung, dass es jeder hören würde, den es betraf. Im selben Moment warf er sich seitlich von Yachaonis Rücken. Gern hätte er ihm noch irgendetwas zugerufen,
einen Wunsch oder eine Hoffnung, aber es ging rasend abwärts.
Augenblicke später schlug er so hart auf dem Wasser auf, dass es
ihm den Atem nahm.
Nur keine Felsen unter Wasser!, schoss es ihm durchs Hirn,
und: Hoffentlich übersteht Cathryn das.
Einige Herzschläge später hatte das Wasser seinen Sturz gefangen, und er strampelte sich hinauf an die Wasseroberfläche. Mit
ausgepumpten Lungen erreichte er sie, brach hindurch und
schnappte nach Luft.
Sofort sah er sich nach Hellami und Cathryn um. In diesem
Moment schoss ein schwarzer Schatten über ihn hinweg, ein
scharfes Krachen ertönte, dann folgte ein markerschütternder
Schrei. Ein Schwall Blut sprühte über ihn hinweg, warmes, dunkles Blut, das nach Kupfer roch; sein Blick ging in die Höhe, doch
da war nichts mehr zu sehen. Ein spitzer Schrei ertönte links vor
ihm; es war Cathryn, er erkannte die Stimme sofort. Sie kreischte
wie von Sinnen, dann erstarben ihre Schreie in einem Gurgeln.
Blind kämpfte er sich voran, in die Richtung, aus der er sie gehört
hatte.
Das Wasser schien zu kochen, als ein weiterer Schatten über sie
hinwegschoss. Als er aus den Augenwinkeln einen riesigen graubraunen Körper zu erkennen glaubte, schob er sich instinktiv mit
ein, zwei wilden Armbewegungen unter Wasser.
Es war keinen Moment zu früh. Um ihn herum erstrahlte plötzlich das Wasser in blendender Helligkeit. Es erhitzte sich binnen
Sekunden so sehr, dass er noch tiefer tauchen musste. Es half.
Der Sonnendrache hatte aus dem Flug heraus eine seiner weißen
Feuerwolken auf sie niedergehen lassen.
Ullrik war glücklich entkommen, doch seine Sorge galt Cathryn.
Das kleine Mädchen war den brutalen Angriffen dieser Bestie so
hilflos ausgeliefert, dass Ullrik aus seinem Zorn darüber mehr
Kraft gewann als aus der Luft, die er noch in den Lungen hatte.
Mit kräftigen Zügen schwamm er in die Richtung, wo er Hellami
und Cathryn vermutete. Wie durch ein Wunder fand er sie nur
wenig später – ebenso tief untergetaucht wie er selbst.
Hellami ruderte mit einem Arm, den anderen brauchte sie, um
die tobende Cathryn an sich gedrückt zu halten. Dazu schien sie
alle Kraft zu benötigen. Ullrik meinte, noch ein wenig Kraft zu
haben und so schob er die beiden an, dass sie zurück an die
Oberfläche gelangten. Meados würde erst eine Schleife fliegen
müssen, ehe er sie erneut angreifen konnte.
Japsend durchbrachen die drei die Oberfläche.
Cathryn fing augenblicklich an zu schreien. »Er hat sie getötet!«, kreischte sie verzweifelt und tobte dabei so heftig, dass sie
Hellami wieder halb unter Wasser drückte. »Diese Bestie hat Asakash getötet!« Heulend krümmte sie sich zusammen und klammerte sich an Hellami, die um Atemluft kämpfte und darum, über
Wasser zu bleiben.
Ullrik schwamm nah an die beiden heran und zog Cathryn an
sich, die sich ihm sofort schluchzend an den

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