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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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durchströmte sie, als sie sah, dass eine flache
Seite der dreieckigen Spitze unmittelbar ihr zugewandt lag. Also
musste das Licht, wenn es durch die beiden Sonnenfenster schien
und von schräg hinten in die beiden rückwärtigen Flächen der
Pyramidenspitze fiel…
Sie erhob sich, den Blick nach wie vor auf die Pyramidenspitze
gerichtet. Das ergibt einen Sinn, Nerolaan. Das Licht beider Sonnenfenster fällt schräg von links und rechts hinten auf die gläserne Spitze. Aber… müsste sie dann nicht… leuchten? Wir sind hier
der dritten Seite genau zugewandt.
Auch Nerolaan hatte sich aufgerichtet und starrte zur Pyramidenspitze. Warte hier, Marina, ich will mal etwas probieren.
Sie verstand sofort, dass er starten wollte, und ging instinktiv in
die Hocke. Er warf sich mit einem kräftigen Sprung in die Luft und
arbeitete sich rasch in die Höhe, ließ sich geschickt durch die Rippen des Säulenmonuments gleiten und war bald hoch in der Luft.
Von leiser Aufregung ergriffen, beobachtete sie ihn, wie er einige
Schleifen in unterschiedlichen Höhen um die Pyramidenspitze zog.
Minuten später war er wieder bei ihr.
Siehst du das Sonnenfenster auf der anderen Seite?, fragte er.
Dasjenige, das mitten über der Hochebene liegt?
Er roch deutlich nach Kupfer, und seine mächtigen Flanken hoben und senkten sich in heftigem Rhythmus. Marina fühlte sich
von seiner kraftstrotzenden Ausstrahlung angezogen, trat zu ihm
und legte eine Hand seitlich auf seinen bebenden Brustkorb. Sie
sah hinauf zu dem Sonnenfenster. Ja, Nerolaan. Was ist mit ihm?
Die Sonne scheint direkt hindurch. Wenn ich in einer bestimmten Höhe hinter der Pyramide vorbeifliege, blitzt die Spitze auf.
Aber es ist nur ein ganz kleiner Fleck.
Ich habe viele Male vorüberfliegen müssen, um ihn zu finden.
Marinas Herz begann leise zu pochen. Dann hängt es von der
Tageszeit ab, nicht wahr? Ihr Kopf fuhr herum. Wenn die Sonne
im Westen steht, über den beiden Sonnenfenstern, heute Abend,
dann müssten wir einen Lichtfleck hier unten haben, nicht wahr?
Ich denke schon. Jedenfalls an einem wolkenlosen Tag. Aber hier
oben habe ich ohnehin noch keine Wolke gesehen.
Nun verfiel Marina in Aufregung. Es sind noch drei oder vier
Stunden bis dahin. Aber können wir den Fleck finden, wenn er so
klein ist? Die Sonne bewegt sich ja… vielleicht wandert er…?
Denkst du, er wird auf einen bestimmten Punkt deuten?, fragte
Nerolaan. Auch er schien unruhig geworden zu sein.
Ja, das nehme ich an. Ich habe nur Angst, dass wir nicht schnell
genug sind und es verpassen.
Nerolaan richtete sich auf. Hab keine Angst, Marina. Wenn es
heute nicht klappt, dann morgen.
Außerdem haben wir ja noch Zeit. Bis dahin werden wir uns etwas überlegen.
*
    »Ich mach es, ich mach es, ich mach es!«, zischte Cathryn voller Leidenschaft.
Hellami saß völlig aufgelöst vor ihr und konnte nicht fassen, was
Cathryn zu tun beabsichtigte. Es war so höllisch gefährlich, dass
ihre Aussichten, dabei zu sterben, nicht gerade gering waren.
Aber es war wahrhaftig ihre einzige Chance.
»Wir könnten auch warten… bis der Drache tot ist«, wandte sie
leise ein. Sie wusste nicht, ob sie noch würde weiterleben wollen,
wenn Cathryn etwas zustieße. Ulfa hatte gewollt, dass sie auf
Cathryn aufpasste, und die Kleine hatte ihr im Gegenzug einen
lange vermissten Teil ihres Lebens zurückgegeben. Und vieles
mehr. Sie konnte sich gar nicht mehr vorstellen, ohne Cathryn zu
sein. Sie hätte meine Schwester sein sollen, dachte sie verzweifelt mit dem Gedanken an Leandra, aber dann korrigierte sie sich
rasch: Cathryn war ihre Schwester, ebenso wie Leandra und die
anderen auch. >Die Schwestern des Windes< war mehr als nur
ein Begriff, den Cathryn geprägt hatte. Sie trug die gleiche Tätowierung wie sie alle auf dem Körper. Hellami war wahrscheinlich
die Einzige, die Cathryns Tätowierung je vollständig gesehen hatte. Sie war einzigartig schön: ein einzelnes, schlankes Drachenmädchen von großer Anmut, das Cathryn Shaari getauft hatte.
Die Kleine drängte sich in Hellamis Arme. »Ullrik darf nicht sterben! Er hat uns gerettet. Und er hat dieses Monstrum getötet,
das Asakash umgebracht hat. Er darf nicht sterben.«
Hellami schwindelte. Eine so schwierige Entscheidung hatte sie
noch nie treffen müssen. Ullrik sterben lassen, damit sie und
Cathryn überleben konnten? Das Leben von Cathryn in höchste
Gefahr bringen, um Ullrik zu retten? Was, wenn Ullrik schon seit
Stunden tot war? Oder noch

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