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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Schande!«, beklagte sich Victor, baute sich vor
dem Wachmann auf und zog ihm die Uniformjacke zurecht.
»Cerell! Pauli. Könnt ihr nicht wenigstens ein bisschen Respekt
zeigen, wenn die Shaba kommt?« Er rückte dem Mann den schief
sitzenden Helm gerade und boxte ihm leicht in den Magen. »Einen ganzen Monat hab ich versucht, euch Manieren beizubringen!
Völlig umsonst!« Er wechselte zu Paul und zupfte dessen Kleidung
zurecht. »Unrasiert!
Schmutzig!«
»Ach lass nur«, meinte Alina. »Ich hab’s schon aufgegeben.
Ich hoffe nur, sie stehen ihren Mann, wenn es mal wirklich hart
auf hart kommt.«
»Mal sehen«, meinte Paul grinsend.
Victor brummte ärgerlich, war aber nicht bereit, noch mehr Zeit
auf die beiden zu verschwenden.
Vielleicht würde er irgendwann einmal einen zweiten Versuch
unternehmen, diesen undisziplinierten Gesellen etwas Ordnung
einzutrichtern; für den Augenblick war wichtig, allein dass sie
Alina bedingungslos waren. Sie würden ergeben ohne zu zögern
ihr Leben einsetzen, um sie oder Victor zu beschützen, auch wenn
sie jetzt so taten, als wären sie für ein Trinkgeld bereit, ihren Posten zu verlassen. Jacko hatte persönlich für sie garantiert.
Die vier Ankömmlinge betraten die kleine Vorhalle der ShabaGemächer. Hier gab es zwei weitere Leibgardisten, und sie sahen
schon etwas besser aus.
»Ist Cleas da, Tomash?«, fragte Alina.
»Ja, Shaba. Beim Portal. Izeban ist bei ihm, falls Ihr ihn
braucht.«
Alina nickte. Sie führte ihre Freunde durch zwei angrenzende
Räume und blieb dann vor einer schlichten, holzgetäfelten Wand
stehen.
Hellami war irritiert. »Aber…«
Alina lächelte. »Izeban«, sagte sie nur und wies auf die Wand.
»Ah«, machte Hellami und nickte verstehend. »Irgendeine Verzierung wird hier noch hinkommen«, erklärte Alina. »Ein Wandteppich oder eine Kommode. Zur Tarnung.« Sie trat vor, stellte
sich mit dem linken Fuß auf eine der Bodenkacheln und mit dem
rechten auf eine andere. Dann drückte sie auf eine Stelle im Kastenmuster der Wandvertäfelung. Zwei Klickgeräusche ertönten,
und kurz darauf öffnete sich ein Spalt in der Wand. Alina lehnte
sich gegen die Vertäfelung und drückte eine schwere Tür auf, die
dort entstanden war.
Vor ihnen führte eine Treppe ein Stück abwärts durch einen von
kleinen Öllampen erhellten, natürlichen Höhlengang.
Sie alle kannten diesen Weg bereits, nur die geheime Türe war
neu. Cleas hatte hier seiner Shaba vor wenigen Wochen ein Stygisches Portal eingerichtet. Aus Relikten vergangener Zeiten hatte
er eine geheime Kunst der Magie wiederbelebt, mit deren Hilfe
man eine Person binnen eines Augenblicks an einen anderen Ort
bringen konnte. Das Portal war einzigartig und verband die Gemächer der Shaba mit Malangoor, dem geheimen Stützpunkt der
Schwestern des Windes. Nacheinander schritten sie die Treppe
hinab und erreichten eine kleine Halle, die ebenso wie die Treppe
und der kurze, dahinter liegende Gang natürlichen Ursprungs
war. Die Portalhalle war unregelmäßig geformt, aber groß genug,
um zwei Dutzend Menschen aufzunehmen. Der Boden bestand
aus einem Muster dunkelbrauner Steinplatten; an den Wänden
glühten in kleinen, gusseisernen Würfeln, die wie Käfige aussahen, magische Runenlichter. Überall waren kleine Mauern eingezogen, um den Raum vom übrigen Höhlensystem des Pfeilers abzutrennen. Wie kaum ein anderer Ort, den Hellami je betreten
hatte, wirkte diese Halle von Magie erfüllt. Cleas hatte hier seinen
ungewöhnlichen Künsten ein kleines Denkmal gesetzt.
Er selbst kniete mit einem scharfen Werkzeug auf dem Boden
und zog mit Fleiß und Hingabe die kunstvollen Gravurlinien der
Portalsteine nach.
Meister Izeban kam ihnen entgegen.
»Shaba!«, rief er. »Welche Freude! Und…
Fräulein Hellami…« Er blieb stehen und stemmte die Fäuste in
die Seiten. Stirnrunzelnd musterte er sie der Reihe nach. »Ihr
seht aber gar nicht fröhlich aus.«
»Nein, Izeban. Leider nicht. Es gibt schlechte Nachrichten.«
Hellami trat an ihm vorbei und kniete sich zu Cleas nieder, der
sich ein Stück aufgerichtet hatte und ihr ein unsicheres Lächeln
zuwarf. Beunruhigt musterte sie den kleinen Stapel von Steintafeln, der sich neben ihm türmte. Im Boden befanden sich quadratische Löcher, dort, wo die Tafeln fehlten. Sie deutete darauf. »Ist
etwas mit dem Portal?«, fragte sie.
»Ich möchte alle Gefahren so weit es geht ausschließen«, erklärte er und nickte in Richtung seiner Arbeit. »Um ehrlich zu
sein:

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