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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Ich habe zwar die Arbeitsweise dieser alten Kunst enträtselt, aber so richtig verstehen tue ich sie immer noch nicht.
Deswegen verfeinere ich noch einmal alle Linien der Runenzeichen und die Ornamente…« Hellami holte Luft.
»Also funktioniert das Portal im Augenblick tatsächlich nicht!«
Irritiert suchte Cleas den Blick der Shaba. »Aber… das habe ich
doch gesagt. Ich wollte für drei Tage…«
Alina wirkte ebenso betroffen. »Ja. Allerdings war mir nicht klar,
dass es dabei nicht zu benutzen ist.«
»Schon gut«, unterbrach Hellami sie mit erhobenen Händen.
»Das ist kein Vorwurf – allenfalls ein dummes Pech. Wie schnell
kann es wieder arbeiten?«
»Arbeiten? Tja… also, ich…«
»Wie schnell?«, verlangte Hellami scharf.
Cleas hob die Schultern. »In einer halben Stunde vielleicht… ich
muss die Runentafeln wieder einpassen.
Allerdings sind ein paar von ihnen noch nicht ganz fertig…«
Hochmeister Jockum trat hinzu. »Macht das die Benutzung gefährlich, Cleas?«
Cleas schüttelte den Kopf. »Nicht gefährlicher als zuvor.
Im Gegenteil, es dürfte sicherer geworden sein. Allerdings ist es
noch nicht so gut, wie wir es haben wollten…«
Hellami war wild entschlossen. »Ich gehe hindurch. Wir müssen
nach Roya sehen!«
*
    Hochmeister Jockum und Victor waren die Ersten, die durch das
Stygische Portal gehen sollten. Victor hatte sich mit einem
Schwert und einem kleinen Schild bewaffnet, um auf alles gefasst
zu sein. Hellami und Cleas sollten folgen, und sofern alles sicher
war, wollte Alina nachkommen – sie hatte hartnäckig darauf bestanden.
    »Hört auf mit eurer kleinlichen Sorge«, schimpfte sie wütend,
»ich habe schlimmere Gefahren durchgestanden als ihr alle zusammen!«
    Victor, der wusste, wie dickköpfig die sonst so sanfte und einfühlsame Alina sein konnte, versuchte die anderen zu beruhigen.
»Wenn wir vier durch sind, sollten wir doch wirklich wissen, ob es
sicher ist oder nicht, was?« Jockum, Hellami und Cleas starrten
ihn zweifelnd an. »Alina ist schließlich die Shaba, und sie hat das
Recht zu wissen, was in Akrania vor sich geht. Und besonders in
Malangoor.«
    Während die anderen grummelnde Kommentare abgaben,
hauchte ihm Alina mit einem spitzbübischen Grinsen einen Kuss
auf die Wange und flüsterte: »Du lernst schnell, mein Gemahl.
Vielleicht spendiere ich dir demnächst doch noch irgendeinen Titel.«
    Victor lachte leise auf, unterbrach sich aber, als ihm der Hochmeister einen strengen Blick zuwarf. Er hat Recht, mahnte sich
Victor. Jetzt war nicht die Zeit für Scherze. Sie hatten sich den
Fehler erlaubt anzunehmen, es könne schon nichts allzu Schlimmes passiert sein, solange kein Kurier aus Malangoor durch das
Portal kam und entsprechende Nachrichten brachte. Da aber das
Portal ausgerechnet in den letzten beiden Tagen nicht funktioniert
hatte, konnten in Malangoor die schlimmstmöglichen Dinge geschehen sein.
    Victor zog sein Schwert und trat zu Hochmeister Jockum, der
auf das Portal zugetreten war. Cleas, der die fehlenden Ornamentplatten inzwischen eingepasst hatte, kniete sich nahe dem
magischen Kreis zu Boden und schloss die Augen. Nach einer
Weile öffnete er sie wieder, griff nach einem Werkzeug, steckte es
in eine Spalte zwischen zwei Steinen und korrigierte ihre Position.
Er wiederholte die Prozedur an anderen Stellen, wobei er die Platten mit kleinen Holzkeilen fixierte.
    Endlich war er zufrieden. Er ging zu einem Gestell am Rand der
Halle, hob dort ein weißes Glasprisma von der Größe zweier Männerfäuste heraus und bat sie alle zurückzutreten. Vorsichtig platzierte er es auf dem Sockel in der Mitte der Ornamentsteine und
trat zurück.
    Innerhalb von Sekunden baute sich ein faszinierendes Schauspiel in der Hallenmitte auf. Ähnlich einer kleinen Wasserfontäne
sprudelten über dem Prisma plötzlich winzige bunte Funken in die
Höhe, verwirbelten dort und fielen, nach außen treibend, in sanften Bögen rundherum wieder zu Boden. Es war wie ein Torbogen,
der sich um das Prisma zog. Die Ornamentlinien in den Steinplatten begannen auf geheimnisvolle Weise zu leuchten. Alina, die
dieses Schauspiel nach ihrer Flucht in einem kleinen Tal nördlich
von Saligaan in seiner einfachsten Form erblickt hatte, lächelte.
»Es wird immer schöner, Cleas«, meinte sie.
    Cleas lächelte dankbar zurück. Das Stygische Portal war sein
ganzer Stolz.
Mit gerunzelter Stirn deutete der Primas auf die Leuchterscheinung. »Bedeutet das, es funktioniert nun

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