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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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erhobene Klinge und nickte ernst.
Wenn Asakash tatsächlich in der Lage war, einen Dämon zu vernichten, konnte eines dieser Schattenwesen kaum mehr als ein
vertrockneter Stofffetzen für sie sein.
Victor winkte den anderen, ihm zu folgen. Leise und vorsichtig
schlich er den Gang hinab. Bis sie die kleine Vorhalle des Drachennests erreichten, kamen ihnen nur noch zwei Untote entgegen. Den ersten streckte Victor mit einem Schwertstreich nieder,
beim zweiten versuchte er es mit einem einfachen, kräftigen
Fußtritt. Er genügte. Die Dunkelwesen kamen ihm vor wie leere
Hüllen aus verkohltem Stoff und Papier. Kopfschüttelnd ging er
weiter.
In der Mitte der Vorhalle versammelten sie sich. Vier Wege
zweigten von hier ab: der südöstliche, aus dem sie kamen, je
einer nach Norden und Süden, über die man in andere Teile des
Drachennests gelangen konnte, und der westliche, der hinaus ins
Freie, zum Windhaus und nach Malangoor führte. »Hier ist nicht
ein einziger Mensch!«, flüsterte Victor besorgt.
»Mir wird ganz anders, wenn ich denke, was draußen passiert
sein mag!« Er deutete mit dem Schwert nach Westen zum Ausgang des Drachennests.
»Das Tor ist aufgebrochen«, stellte Hellami fest. Es gab eine
Holztür, die in eine eingezogene Holzwand eingebaut war, welche
den Zugang zum Drachennest abgrenzte. Sie hing zerborsten in
den Angeln. Wer auch immer sie eingeschlagen hatte, war um
einiges kräftiger gewesen als die hier umherirrenden Schattenkreaturen.
Victor nickte ahnungsvoll. »Bevor wir hinausgehen, sollten wir
erst noch den Nord- und den Südteil durchsuchen. Damit wir freien Rückzug haben, falls wir verschwinden müssen.
Einverstanden?«
Wieder trennten sie sich; Victor und der Primas wandten sich
nach Süden, wo es einen Versammlungsort und weitere kleine
Hallen gab, während Cleas und Hellami nach Norden vordrangen,
wo verschiedene Werkstätten und Lagerräume lagen. Bald darauf
trafen sie sich wieder in der Vorhalle.
Beide Paare waren einigen Dunkelwesen begegnet, die sie aber
vor keinerlei Probleme gestellt hatten. Weder Marko noch Roya,
Munuel, Quendras oder irgendein Malangoorer war zu finden gewesen.
»Auch keine Leichen«, schnaufte Hellami. Ihr Herz schlug
dumpf und schwer vor lauter Angst und Ungewissheit über das
Schicksal ihrer Freunde. »Los, wir müssen hinaus!«, drängte Victor. »Ins Dorf hinab.«
Er wollte sich gerade umwenden, als er in den Südostgang
blickte und plötzlich große Augen bekam. »Alina!«, rief er überrascht, »du solltest doch…!«
Sie war mit einem Bogen bewaffnet und befand sich in Begleitung von Izeban, der seine berühmte dreischüssige Armbrust bei
sich hatte. Herausfordernd trat sie vor Victor. »Was sollte ich
doch?« Victor verstummte.
Er sah sie nur fragend und mit hochgezogenen Augenbrauen an,
ebenso wie der Hochmeister. Im Unterschied zu ihm aber war er
insgeheim stolz auf Alina. Sie sah geradezu aufregend aus in den
einfachen Kleidern, die sie nun trug. Ihr langes Haar hatte sie zu
einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und sie trug nun Hosen, Stiefel, einen hellbraunen ledernen Wams und war mit Köcher und Bogen bewaffnet. In letzter Zeit hatte sie Bogenschießen geübt und war zwar alles andere als gut, aber sie wirkte entschlossen, mutig und dazu bereit, hier das Kommando zu übernehmen.
Etwas Seltsames war mit ihm passiert: Während Leandra in seiner Erinnerung langsam verblasste, wuchs seine Liebe zu Alina
immer mehr. Er bewunderte sie für ihre Kraft und Aufrichtigkeit.
Nicht, dass er Leandra je würde vergessen können. Aber in seinem Herzen hatte Alina – und das hätte er nie für möglich gehalten – inzwischen einen größeren Platz eingenommen.
Und er verstand sie auch jetzt: Sie war niemand, der einfach zu
Hause bleiben konnte, wenn es im Reich irgendwo brannte. Bisher hatte er es geschafft, sie aus gefährlichen Situationen herauszuhalten, aber ihm war immer klar gewesen, dass sie sich
irgendwann über seine Versuche, sie zu schützen, hinwegsetzen
würde. Wahrscheinlich hatte sie auch deswegen begonnen, das
Bogenschießen zu erlernen. Sie wollte nicht auf andere angewiesen sein, wenn es brenzlig wurde. Sogar im Kampf mit einem
leichten Rapier übte sie sich inzwischen.
Nachdem Victor nicht antwortete, wandte sie sich Jockum zu.
»Und Ihr wollt mir den Hintern versohlen, Hochmeister?«, fragte
sie mit einem deutlich warnenden Ton in der Stimme.
Der Primas, ein Mann in höchsten Ämtern und Würden, musste
sich arg

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