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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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aufgesetzt und fühlte sich an
alte Zeiten unter Chast erinnert – ein fader Geschmack lag auf
seiner Zunge. Instinktiv hielten sich die anderen Gäste von ihm
fern, die Tische um ihn herum waren leer.
    Wen wird die Shaba schicken?, fragte er sich zum wiederholten
Male. Seit Stunden saß er hier; der Wirt hatte ihn bisher wahrscheinlich nur deshalb noch nicht hinausgeworfen, weil er Angst
hatte. Angst vor Quendras finsterer Erscheinung. Er hasste sich
dafür, wieder in solche Abgründe hinabsteigen zu müssen. Endlich
tat sich etwas. Die Tavernentür öffnete sich, und zwei oder drei
Personen kamen herein. Quendras blickte über die Schulter zur
rückwärtigen Tür, die hinaus zur Latrine führte. Er glaubte zwar
nicht, dass er würde fliehen müssen, aber sicher war sicher. Mit
pochendem Herzen saß er da und wartete. Tatsächlich – die drei
Personen bewegten sich nach kurzem Zögern in seine Richtung.
Er hoffte, wenigstens eine davon zu kennen. Das würde die Sache
leichter machen.
    Es war dunkel in diesem Teil der Taverne, und die drei Personen
blieben auf halbem Weg zu ihm stehen. Wer es war, konnte er
nicht erkennen. Zwei von ihnen waren groß, eine kleiner. Als sich
eine der beiden größeren plötzlich nach links absetzte, wurde ihm
mulmig zumute. Es wirkte, als wollte man ihn umstellen.
    Sein Blick fiel nach rechts zu einem der kleinen schmutzigen
Fenster. Draußen war plötzlich auch noch jemand aufgetaucht.
Was geht hier vor?
Als die kleinere Person vor ihm mit einem leise singenden Geräusch ein Schwert aus der Rückenscheide zog, schrillten plötzlich
alle Alarmglocken in seinem Hirn.
»Quendras!«, hörte er eine bekannte Stimme. »Bleib ganz ruhig! Zwei Bögen sind auf dich gerichtet. Und wenn du ins Trivocum blickst, wirst du ein paar geöffnete Aurikel bemerken.«
Quendras keuchte. Auf einen Angriff war er nicht gefasst. Er
hatte damit gerechnet, eine unangenehme Unterhaltung führen
zu müssen, um daraufhin eine weitere Botschaft zu überbringen –
diesmal zu Rasnor. Aber es schien, als wäre man gekommen, um
ihn zu stellen. Innerhalb von Augenblicken hatte er sich davon
überzeugt, was der Mann über die Aurikel behauptet hatte – was
Jockum behauptet hatte. Quendras wusste längst, wer ihm gegenüberstand. Und ihm war auch klar, wer die kleinere Person mit
dem Schwert war: Hellami! Soweit ihm bekannt war, hatte dieses
Schwert gewisse Fähigkeiten, Rohe Magien abzuleiten. Es hatte
mitgeholfen, Chast zu besiegen.
Hellami kam langsam und mit erhobenem Schwert auf ihn zu.
Ihr sonst so hübsches Gesicht war hasserfüllt.
»Verräter!«, zischte sie ihn an. Verräter?, schoss es durch sein
Hirn. Was hatte in diesem vermaledeiten Brief gestanden?
»Hör zu, Hellami.«, begann er und erhob sich.
Doch sie unterbrach ihn.
»Versuch nicht, durch den Hinterausgang zu fliehen«, fauchte
sie. »Da sind noch mehr Bogenschützen!«
»Aber…«
Der Primas war ebenfalls ein Stück näher gekommen. »Was
auch immer du zu sagen hast – heb es dir auf für später!«, knurrte der alte Mann. »Du wirst uns jetzt in den Palast folgen. Erst
wenn wir dich unten im Kerker eingesperrt haben, werden wir mit
dir reden!«
Er schluckte. »Im… Palastkerker!« Dort gab es kein Entkommen, das wusste er. Ein uraltes magisches Phänomen machte das
Wirken von Magien dort unten unmöglich. Ein böses Gefühl beschlich ihn. Irgendetwas oder irgendwer hatte dafür gesorgt, dass
er in diese Falle lief und darin festsaß. Und es wäre eine schlechte
Falle gewesen, wenn sie ihm noch einen Ausweg geboten hätte.
Was hatte dieser verdammte Rasnor in den Brief geschrieben?
»Wartet!«, sagte er. »Ich… ich weiß nicht, was in dem Brief
stand… Ich sollte nur eine Botschaft überbringen!«
»Ja, eine Botschaft von deinem neuen Herrn – das wissen wir!«
»Von… meinem neuen Herrn?«
»Natürlich! Glaubst du, wir wissen nicht, dass du uns verraten
hast?«
Hellamis Gesicht war so von Hass erfüllt, dass es ihm fast den
Mut nahm weiterzusprechen. Was war nur geschehen? Er mochte
Hellami, und es tat seiner Seele weh, ihren Hass so sehr auf sich
gerichtet zu sehen. »Verraten? Aber… ich habe euch nicht verraten!«
Spar dir deine Ausflüchte. Marko hat überlebt. Er hat dich selbst
gesehen – wie du Roya geholt ruhig sei Dank, er lebt!, huschte
ein Gedanke durch sein Hirn – aber der nächste, eine bittere Erkenntnis, traf ihn Augenblicke später.
Natürlich! Für Marko musste es so ausgesehen haben,

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