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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Morgen überbracht.« Ötzli öffnete sie
und überflog kurz Titelblatt. »Gab das es irgendeine Reaktion
Pontifex?«, fragte er, vom während sie auf die Empfangshalle und
die große Eingangstür zumarschierten. Ein Bediensteter, der dort
stand und sie nahen sah, eilte hinaus, wahrscheinlich um den
Piloten anzuweisen, die Maschinen des Jets zu starten.
»Mir ist nichts bekannt, Eminenz«, erwiderte er mit unsicherem
Lächeln. »Ich denke, er wird erscheinen.«
Ötzli warf ihm einen Seitenblick zu. Aus irgendeinem Grund
schien der junge Mann Sympathien für den Papst zu hegen. Aber
inzwischen glaubte Ötzli, dass dies nur Schauspielerei war – wohl
um den Eindruck zu erwecken, er wäre tatsächlich der offizielle
Gesandte des Heiligen Vaters und kein Spitzel des Doy Amo-Uun.
Doch Ötzli durchschaute das Spiel.
Sie erreichten die Halle, verließen das Haus und strebten auf
den wartenden Hoverjet zu, der auf einem weiten Rasenrondell in
der Auffahrt zum Anwesen wartete. Die Maschinen summten bereits. Es handelte sich um ein brandneues, sehr leises Modell; ja,
dachte Ötzli, hier auf Schwanensee hatte er alles, was er sich
wünschte, und konnte tun und lassen, was er wollte. Der Doy
Amo-Uun ließ ihm freie Hand. Seinen Plan, diesen lästigen
Ain:Ain’Qua aus dem Amt zu jagen, konnte er ungehindert durchführen, und vielleicht hätte er sogar selbst der Heilige Vater dieses riesigen Sternenreiches werden können, hätte er es darauf
angelegt. Innerlich lachte er auf. Innerhalb eines halben Jahres
vom verjagten Mitglied des Hierokratischen Rates von Akrania
zum Pontifex Maximus eines Riesenreiches aufgestiegen!
Die Vollendung dieses Wegs allein war eine Verlockung. Er würde in die Geschichtsbücher eingehen! Aber dennoch: das Ganze
war nichts für ihn. Es hätte ihm nicht viel eingebracht außer einer
Menge Pflichten, die sich in keiner Weise mit dem deckten, was er
im Sinn hatte. Der Posten eines Kardinals hingegen war ideal.
Sein Amtsbereich betraf ganz allein den Raumsektor, in welchem
die Höhlenwelt lag, und solange die nicht offiziell dem Sternenreich des Pusmoh angehörte, bestand seine einzige berufliche
Pflicht darin, ein Mitglied des Heiligen Konzils zu sein und dort im
Sinne des Pusmoh zu handeln.
Ein diebisches Lächeln flog über seine Züge, als er über das
kleine Treppchen in den Passagierraum des Hoverjets kletterte.
Im Sinne des Pusmoh, echote es in seinem Denken. Der Pusmoh
wollte nur eines: die Macht über die Kirche behalten. Diesen
Wunsch erfüllte Ötzli ihm gern. Und dieser Ain:Ain'Qua war, seit
er das Amt des Pontifex übernommen hatte, ein Störfaktor.
Der kleine Jet besaß zwei sich gegenüberliegende DreierSitzbänke für Passagiere; auf einem Sitz rechts außen saß Unteroffizial Simonai, ein junger Mann aus dem Büro der örtlichen Diözese und recht fähiger Organisator und Beschaffer für alles Mögliche. Er war für Ötzli abgestellt worden, nachdem er um einen
persönlichen Sekretär angefragt hatte. Simonai trug einen der
schlichten hellgrauen Anzüge, mit denen sich die KirchenBediensteten auf Schwanensee gewöhnlich kleideten; auf seinen
Knien lag ein Lederköfferchen. Sein Gesicht wirkte sehr jung und
irgendwie spitzfindig. »Guten Tag, Eminenz«, begrüßte er ihn mit
leuchtenden Augen.
Ötzli nickte ihm zu und setzte sich auf den Mittelsitz der gegenüberliegenden Reihe, die in Fahrtrichtung blickte. Julian ließ sich
auf dieselbe Sitzreihe wie Simonai fallen, allerdings mit einem
Sitz Zwischenraum. Offenbar mochte er den jungen Unteroffizial
nicht.
Die Tür schloss sich, und der Hoverjet hob ab. Das kleine Schiff
war wirklich angenehm leise. Leicht wie eine Feder und völlig ruhig trieb es in die Höhe, schwenkte nach Nordwesten und summte über das wundervoll friedlich und parkähnlich daliegende Hügelland der Minnemark in Richtung von Lyramar-Stadt. Ach, was
war Schwanensee doch für eine schöne, beschauliche Welt. Und
ganz ohne Stützpfeiler und Sonnenfenster! Er hasste Stützpfeiler
und Sonnenfenster.
Seine Gedanken glitten für einen sehnsüchtigen Moment an Lucia vorüber und erreichten die Mappe, die auf dem Sitz neben ihm
lag. Seine beiden Begleiter saßen ihm gegenüber, die Blicke auf
sein Gesicht geheftet. Die Blicke von Simonai waren erwartungsvoll, Julians hingegen wirkten abwartend.
Ötzli nahm die Mappe und widmete sich ihrem Inhalt. Es handelte sich nur um vier Blätter; die Anklageschrift lag obenauf, die
anderen drei enthielten eine

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