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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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mit Griswold zu
reden.
Dass sie nicht lauschen dürften, hatte er nicht verlangt, und so
hatten Leandra und Roscoe von der Brücke aus die gesamte Unterhaltung mit angehört. Als Giacomo schließlich zu ihnen auf die
Brücke der Melly Monroe kam, plagte Leandra ihr Gewissen, und
sie beichtete es ihm. Er kommentierte es lediglich mit einem Lächeln und einem Augenzwinkern. »Aber nichts davon weiterverraten, versprochen?«
Sie nickte brav, aber hinter ihrer aufgesetzten Maske der Ruhe
tobte ein kleiner Gefühlssturm. »Sie sind ein Mann mit vielen Gesichtern, Giacomo«, sagte sie, weil sie glaubte, irgendetwas sagen zu müssen.
»Das kann bisweilen nützlich sein.«
Er hatte Griswold eine Tracht Prügel verabreicht, ihm anschließend den Frack geglättet, ihm dann eine großzügige Entschädigung angeboten und zum Schluss mit Exkommunizierung gedroht.
»Was ist das überhaupt, Exkomma…«, fragte sie.
»Exkommunizierung«, korrigierte er sie mit einem zweideutigen
Lächeln. »Offenbar etwas, wovor die Leute immer noch gehörige
Angst haben.«
Roscoe trat von hinten an Leandra heran und umarmte sie.
»Es bedeutet, dass man aus der Glaubensgemeinschaft der Kirche ausgeschlossen wird.«
»Richtig. Strafweise. Man verliert alle Rechte auf die Sakramente. Was aber ohnehin niemanden kümmert.«
Sie hob das Kinn und blickte schräg über ihre Schulter zu Roscoe auf. »Und davor soll Griswold Angst haben? Ist er denn so
fromm?«
Roscoe schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil. Ich vermute, es hat
eher etwas mit der Heiligen Inquisition zu tun.«
»Das ist wahr«, bestätigte Giacomo. »Jeder Exkommunizierte
landet auf der Schwarzen Liste der Heiligen Inquisition von Thelur. Es ist zwar schon fast dreitausend Jahre her, dass diese Listen wirklich benutzt wurden – aber es gab Zeiten, in denen das
Volk mit so etwas in Angst und Schrecken versetzt wurde. Das
war kurz nachdem die Galaktische Föderation vom Pusmoh gegründet wurde, zwangsweise, wie Sie vielleicht wissen. Zu dieser
Zeit wurde die Heilige Inquisition als subtiles Machtmittel eingesetzt. Wer unbequem war, aber vom Pusmoh oder den Drakken
nicht wirklich belangt werden konnte, wurde einfach einer
Schandtat gegen den Glauben bezichtigt. So mancher verschwand damals; es gab böse Geschichten über Verschleppung,
Folter, Tod. Es war ganz wie im Mittelalter, obwohl die Menschheit
und die Ajhan in einer Zeit der Hochtechnologie lebten.«
Leandra schien das zu beeindrucken, sie drückte sich tiefer in
Roscoes Umarmung. »Wirklich? Wir hatten auch einmal so eine
Zeit, in der Höhlenwelt. Es ist nicht lange her.«
Giacomo nickte. »Dann wissen Sie ja, wovon ich rede. Diese Art
von Terror bleibt lange in den Köpfen der Menschen erhalten.
Zumal er niemals ganz abriss. Immer wieder wurde die Heilige
Inquisition ausgeschickt, um die Bevölkerung einzuschüchtern.
Nicht umsonst gibt es die Heilige Schar der Ordensritter. Wo die
auftaucht, erzittern die Leute.
Und sie war ja vor kurzem erst hier, in Aurelio-Dio.«
»Stimmt«, bestätigte Roscoe. »Auf der Suche nach dir, mein
Schatz.«
Leandra nickte. Ihr Gesicht zeigte Betroffenheit. »Aber ich wollte nicht, dass Griswold so hart bestraft wird…«
Giacomo hob eine Hand. »Niemand wird ihn exkommunizieren,
und schon lange nicht, nur weil ich es sage. Ich wollte ihn nur
einschüchtern.« Er lächelte. »Was mir offenbar gelungen ist. Es
ist nämlich so: Auch wenn er uns bei den Behörden melden und
dadurch eine Art Amnestie für seine Beteiligung an dieser Sache
erhalten würde, könnte ihn das niemals vor der Inquisition schützen. Deren Rechtsprechung liegt auf einer anderen Ebene. Das ist
ja das Schreckliche an ihr. Da kann man zu Unrecht verleumdet
werden und sieht sich plötzlich einer Verfolgung ausgesetzt, gegen die man völlig machtlos ist.
Man könnte in einem Folterkeller enden – und es wäre rechtens.«
»Wirklich?«, fragte Leandra bedrückt. »Ich hätte nicht gedacht,
dass das in einer Welt wie dieser möglich ist.«
»Ist es, meine Liebe, ist es. Und zwar, weil es der Pusmoh so
will. Die Inquisition ist eine Erfindung der Menschen aus grauer
Vorzeit, die es für Jahrtausende gar nicht mehr gab – man hielt
dieses archaische Machtinstrument für ausgestorben.
Aber mit der Gründung der GalFed und der Hohen Galaktischen
Kirche tauchte die Inquisition wieder auf.
Sie ist eine Idee des Pusmoh gewesen, und er hat sie bis heute
aufrechterhalten, weil sie für ihn so nützlich ist.
Er will seine

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