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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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gegen
ihn ging. So genau wusste er das nicht; es war wohl ohnehin das
erste Mal in der neueren Kirchengeschichte, dass man einen Pontifex der Ketzerei bezichtigte.
    Der Saal war einer der kleineren, irgendwo in den endlosen
Fluchten des Paulus-und-Kar:J’hee-Rings, eines gewaltigen Gebäudekomplexes, in dessen Mitte der Dom von Lyramar aufragte.
Es wunderte ihn nicht, dass diese Anhörung nicht weiter bekannt
gemacht worden war und hier in aller Abgeschiedenheit abgehalten wurde. Er hätte wetten mögen, dass jeder der Anwesenden
wusste, oder wenigstens ahnte, dass hier ein abgekartetes Spiel
ablief. Man wollte ihn stürzen, und zwar deswegen, weil er sich
der Macht des Pusmoh nicht beugte. Kardinal Lakorta, der offenbar als Wortführer neben dem Konzil-Vorsitzenden saß, war
nichts als ein Strohmann. Nein, so ganz traf das nicht zu, korrigierte sich Ain:Ain’Qua. Es steckte noch mehr dahinter. Die Höhlenwelt, Leandra, die Magie, die Drakken… vermutlich noch
zehnmal mehr, als er im Augenblick ahnte. Und dass Lakorta, wie
er nun wusste, von der Höhlenwelt stammte, rundete das Bild ab.
Er hatte den Kardinal bisher nur für einen kleinen, dünnen Mann
gehalten, aber das stimmte nicht. Er war groß und einigermaßen
kräftig, er stammte nur, wie Leandra, aus einer Welt, in der die
Menschen nicht die Körpermaße ihrer Artgenossen hier draußen
in der Galaktischen Föderation hatten.
    »Ehrwürdiger Heiliger Vater!«, rief Kardinal Umberto, der den
Konzil-Vorsitz heute innehatte.
Er stand hinter einem breiten Pult auf einer podestartigen Erhöhung am Kopfende des Saales; neben ihm saßen die Kardinale
Lakorta und Zhe:Zan’Jhan. Ain:Ain’Qua betrachtete betont gelangweilt das doppelte Rippengewölbe und die rautenförmigen Majoo-Fenster, die eine Verquickung der Kulturen der Menschen und
der Ajhan darstellten, während der Vorsitzende weitersprach.
»Leider ist das Heilige Konzil durch eine ungewöhnliche Anschuldigung zu dieser Anhörung gezwungen, die Ihr jedoch sicher sofort widerlegen könnt.«
»Das glaube ich kaum«, murmelte Ain:Ain’Qua. »Bitte?«
Nun sah Ain:Ain’Qua den Vorsitzenden direkt an. Er missachtete
das Protokoll, indem er die Saalmitte verließ und direkt vor das
Pult trat. Mit seiner Größe fehlte ihm nicht viel, um auf gleiche
Augenhöhe mit dem Vorsitzenden zu kommen. »Ich bin nur erschienen, weil es mich interessiert, welches hinterlistige Spiel hier
abläuft«, sagte er scharf. »Eine Anhörung gegenüber dem Pontifex wegen Ketzerei? Das ist wohl das Lächerlichste, was ich je
gehört habe. Mir ist keine Einsicht in eine Anklageschrift gewährt
worden. Keine Vorbereitungszeit, um mich mit den Vorwürfen zu
befassen und Mittel zu deren Entkräftung aufbieten zu können.
Weder eine Zeit der Besinnung noch die Gelegenheit einer Beichte, um nur einmal von den guten alten Regeln unseres Glaubens
zu sprechen.« Kardinal Umberto ertrug die Zurechtweisung beinahe ungerührt. Verwundert stellte Ain:Ain’Qua fest, dass sein
Rückhalt im Konzil geringer war, als er geglaubt hatte. Alte Weggefährten wie Umberto oder einige andere der hier Anwesenden
schienen ihm seine lange Amtszeit zu neiden, vielleicht auch seinen guten Ruf in der GalFed oder beides. Womöglich gab es noch
andere Dinge. »Das ist der Grund, warum ich glaube, die Vorwürfe nicht entkräften zu können«, fuhr Ain:Ain’Qua fort, mit lauter
Stimme, an alle gewandt. »Das Ganze ist eine Intrige, und ich
nehme nicht an, dass man versäumt hat, die Verleumdungen gegen mich sorgfältig aufzubauen. Aber lasst sie nur verlesen, Herr
Vorsitzender. Sobald ich weiß, worum es sich dreht, werde ich
diesen abscheulichen Komplott ausheben und dazu verwenden,
dieses Konzil auszumisten! Hier sitzt so mancher, der nur seine
Pfründe sichern will und weiß Gott nicht im Sinn der Ziele der
Hohen Galaktischen Kirche handelt!«
Einige der Männer in seinem Blickfeld erschauerten, das konnte
er leicht erkennen. Und im Rest des Saales waren noch mehr, die
Grund hatten, sich zu fürchten.
In Wahrheit jedoch baute Ain:Ain’Qua nur auf die Wirkung seines Amtes und seiner Persönlichkeit. Er wollte diese heuchlerische Versammlung ein wenig einschüchtern und hauptsächlich
wissen, was Lakorta gegen ihn geschmiedet hatte, um sich damit
befassen zu können. Was er gerade gesagt hatte, war leider nur
allzu wahr: Es wäre ein schlechtes Komplott gewesen, hätte man
es nicht sauber und sorgfältig aufgebaut. Wäre nur Bruder

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