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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Jacke besaß einen verformbaren Halsring, den man vorn zusammenklinken konnte. Als er das tat,
piepste es leise, dann floss aus mikroskopischen Öffnungen des
Ringes eine Substanz heraus, die dem Material seines wundersamen Druckanzugs ähnelte, den er getragen hatte, als er Leandra
und Roscoe von dem Asteroiden im Aurelia-Dio-System gerettet
hatte. Er sah an sich herab, als er von einer dunkelgrauen Substanz umflossen wurde. Es musste eine dieser monoklinen Kristallmembranen sein, einem der kristallinen Wunder aus Ajhanfertigung. Giacomo hatte in seinem Dokument beschrieben, worum
es sich bei dieser Substanz handelte. Sie verfügte über eine spezielle Partikeltechnik – er hatte vergessen, wie sie hieß –, die in
der Lage war, die Photonen des umgebenden Lichts zu absorbieren, abzubilden und wieder freizugeben. Durch mikroskopisch
kleine, Licht leitende Fasern konnte dieses Material nach allen
Seiten hin ein simuliertes Trugbild erzeugen, das einen nahezu
unsichtbar machte – je dunkler die Umgebung, desto besser. Er
lächelte. Trotz aller Technik war noch immer die Nacht der beste
Zeitpunkt zur Flucht. Er fand die dazugehörige Kappe, setzte sie
auf und beobachtete, wie sich eine dünne, fast völlig transparente
Folie über seinen Kopf schob und sich mit dem Halsring verband.
Sie schien beweglich und luftdurchlässig zu sein.
Nun war er schon fertig. Mehr würde er nicht mitnehmen können. In einer kleinen Notausstattung führte er ein paar ID-Karten
mit sich, so gut gefälscht, dass sie eigentlich schon wieder echt
waren, ausreichend Geld und einen Holocube mit allgemeinen und
speziellen Daten, die er benötigte. Hinzu kamen noch sein RWTransponder und ein Chronometer mit einigen zusätzlichen Funktionen an seinem Handgelenk. Das Einzige, was nicht streng
technischer Natur war und das er noch bei sich hatte, war ein
kleines goldenes Glaubenssymbol, das er an einem Kettchen um
den Hals trug: ein Kreuz in einem Oval – das gemeinsame messianische Symbol der Ajhan und der Menschen.
Ain:Ain’Qua war bereit, sich auf die Flucht zu begeben. Er sandte ein kurzes Gebet an seinen Schöpfer, dass er ihm beistehen
möge, und machte sich auf den Weg. Logischerweise begann es
hier im Ankleidezimmer. Nach kurzem Suchen fand er den von
Giacomo beschriebenen versteckten Sensor, der ihm einen
schmalen Durchschlupf öffnete, der sich hinter einer Reihe offizieller Gewänder im Rückteil des Raumes befand. Er aktivierte
das Licht seines RW-Transponders, drückte sich zwischen den
Gewändern hindurch, passierte den Durchschlupf und fand sich
nach wenigen Schritten über eine kurze Treppe, die durch einen
schmalen Tunnel führte, auf einem dunklen, ihm unbekannten
Gang wieder. Er musste sich nun westlich der päpstlichen Gefilde
befinden.
Sicher hatte Giacomo diesen Tunnel nicht gebaut. Aber er hatte
ihn gefunden. Der Dom von Lyramar war ein historisches Gebäude, über zweitausend Jahre alt, und durch diesen Tunnel hatte
sich gewiss schon vor ihm so mancher andere Papst ungesehen
aus seinen Räumen entfernt.
Der Gang war schmal, niedrig und strebte nach links wie nach
rechts in die Ferne. Ain:Ain’Quas Lichtquelle war nur schwach,
aber zur Orientierung genügte sie. Giacomos Anweisung, die er
sich eingeprägt hatte, schickte ihn nach rechts.
In leichtem Laufschritt setzte er sich in Bewegung.
Es ist wahrscheinlich, dass Ihr im Laufe Eurer Flucht, sofern sie
je stattfindet, von Sensoren entdeckt werdet, Heiliger Vater, hatte Giacomo in seinem Dokument geschrieben. Doch man wird
Euch in diesem Anzug nur schwer lokalisieren können. Die beste
Gegenmaßnahme, die Ihr habt, ist die Bewegung. Bleibt nie lange
an einem Fleck, doch schaltet die Tarnfunktion auch einmal kurzzeitig aus, wenn Ihr an einem sicheren Ort seid. Dann kann man
den Energieausstoß des Anzugs nicht mehr messen. Vergesst
allerdings nicht, dass dann wieder andere Dinge sieht- oder
messbar sind. Eure Körperwärme beispielsweise oder Euer mächtiger Herzschlag… Ain:Ain’Qua musste wieder lächeln, auch voller
Dankbarkeit. Was Giacomo geschrieben hatte, verstand er; er
war technisch durchaus gebildet, wenn auch nicht in dem Maße
wie sein Gehilfe. Er eilte den dunklen Gang hinab, der eine leichte
Biegung nach rechts aufwies, was daraufhindeutete, dass er der
Rundung des gewaltigen Doms folgte – einem Rundbau von mehr
als einer Viertelmeile Durchmesser mit einer riesigen Kuppel obenauf. Nach einer ganzen Weile kam er an einer Tür

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