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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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einem kräftigen Satz hob er ab,
erreichte einen der Fackelhalter, griff nach ihm und riss, so fest
er konnte.
Das verdammte Ding hielt.
Ächzend musste er loslassen und kam mit einem sehr unchristlichen Fluch wieder auf dem Boden auf. Der Drakken raste nun
auf ihn zu. Ain:Ain’Qua hoffte, ihn so täuschen zu können, dass er
selbst im letzten Moment abtauchen konnte und das Killerwesen
mit Wucht gegen die Wand krachte.
Doch daraus wurde nichts. Einfache Drakkensoldaten galten als
ziemlich dumm, dies hier aber war keiner von den einfachen.
Er bremste seine Geschwindigkeit rechtzeitig ab und warf sich
gegen Ain:Ain’Qua, sodass dieser mit einem heftigen Krachen
gegen die holzvertäfelte Wand schlug. Für Momente blieb ihm die
Luft weg; einige der Knochengrate des Drakken hatten ihn getroffen und ein paar hässliche Schnittwunden verursacht. Aber nun
widerfuhr Ain:Ain’Qua etwas, das er lange nicht mehr verspürt
hatte: Er verfiel in die gute, alte Kampflaune eines ausgebildeten
Ordensritters. Männer dieses Berufes wussten sich auch mit den
blanken Fäusten durchzusetzen; sie beherrschten alle Arten der
Kampfkunst und dazu noch eine ganze Menge gemeiner Tricks. Es
war zwar über zehn Jahre her, dass er solche Techniken ernstlich
angewandt hatte, aber nun kam die alte, kaltblütige Abgefeimtheit wieder in ihm hoch. Er war nicht zuletzt deswegen in das
höchste aller Kirchenämter aufgestiegen, weil er sich sowohl geistig als auch körperlich meisterhaft unter Kontrolle hatte. Als der
Drakken wieder angriff, wusste Ain:Ain’Qua mit plötzlicher Sicherheit, dass er selbst eine Kampfmaschine wie dieses Biest erledigen konnte – ohne eine Waffe zu besitzen.
Das Licht im Saal war ausreichend; sein scharfer Blick erkannte
an der sich ändernden Körperbalance des Gegners schon im Vorhinein, mit welchem Angriff zu rechnen war. Ganz so schnell wie
früher war Ain:Ain’Qua nicht mehr, aber es genügte dennoch.
Geschickt wich er einigen Schlägen der scharfkantigen Drakkenarme aus und platzierte dann eine Dreifach-Kombination auf der
panzergeschützten Brust des Wesens. Die drei Faustschläge waren so hart, dass der Drakken zurücktaumelte. Ain:Ain’Qua setzte
sofort nach. Zwei rasch gesetzte, harte Tritte gegen zwei der
Standbeine, und der Drakken wankte. Er ließ sich fallen, wirbelte
einen kräftigen Fußfeger gegen ein drittes Bein, und der Drakken
verlor den Halt. Ain:Ain’Qua sprang auf wie eine Feder, landete
zwischen den verhedderten Beinen des Drakken, beugte sich über
das Wesen und setzte seine bewährte Dreier-Kombination noch
dreimal schnell hintereinander an. Erst gegen den linken Oberarm
des Gegners, dann gegen die linke, obere Brust, zuletzt gegen
den Hals und das Kinn. Es krachte und knackte, die Knochen des
Wesens barsten. Drakken waren eher leicht gebaut, so auch dieser, obwohl er ziemlich groß war. Schnaufend stand Ain:Ain’Qua
über seinem reglos daliegenden Gegner.
Seine beiden Herzen schlugen einen heftigen Rhythmus, ein
leichter Schweißfilm hatte sich über seine grünliche Haut gelegt.
Für einen verwirrenden Moment war er sich im Unklaren darüber,
ob er seinen Schöpfer um Vergebung für diese Tat bitten sollte,
denn er hatte eine seiner Kreaturen getötet, wenn auch eine ausnehmend scheußliche. Er entschied sich dagegen. In einem kurzen Gebet bat er seinen Herrn um weiteren Beistand und trat
rückwärts vom Kampfplatz fort. Der Drakken rührte sich nicht
mehr, er war tot. Noch immer heftig atmend, sah Ain:Ain’Qua
sich im Saal um.
Zum Glück stand noch immer der Eingang, durch den er gekommen war, einen Spalt offen; von dort aus würde er möglicherweise noch einige Einzelheiten über die Art der Türen in diesem Saal herausbekommen. Ansonsten gab es hier außer der
Holzvertäfelung und den Fackelhaltern nichts.
Nein, das stimmte nicht ganz, korrigierte er sich. Er trat ein
paar Schritte zurück, immer weiter, bis er den Rand des Saales
erreicht hatte. Er besaß etwa dreißig Meter Durchmesser, und auf
dem dunkelgrauen, steinernen Kachelboden befand sich, wie ein
Mosaik zusammengesetzt, eine riesige Sonne.
*
     
»Ha!«, rief Ötzli vergnügt aus. »Unglaublich!
    Dieser Kerl bringt doch glatt den Wächter um! Das ist aber sehr
unpäpstlich, finden Sie nicht, Simonai?«
Unteroffizial Simonai grinste. »Ich habe es Euch prophezeit,
Eminenz.«
»Ist er das?«, fragte Lucia und deutete auf den Holoscreen, auf
dem nur grüne und rote Farben zu sehen waren. »Was

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