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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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darauf?«
Für eine Weile schwiegen sie, während die Melly Monroe schneller wurde. Der Beschleunigungsdruck stieg, die Kompensatoren
begannen leise zu jaulen. Leandra kannte das alles bestens. Nur
eines fehlte ihr: Sandys Stimme. Sandy – das war die Bordintelligenz der Moose gewesen, Roscoes Schiff, das von den Drakken
zerstört worden war. Obwohl Leandra zu dieser Zeit noch keine
Silbe von Roscoes Sprache verstanden hatte, war ihr die Stimme
der unsichtbaren Sandy immer sehr freundlich und warm vorgekommen – sie hatte sie gemocht. Auf der Melly Monroe schien es
so etwas nicht zu geben.
Der Druck ließ wieder nach und versiegte schließlich ganz. Über
die Panorama-Monitore, die über den Steuerpulten angebracht
waren, konnten sie das umliegende All beobachten. Im HalonOrbit durfte man nicht allzu schnell fliegen, denn hier gab es eine
Menge Felstrümmer, mit denen man zusammenstoßen konnte.
Aber die Entfernung, die sie überbrücken mussten, war auch
längst nicht so weit wie die zwischen den Planeten.
»Wie lange werden wir bis zu diesem Mond brauchen?«, fragte
Leandra.
Roscoe stand auf, beugte sich über das Pult und tippte etwas
ein. »Ich muss ihn erst mal finden. Er heißt Gladius.«
»Gladius?«
»Ja. So kleine Dinger werden häufig nach irgendwelchen Leuten
benannt. Wer allerdings dieser Gladius war, weiß ich nicht. Ist ja
auch egal. Hauptsache, wir finden dort unseren Mann.« Giacomo
rückte wieder auf die Vorderkante seines Sitzes vor, eine Position,
die er offenbar mochte. »Ja, richtig«, meinte er. »Diese Sache
mit dem Wissenschaftler, Leandra. Und mit der LeviathanKönigin. Darüber haben wir bisher kaum geredet. Was hat es damit auf sich?«
Leandra sah unsicher zu Roscoe. Obwohl das Steuern der Melly
Monroe seine ganze Aufmerksamkeit erforderte, bemerkte er
Leandras Blick. »Das ist keine ganz einfache Geschichte, Giacomo«, sagte er, während er die Monitore genau beobachtete. »Es
war sogar der Punkt, an dem wir uns mit Griswold verkracht haben. Am besten lassen sie Leandra ganz ausreden, bevor Sie Ihre
Zweifel anmelden. Ich jedenfalls glaube ihr.«
Sie warf Giacomo ein verlegenes Lächeln zu, und er lächelte zurück. »Schon gut, Leandra. Ich ahne schon, dass es etwas mit
Ihrer Magie zu tun hat. Ich werde mich zurückhalten.«
»Nicht wirklich mit der Magie. Aber etwas mit meinem Inneren
Auge.« Dann erzählte sie ihm die ganze Geschichte, angefangen
von ihrem Erlebnis im Krähennest, als sie die Königin zum ersten
Mal gesehen hatten, über die vier Sichtungen eines Schwarms
unter den Habitatskuppeln bis hin zu ihrer zweiten Begegnung mit
der Königin und dem, was sie dabei gefühlt und an Bildern von ihr
empfangen hatte. Giacomo hörte ihr die ganze Zeit über ruhig
und aufmerksam zu. Einige Male hob er erstaunt die Augenbrauen, enthielt sich aber jeglicher Bemerkungen.
»Wissen Sie, Leandra, diese Dinge kommen mir persönlich gar
nicht so verrückt vor«, meinte er, nachdem sie geendet hatte.
»Schließlich bin ich Bediensteter einer Institution, die auf die
Wiederkehr des Heilands wartet. Eines wundertätigen Menschen,
des Sohns Gottes. Entweder halte ich dann das auch für verrückt
– oder beides nicht.
Ich entscheide mich für das Letztere.«
»Wirklich?«, fragte sie lächelnd.
Er nickte. »Ja, wirklich.«
»Ich meine, Sie glauben mir? Sie halten das nicht für die Träumereien eines unreifen Mädchens?«
Er lachte auf und schüttelte dann den Kopf. »Nein, keineswegs.
Wären sie das, würde Sie gewiss nicht die halbe GalFed verfolgen.«
Leandra sah glücklich zu Roscoe, dann wieder zu Giacomo und
streckte ihm die Hand hin. »Ab jetzt dürfen sie >du< zu mir sagen, und nur Leandra. Ohne dieses Fräulein. Und meinetwegen
auch >Schätzchen< oder >Süße<, wenn’s sein muss.«
Sie hörte Roscoe aus dem Hintergrund auflachen. Giacomo
nahm ihre Hand. »Schätzchen? Süße?«
»Das dürfen nur wirkliche Freunde«, erklärte Roscoe, der noch
immer mit dem Steuern beschäftigt war. »Griswold inzwischen
nicht mehr.«
Giacomo nickte verstehend. »Gut. Vielleicht habe ich ja mal das
Bedürfnis. Sagen Sie… ahm… sag ebenfalls du zu mir. Und Giacomo, ohne dieses… Bruder.«
Roscoe schloss sich dem wohl gelaunt an. Endlich bekam er die
Melly Monroe aus dem dichtesten Getümmel der Asteroiden und
Eisbrocken der äußeren Halonringe heraus und konnte die weitere
Steuerung der Bordintelligenz der Melly Monroe überlassen.
Als er sich zu ihnen setzte, deutete er

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