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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Terhukan.
Solltet ihr ihn wirklich brauchen, nennt ihm den Namen meines
Schiffes: Ti:Ta’Yuh. Ich werde ihn darauf vorbereiten. Aber hoffen
wir lieber, dass ihr diese Möglichkeit erst gar nicht nutzen
müsst.« Leandra und Roscoe warfen sich Seitenblicke zu. Giacomos Verhalten hatte das meiste gesagt. Auch ein Papst hatte offenbar eine Vergangenheit.
*
    Als die gleißende Energieblase Azrani mit sich fortriss, drängte
sich mit Macht etwas in ihren Kopf, das ihr laut zurief, sie solle
ruhig bleiben, denn sie müsse nicht sterben. Dieses Gefühl, woher
es auch stammte, rettete ihr Herz davor, nicht einfach vor Angst
und Schock stehen zu bleiben. Die Reise, die sie Augenblicke später antrat, war das Erschreckendste, was ihr in ihrem jungen Leben jemals widerfahren war.
    Sie hatte das Gefühl, als würde sie durch eine enge, dunkle
Röhre gesaugt, mit den Füßen voran, in rasender Geschwindigkeit
und einem unbekannten Ziel entgegen. Sie fühlte sich nackt;
auch in ihren Händen war nichts mehr, kein Rucksack in der Nähe, einfach nichts. Seltsame metallische Leuchteffekte blitzten auf
und huschten an ihr vorüber, ohne dass sie eine Richtung oder
einen Ort ihrer Herkunft hätte ausmachen können. Das Eigentümlichste aber war die Stille, die sie einhüllte; bei dieser rasenden
Fahrt durch ein schwarzes, blitzendes Nichts gierte das Ohr förmlich nach einem Geräusch, aber da war nichts, nicht der kleinste
Laut.
    Die Geschwindigkeit war beängstigend; ihr war, als würde sie
schneller und schneller, als zöge sich der Raum um sie herum
zusammen, je höher ihre Geschwindigkeit wurde. Mit der Zeit
verwandelte sich das wirbelnde Schwarz in ein lähmendes Grau,
in dem winzige, blass-farbige Pünktchen umherschwirrten. Für
lange Zeit änderte sich nichts bis auf gelegentliche Lichtblitze;
Azrani bekam Angst, dass diese Umgebung zu ewiger Wirklichkeit
erstarren könnte und sie für alle Zeiten hier existieren müsste.
Die Vorstellung allein war blanker Horror. Aber dann verlor sich
das Grau endlich, verwandelte sich zurück in das wirbelnde, von
metallischen Schlieren durchzogene Schwarz und zunehmend in
Helligkeit, die nach einer Weile ihre Augen so sehr blendete, dass
sie sie schließen musste.
    Plötzlich und schlagartig, es mochten Minuten, Stunden oder
Tage vergangen sein, ließ die rasende Fahrt nach. Azrani fühlte
wieder Boden und Schwerkraft unter den Füßen; mit einem letzten, grellen Aufblenden verebbte das Licht und gab den Blick auf
eine unglaubliche Szene frei.
*
    Leandra starrte fasziniert durch die Wölbung der riesigen Ceraplast-Scheibe hinaus ins All, wo ein gigantischer Greifarm auf sie
zugefahren kam. Eine metallene Klaue, so groß wie ein Haus,
öffnete sich hungrig, fuhr rechts oben über sie hinweg und packte
nach etwas, das sich außerhalb ihres Sichtbereichs befand. Eine
leichte Erschütterung fuhr durch die Rogue, gepaart mit einem
metallischen Ächzen, das man jedoch mehr spüren als hören
konnte. »Alle Maschinen stopp!«, brüllte Käpt’n Keegan über die
Brücke, so als stünde er auf dem Achterdeck eines Dampfschiffs
und dirigierte das Festmachen an einem Hafenpier.
    Achterdeck?, fragte sich Leandra in Gedanken.
Dampfschiff? Sie hatte das Bild eines großen Schiffes im Kopf,
das ganz aus Eisen bestand und von dampfbetriebenen Maschinen bewegt wurde. Nicht, dass sie je so etwas mit eigenen Augen
erblickt hätte, aber das Bild war dennoch da. Inzwischen hatte sie
sich schon daran gewöhnt. Ihr Kopf war voll von neuem Wissen –
von Informationen, die ihr während der Schlafschulung, in der sie
auch die fremde Sprache erlernt hatte, eingeprägt worden waren.
Während sie das Andockmanöver der Rogue beobachtete, dachte sie, dass es ihr eigentlich gut gefiel, all diese neuen Dinge zu
wissen. Es war großenteils noch kein wirkliches Wissen, denn
sämtliche Einzelheiten erlangten erst dann eine Bedeutung, wenn
sie Möglichkeiten fand, sie anzuwenden oder sie in ein Verhältnis
zu anderen Dingen zu setzen, die sie tatsächlich kannte oder gerade kennen lernte. Aber es war immer sehr aufregend, wenn
neue Bilder durch ihr Denken purzelten, Wissensfragmente, die
überraschend und interessant waren – wie zum Beispiel der Vergleich mit diesem Dampfschiff.
Sie warf einen Blick über die Schulter zu Käpt’n Keegan. Er
stand auf einem breiten, metallenen Steg ein Stück links und
oberhalb vor ihr zwischen riesigen Holoscreens, Aufbauten und
Pulten, die von den zehn

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