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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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oder zwölf Leuten der Brückenbesatzung
bemannt waren. Das Licht war gedämpft und hatte einen warmen, orangefarbenen Ton. Ein vielstimmiges Summen erfüllte
den großen, fast kugelrunden Raum, der sich an der vordersten
Spitze des riesigen Schiffskörpers befand. Die Rogue war ein Halon-Leviathan, das Hohlskelett einer riesigen Weltraumbestie – so
wie die Moose, Roscoes ehemaliges Schiff, das jetzt leider nur
noch als Wrack irgendwo durchs Weltall trieb. Doch die Rogue
war ein richtig großer Leviathan, ein 24-Ripper, fast dreimal so
groß wie die Moose. Leandra schätzte sie auf über zwei Meilen
Länge.
Roscoe stand dort oben neben Keegan und wechselte leise Worte mit ihm. Die beiden kannten sich, wenn auch nur flüchtig, denn
sie übten denselben Beruf aus: Sie waren Kapitäne von Frachtraumschiffen… nein, von Raumschiffen.
Roscoe hatte sie während der Reise über dieses staunenswerte
Phänomen aufgeklärt. Die gewaltigen Lebewesen, die über zwei
Meilen lang werden konnten, verbrachten ihr bis zu zweieinhalb
Jahrtausende währendes Leben im Orbit des Riesenplaneten Halon. Dort ernährten sie sich von einer speziellen Pflanzenart, die
unter den besonderen Bedingungen dieser Umgebung gedieh und
frei im All schwebte. Vor über viertausend Jahren hatten die Menschen entdeckt, dass sich die Skelette toter Halon-Leviathane
vorzüglich als Hüllen für Raumschiffe eigneten. Sie bestanden aus
Rippensegmenten von geradezu unglaublicher Festigkeit. Der
ganze Körper war in sich beweglich, trotzte aber dennoch den
ärgsten Gravitationskräften. In den Hohlskeletten war viel Platz
für Fracht, jedenfalls dann, wenn die Reste organischer Substanz
herausgebrannt worden waren. Auf diese Kunst hatten sich die
Hüller spezialisiert, die Leviathan-Jäger von Halon. Gedankenverloren starrte Leandra hinaus zu den Sternen, die so friedlich zu
ihr hereinfunkelten. Einer der leuchtenden Punkte dort draußen
musste der Planet Halon sein, eine riesige Gaskugel, der jedoch
so weit von seiner Sonne Aurelia-Dio entfernt war, dass man ihn
trotz seiner Größe mit den bloßen Augen von den umliegenden
Sternen nicht unterscheiden konnte. Fast eine Million Meilen
Durchmesser sollte Halon haben und war damit fast so groß wie
Aurelia-Dio selbst.
Vom Anblick des Weltalls und den Geschichten über seine Wunder konnte Leandra gar nicht genug bekommen. Sie empfand es
ein wenig wie einen Rausch, zumal sie ihr Leben lang gedacht
hatte, es gebe nur ein paar Dutzend Sterne. Nein, korrigierte sie
sich, das stimmte nicht. Natürlich hatten sie in der Höhlenwelt
gewusst, dass es Tausende Sterne gab. Aber mehr als ein paar
Dutzend hatte man durch die Sonnenfenster nicht sehen können.
Aber was waren schon Tausende gegen die tatsächliche Anzahl?
Allein von hier aus konnte sie schon Millionen sehen. Rechts vor
ihr, hinter dem großen grauen Rad der Orbitalstation Spektor III,
leuchtete ein blauorangefarbener kosmischer Nebel, durchsetzt
von zahllosen gleißenden Lichtpunkten und ebenso vielen schwarzen Flecken. Der Anblick war einfach phantastisch. Links unten
hatte sie vor kurzem noch die Rundung eines nahen Mondes gesehen, und in ihrem Rücken stand, das wusste sie, der Planet
Diamond. Er war ihr Ziel.
Leandra seufzte. Dass Ain:Ain’Qua fort war, nahm ihr die zuvor
gefundene Ruhe. Und dass sie ihn nur mit Glück je wiedersehen
würde, erfüllte sie mit Traurigkeit. Immerhin würden sie Bruder
Giacomo wieder treffen, jedenfalls dann, wenn es ihnen gelang,
den Drakken zu entgehen. Diese Gefahr kam ihr plötzlich viel
größer vor als noch gestern in ihrem kleinen Zimmer auf Potato,
wo sie Pläne geschmiedet hatten. Inzwischen hatten sie Geld,
nicht einmal wenig, gefälschte ID-Karten und sollten Bruder Giacomo in ungefähr drei Wochen wiedersehen. Sie wussten den Ort,
wo sie Pater Bellini treffen sollten, hatten einen guten Plan, und
sie besaß einen dieser wundersamen RW-Transponder.
Trotzdem war ihre Zuversicht gedämpft. Hier auf Spektor III
würden sie womöglich auf Drakken treffen, und allein der Gedanke an die Echsenwesen machte sie nervös. Auch wenn Giacomo
behauptet hatte, ihre Tarnung wäre sicher. Sie tastete nach ihrer
rechten Brusttasche, in der sich ihre ID-Karte befand. In irgendeinem winzigen Teil dieser Karte befanden sich angeblich zwanzigtausend Soli. Das musste eine ziemliche Menge Geld sein, und
Giacomo hatte ihr eingeschärft, die Karte niemals zu verlieren.
Zwar konnte niemand anderer als sie

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