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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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und
sie trug nicht einmal eine Schramme davon. Ihre Körperhülle hatte dafür gesorgt, dass sie unverletzt blieb. Als Azrani all ihre
Vermutungen über ihr erstaunliches Kleidungsstück bestätigt sah,
fielen auch die letzten Befürchtungen von ihr ab, dass ihr hier
etwas drohen könnte. Die Hülle war ein idealer Begleiter, sie
schützte und nährte sie sogar, denn sie fühlte weder Hunger noch
Durst und auch keine Müdigkeit. Ihr Würfel spendete ihr Licht und
sogar einen gewissen Trost; in ihm sah sie das Zeichen, dass es
für sie einen Weg zurück nach Hause gab. Mutig drang sie bis ins
Zentrum des Gebäudes vor. Der Stadtpalast war ein schockierender, bis zum Bersten mit Knochen angefüllter Ort des Todes.
Über der Halle wölbte sich eine große, teilweise zerstörte Kuppel; Trümmer türmten sich auf dem nach unten gewölbten Hallenboden, vermischt mit zahllosen Knochenresten und primitiven
Waffen. In der Mitte der Halle standen drei große, steinerne Sockel, doch was sich einst auf ihnen befunden haben mochte, war
der Raserei zum Opfer gefallen. Hier an diesem Ort schien die
letzte Schlacht stattgefunden zu haben. Nichts ließ darauf hoffen,
dass vielleicht doch noch eine letzte Einigung oder ein Waffenstillstand ausgehandelt worden waren. Bedrückt stellte Azrani sich
das letzte der Wesen vor, die hier gekämpft hatten: tödlich verletzt, eine blutgetränkte Waffe in der Hand und noch ein letztes
Mal den Namen jenes unbekannten Führers, Gottes oder Fluchs
flüsternd, in dessen Namen es getötet hatte – ehe es in sich zusammensank und sein Leben aushauchte.
Sie hatte genug gesehen. Auf der Stelle wandte sie sich um und
verließ die Stätte des Todes. Diesmal schien es ihr fast, als beschützte sie ihre Hülle vor der Aura des Hasses, der diesen Ort
einst bis zum letzten Atemzug erfüllt hatte. Sie beeilte sich, dem
Gebäude und der Stadt zu entfliehen.
6
Drachenkrieg
    Als die Drachen kamen, neigte sich der Nachmittag dem Ende
zu. Das Licht, das durch das Sonnenfenster in die Höhlenwelt fiel,
hatte einen warmen Farbton angenommen.
    Es waren sechs, und sie kamen von Nordosten. Marina, die neben Ullrik saß und zufällig aufblickte, sah sie schon von weitem.
Deutend streckte sie den Arm aus. »Sieh mal, Ullrik!«
    Dumpf brütend hatten sie lange Zeit dagesessen und versucht,
einen Gedanken zu fassen, wie sie sich Meados widersetzen könnten. Ohne Erfolg. Ullrik hob den Kopf und sah die Drachen ebenfalls. Sein Herz begann zu pochen.
    »Sind das Sonnendrachen? Hat er am Ende Verstärkung zu sich
gerufen?«
Marina stand auf und tat ein paar Schritte nach vorn.
»Nein, ich glaube nicht. Sie sind kleiner«, flüsterte sie.
»Keine Vierbeiner. Vielleicht sind es Sturm- oder Felsdrachen.«
Ullrik stemmte sich ächzend in die Höhe. Gemeinsam spähten
sie zum Himmel hinauf. »Ob sie uns…?« Er unterbrach sich und
blickte nach rechts, in Richtung ihres Lagers.
»Verdammt, er liest wirklich in unseren Gedanken! Er hat es
mitbekommen!«
Marina sah ebenfalls hinüber, und da stand Meados schon aufrecht, den Kopf in Richtung der Ankömmlinge gewandt, die
Schwingen ausgebreitet. Mit ein paar Schritten Anlauf und einem
kräftigen Sprung warf er sich in die Luft und gewann rasch an
Höhe.
»Sieh mal, einer ist zurückgeblieben!« Ullrik deutete auf den
einzelnen Drachen, der hinter den anderen zurückfiel und sich
nach Norden hin treiben ließ.
Plötzlich strebten die übrigen fünf auseinander und segelten wie
Blätter, die vom Wind aufgewirbelt werden, in alle Richtungen
davon. Augenblicke später war das Trivocum voller Aktivität.
»Die Drachen!«, sagte Marina aufgeregt. »Sie reden miteinander. Nein… das ist kein Reden… es ist Meados’ Stimme…«
»Was?«
Marina wurde bleich. »Er… er brüllt sie an.« Ullrik schüttelte
verständnislos den Kopf. »Er brüllt?«
Von ihrem Blickwinkel sah es so aus, als befände sich Meados
direkt zwischen den Neuankömmlingen.
Nur der einzelne Drache blieb ein Stück abseits. Es war wie ein
wirbelnder Tanz, den die Tiere hoch über der Ebene aufführten,
doch er schien nicht friedlicher Natur zu sein. Dazu waren die
Stimmen der Drachen im Trivocum zu aufgeregt und laut. Plötzlich flammte eine riesige, weiß strahlende Wolke auf. Meados hatte sie ausgestoßen. Sie hüllte einen der Drachen ein, und ein entsetzliches Brüllen gellte durchs Trivocum.
Marina erschrak so sehr, dass sie strauchelte und beinahe nach
hinten fiel. Voller Entsetzen verfolgte sie

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