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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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außen hin nicht höher wirkten als die restlichen Gebäude.
Anfangs näherte sie sich nur zögernd den gelblichen, kuppelförmigen Bauwerken, die wie eine Kolonie teils aufrechter, teils
seitlich liegender Eier die Mitte des Tals füllten. Es gab Straßen
zwischen den Kuppeln, die sehr schmal und außerordentlich verwinkelt waren. Schon bald war Azrani sich sicher, dass dies keine
Stadt der seltsamen Wesen dort draußen in den Tälern gewesen
sein konnte, vorausgesetzt, sie waren tatsächlich so groß gewesen wie die Skulpturen.
Gewesen.
Ja, dieser Eindruck hatte sich inzwischen in ihrem Denken verfestigt. Anfangs hatte sie die Befürchtung gehegt, sie könne in
dieser Stadt auf fremde, unbekannte Kreaturen stoßen. Doch was
auch immer hier zu finden war, es würde nichts Lebendiges mehr
darunter sein.
Keines der Kuppelgebäude war sonderlich groß; die Wesen aus
den Tälern hätten dort nicht hineingepasst. Auch wiesen die Behausungen nirgends sichtbare Öffnungen auf. Verlassen drängten
sie sich unter dem Licht der orangeroten Abendsonne, die immer
noch an der gleichen Stelle über dem Horizont zu stehen schien.
Allerdings hatten sich die drei Monde verschoben… Schließlich
erkannte Azrani, dass sich die Sonne offenbar ein ganzes Stück
horizontal bewegt haben musste. So etwas war ihr fremd; eine
Weile stand sie nachdenklich da und versuchte zu verstehen, wie
die Himmelsmechanik hier funktionieren mochte. Besonders die
Rolle der drei Monde verkomplizierte alles. Schließlich gab sie es
auf und beschloss, sich auf ihren leuchtenden Würfel zu verlassen. Er hatte ihr bisher an jeder dunklen Stelle, die sie durchwandert hatte, ausreichend Licht gespendet. Sie setzte sich wieder in
Bewegung und betrat die fremde Stadt. Wie auffällig sie mit ihrem Würfel und ihrer Körperhülle wirken mochte, wusste sie
nicht. Das Strahlen der Hülle war nur gering, aber ihre Haut war
hell und würde im Zwielicht des langen Abends weithin zu sehen
sein. Ihre Befürchtungen zerstreuten sich jedoch, als um sie herum alles völlig ruhig blieb. Von weitem hatte die Stadt recht gut
erhalten gewirkt, jetzt aber erkannte Azrani, dass einige der Kuppeldächer beschädigt oder gar eingestürzt waren. Die meisten der
Häuser besaßen äußere Verzierungen, ähnlich den Skulpturen
draußen in den Tälern. Es waren seltsame, seilähnliche Gespinste
aus Stein, welche wie Netze um die Häuser hingen. Aus dicken
und dünnen Elementen bestehend, wirkten sie planlos angeordnet, waren aber dennoch schön anzusehen. Einige kleinere Gebäude waren kaum höher als Azrani selbst, und so konnte sie hier
und dort durch eingestürzte Dächer von oben hineinsehen.
Was sie erblickte, erinnerte an Kammern, welche in sich selbst
rund oder oval waren. Nirgends gab es einen rechten Winkel oder
ebenen Boden. Die Wesen, die hier einst gelebt haben mochten,
konnten nicht viel größer als Katzen gewesen sein. Die Häuser
waren leer, und in den Ritzen hatte sich viel Staub angesammelt,
genau wie in den Kanten und Ecken der Straßen. Azrani wurde
sich dessen bewusst, dass es hier keine Pflanzen gab und auch
keinerlei kleine Tiere oder Insekten. Die Stadt wie auch das Land
waren vollkommen unbelebt. Staunend ging sie weiter und musste sich mitunter durch enge Gassen zwängen, über Hindernisse
steigen und unter Brückchen hinwegducken. Doch je weiter sie
vordrang, desto zahlreicher wurden die Schäden an den Gebäuden. Stetig ging es ein wenig abwärts, auf das Zentrum der Senke zu, und schließlich erreichte sie die Mitte der Stadt, wo es entsprechend größere und höhere Gebäude gab. Das auffälligste
Bauwerk war der Stadtpalast, wie Azrani ihn bei sich nannte, weil
er zentral gelegen und das größte Gebäude von allen war. Eine
Vielzahl von Kuppeln, große, kleine, schmale und breite, waren
kunstvoll ineinander gestaffelt und boten ein beeindruckendes
Bild. Wären nicht all die Schäden gewesen, hätte man von einem
Prunkstück fremdartiger Baukunst sprechen können. Doch vieles
lag in Trümmern; in der Mitte dieser Stadt musste einmal eine
schreckliche Schlacht getobt haben.
Azrani blieb stehen und starrte verstört auf die Szenerie, denn
ihr wurde klar, dass es sich nur so hier abgespielt haben konnte.
Warum sonst sollte eine so erstaunliche Welt vollkommen ohne
Leben und totenstill sein?
Nun sah sie auch zum ersten Mal so etwas wie Skelette. Sie
ging in die Hocke und untersuchte einige zerfallene Gerippe, die
an den sand- und

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