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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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mit, wie der getroffene
Drache – er war viel kleiner als Meados – irr mit den Schwingen
schlug und Augenblicke darauf wie ein Stein in die Tiefe fiel. Er
war in eine wabernde, weißliche Aura eingehüllt.
Dann brach am Himmel die Hölle los. Die vier übrigen Drachen
stoben wild durcheinander, fingen sich wieder und stürzten sich
auf Meados. Sie stießen die typischen weißen Feuerwolken der
Drachen aus, die so grell wie die Sonne zur Mittagszeit vom
Himmel herabstachen. Marina glaubte, die Hitze sogar spüren zu
können. Die schiere Kraft der Drachenmagie war beängstigend.
»Was tun sie da?«, rief sie voller Entsetzen. Meados war für seine
Größe unerhört gewandt. Er schaffte es, den meisten Feuerwolken der angreifenden Drachen auszuweichen und wurde von den
übrigen nur gestreift. Mit einem abgründigen Gebrüll, das er nicht
einmal im Trivocum, sondern dort oben am Himmel ausstieß, ging
er wieder zum Angriff über. Für Marina brach eine Welt zusammen. So etwas hätte sie nie für möglich gehalten. Seit nach dem
Drachenkrieg eine engere Verbindung zwischen den Menschen
und den Drachen entstanden war, hatten die Menschen die Überzeugung gewonnen, dass die Drachen eine überlegene Moral besaßen und um jeden Preis friedfertig waren. Was jedoch dort
oben am Himmel geschah, spottete allem, was Marina bisher über
diese Wesen zu wissen geglaubt hatte. Ullrik griff nach ihrem
Arm. »Der Einzelne, Marina! Er kommt hierher! Schnell, wir müssen weg!«
Ungläubig starrte sie hinauf. Der einzelne Drache, der sich von
den anderen abgesetzt hatte, steuerte in einem weiten Bogen
herab und kam nun genau auf das Portal der Pyramide zugeflogen. Marina stieß ein hilfloses Gurgeln aus. Als sie sich in den
Schutz einer der Säulen zurückziehen wollte, hielt Ullrik sie fest.
»Warte, Marina. Ich glaube…«
Er starrte dem näher kommenden Drachen entgegen. »Da ist
jemand auf seinem Rücken!«
Kurz kam ihr Rasnor in den Sinn, aber im nächsten Moment
wusste sie, dass es kein Feind sein konnte. Kein Drache würde
freiwillig jemanden tragen, der auf der Seite der Bruderschaft
stand.
Sie schluckte. Kein Drache außer…
Ein schreckliches Kreischen hallte durch das Trivocum. Erschrocken blickte sie zum Himmel auf, wo ein furchtbarer Kampf tobte.
Einer der kleineren Drachen loderte in grellem weißem Feuer,
doch es erstarb wenige Augenblicke später; der Getroffene schien
sich in der Luft halten zu können. Meados tobte wie ein wütender
Dämon, schnappte nach den angreifenden Artgenossen und sandte ihnen immer wieder sengende Feuerwolken entgegen.
Doch die kleineren Drachen waren sehr schnell und vermochten
ihm auszuweichen.
Nun war es zu spät, um dem Drachen, der auf sie zuhielt, noch
entfliehen zu können. Marina sandte ein Stoßgebet zu den Kräften, dass dieser Drache zu ihren Freunden zählen möge; sie hatte
nicht den Hauch einer Vorstellung, wer der Mensch auf seinem
Rücken sein könnte. Ein Einsiedler aus Veldoor? Ein zufälliger Reisender?
»Es… es sind zwei!«, rief Ullrik, als der Drache heran war.
»Nein, drei sogar!«
Dann war der Drache da, stellte die Schwingen in den Wind
und bremste so scharf ab, dass sich die drei Personen auf seinem
Rücken mit aller Kraft festhalten mussten.
Augenblicke später sank er, für dieses harsche Flugmanöver
immer noch bemerkenswert sanft, auf den Boden nieder.
»Es ist Nerolaan!«, rief Marina mit sich überschlagender Stimme.
Bevor sie ihren Schreck verdaut hatte, war Nerolaan, ihr alter,
verlässlicher Freund, schon wieder in der Luft. Die drei Personen,
die auf seinem Rücken gesessen hatten, hatten so schnell abspringen müssen, dass sie verdattert im Sand saßen und dem
Drachen hinterherstarrten. Marina begriff, dass Nerolaan seinen
Artgenossen dort oben im Kampf gegen Meados helfen wollte.
Was war hier nur im Gange?
Wer die Neuankömmlinge waren, hatte sie auf den ersten verwirrten Blick schon erkannt: Es waren Hellami, Cathryn und Marius. Mit einem erleichterten Aufstöhnen eilte sie zu den dreien,
die sich eben aufrappelten.
Cathryn, Leandras kleine Schwester, kam ihr mit einem lang
gezogenen Freudenschrei entgegen. Marina schalt sich wegen der
Dummheit, vor kurzem noch an die sechs Schwestern des Windes
gedacht zu haben, nein – sie waren sieben!
Das achtjährige Mädchen sprang ihr in die Arme, und gleich
darauf war auch Hellami da. Sie begrüßten sich voller Erleichterung und Herzlichkeit, doch der Kampf dort oben am Himmel forderte

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