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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Schultern. »Na ja, das war bloß eine
Idee. Aber ich wäre bereit, etwas darauf zu verwetten, dass die
Menschheit einstmals hier ankam. In Aurelia-Dio, auf dem Planeten Diamond.«
»Na großartig«, kommentierte Roscoe. »Ausgerechnet auf diesem Schlammloch!«
Leandra wandte sich an Roscoe; er konnte ihr ansehen, wie
aufgeregt sie war. »Erinnerst du dich an das, was Ain:Ain’Qua
sagte?«, fragte sie mit leiser Stimme.
»Dass Diamond eine der frühen Welten der Menschheit wäre?
Wenn Griswolds Theorie mit der 24-Stunden-Zeit stimmt, dann
wäre Diamond vielleicht wirklich die allererste, von Menschen
besiedelte Welt.«
Sie drehte sich zu Griswold um. »Du musst mir unbedingt mehr
davon erzählen. Wir haben ja jetzt Zeit.«
»Gern – wenn du möchtest.«
Sie nickte eifrig. Dann sah sie an sich herab und zupfte an ihren
viel zu weiten Kleidern. »Gut. Aber erst einmal möchte ich mir
etwas Kleidsames aus diesem Zeug hier nähen. Das ist ja viel zu
groß. Hast du Nadel und Faden an Bord?«
Griswold schluckte. »Nadel und Faden? Was… was ist denn
das?«
Leandra seufzte laut. »Ich wusste es. Bis zu euch Barbaren sind
die wirklich wichtigen Dinge des Lebens noch nicht vorgedrungen.«
*
    Als Altmeister Ötzli die riesenhafte Gestalt in der Mitte des
schwarzen Kreises erreichte, kamen ihm Bedenken, ob das, was
er anzubieten hatte, einem Wesen wie der Stimme überhaupt ein
Zucken der Mundwinkel entlocken würde.
    Diesmal trug der Doy Amo-Uun ein purpurfarbenes Gewand, das
bis zum Boden reichte; sein grotesker hoher Hut war von derselben Farbe und verbreiterte sich ganz oben zu einer ulkigen flachen Platte, auf der ein Vögelchen hätte landen können. Der Rest
aber war so Furcht einflößend und abstoßend wie zuvor: eine
übergroße, einschüchternde Erscheinung, kantige Gesichtszüge
mit eingefallenen Wangen und verächtlich herabgezogenen
Mundwinkeln, tiefe Augenhöhlen und hakenförmige Brauen, die
unnachgiebige Strenge signalisierten. Die Stimme wirkte hochnäsig, skrupellos und böse – wahrhaftig eine Kreatur zum Hassen.
    »Lakorta!«, stellte das Wesen fest, als Ötzli ein Dutzend Schritte
vor ihm stehen blieb.
»Untersteh dich«, knirschte Ötzli warnend, »mich noch einmal
mit diesen Energieschlägen anzugreifen! Du würdest es nicht
überleben!«
»Oh!«, machte die Stimme und zeigte ein mitleidiges Lächeln
um die Mundwinkel. »Du baust auf deine Magie? Da du das letzte
Mal nichts davon zu Gebote hattest, vermute ich, dass du dir dein
Amulett wiedergeholt hast.
Von diesem Lakaien… Polmar, nicht wahr?«
»Falsch«, rief Ötzli voller Genugtuung. »Ich besitze ein neues.
Ein sehr starkes – und noch viele weitere dazu!«
Zum ersten Mal erlebte Ötzli sein Gegenüber sprachlos. Dabei
empfand er es als verwunderlich, dass die Stimme nie auf den
Gedanken gekommen war, auf der MAF-1 könnten bereits eine
Anzahl Amulette hergestellt worden sein. Ein weiteres Problem
der Nachrichten-Übermittlung, sagte er sich. Rasnor hatte ihm
erzählt, dass die Drakken ihren Angriff auf Akrania sechs Tage
früher begonnen hatten als geplant – Rasnor selbst hatte sie dazu
überredet. Auf diese Weise hatte auch die Amulett-Herstellung
früher begonnen und erste Ergebnisse erbracht. Offenbar hatte
der Doy Amo-Uun nie davon erfahren. »Die MAF-1 hatte bereits
mit der Herstellung der Wolodit-Amulette begonnen«, erklärte
Ötzli im Plauderton. »Achtundachtzig Stück. Damit könnte man
doch ein paar wichtige Verbindungen einrichten, nicht wahr?« Es
vergingen weitere Sekunden, ehe die Stimme antwortete. Doch
das Wesen ging gar nicht auf die Amulette ein. »Das respektlose
>Du<, das du gebrauchst«, stellte das große Wesen mit gefährlich ruhiger Stimme fest, »deutet darauf hin, dass du dich in einer
starken Position wähnst. Jetzt, nachdem du im Besitz dieser Wolodit-Scheiben bist.«
»Allerdings!«, rief Ötzli wütend aus, »das tue ich! Stark genug,
mich nicht mehr so entwürdigend behandeln zu lassen wie bei
unserem letzten Treffen. So etwas wirst du dir nicht noch einmal
erlauben!«
Die Stimme lachte spöttisch auf. »Du drohst mir, kleiner Lakorta?«
»Nenn es, wie du willst!« Ötzli kochte vor Wut. »In Zukunft sind
wir gleichberechtigte Partner. Solltest du mich noch einmal angreifen oder so herablassend behandeln, wirst du es bitter bereuen, das verspreche ich dir!«
Wieder entstand eine kurze Pause. Ötzli schnupperte Morgenluft. Wenigstens dieser Teil seines Plans schien zu

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